Thessaloniki-Rosenheim - Teil 1

von: Keine Ahnung

Thessaloniki-Rosenheim - Teil 1 - 03.07.15 21:38

Nun zum eigentlichen Reisebericht. Hier möchte ich meinen großen Dank an alle die vorausschicken, die mir bei der Vorbereitung der Tour mit vielen wertvollen Tipps geholfen haben. Ich werde auch in Zukunft gerne auf die Erfahrung der hier versammelten Radreisenden zurückgreifen.

Tag 1: 70 km / 750 m / Zug: ca. 100 km

Mein Ryanair-Flug von Bremen nach Thessaloniki war für 6:55 Uhr angesetzt. Wir wohnen nur etwa eine halbe Stunde Autofahrt vom Flughafen entfernt und meine Frau transportierte mich mit dem in einem Karton verpackten Fahrrad (das Zelt war ebenfalls im Karton) dorthin. Das Einchecken ging problemlos vonstatten. Ich hatte die beiden Front Roller und einen Back Roller mit den Spanngurten, die ich sowieso mitgenommen hatte, zu einem Paket zusammengeschnürt und den anderen Back Roller sowie die Lenkertasche als Handgepäck mitgeführt.





Den Flughafen Thessaloniki erreichte ich bei wunderschönem Wetter kurz vor 11 Uhr lokaler Zeit. Den Karton konnte ich direkt in der Gepäckhalle auspacken und nach Montage der Pedale, Geradestellen des Lenkers und Befestigung des Gepäcks war ich um etwa 11:30 Uhr startklar. Den Karton ließ ich in der Gepäckhalle zurück.



Auf dem Weg nach Thessaloniki musste ich eine der wenigen Korrekturen meines vorher ausgearbeiteten Tracks vornehmen, da eine der Straßen, die in der Karte schon eingezeichnet war, offensichtlich noch fertig gebaut werden musste. Ob das bei der derzeitigen finanziellen Misere Griechenlands in absehbarer Zeit geschehen wird, ist unsicher verwirrt . Dank des Kartendisplays war ein Ausweichen auf eine alternative Strecke aber hier (und auch später) kein Problem. Wie schon in der Einleitung erwähnt, sind solche Korrekturen in dem verlinkten Track berücksichtigt worden.



Entlang der Strandpromenade ging es zum "Weißen Turm", wo mir auch gleich ein koreanischer Reiseradler begegnete, der aus der Türkei her unterwegs war. Der klagte über die vielen Anstiege, die er schon hatte überwinden müssen und die daraus resultierenden Knieprobleme. Ich wies ihn darauf hin, dass er, wenn er den Sattel in eine Position bringen würde, so dass seine Knie nicht Gefahr laufen würden, an seinem Kinn anzustoßen, die Knie doch deutlich entlasten könnte. Er hielt dagegen, dass er dann aber im Sattel sitzend nicht mehr mit beiden Füßen auf dem Boden stehen könne wirr .







Meinen Track hatte ich schon vorher so geplant, dass ich ihm folgend eine schöne Stadtbesichtigung durchführen konnte, was sich auch bewährt hat. Generell bin ich bei meinen Radreisen nicht so gerne in Städten und verbringe auch nicht viel Zeit dort (oder ich umgehe sie ganz). Ich liebe die Natur und suche mir daher Strecken, die eher abseits der "Zivilisation" verlaufen. Dennoch wollte ich natürlich zumindest einen Eindruck von Thessaloniki gewinnen.







Aufgrund von Berichten, die ich hier im Forum gefunden habe, wollte ich das Stück von Thessaloniki nach Edessa gerne mit der Bahn zurücklegen. Ich erhoffte, dadurch auch Zeit für einen Abstecher nach Kosovo gewinnen zu können, den ich unbedingt einbauen wollte. An der Bahnstation kam zunächst Ernüchterung auf. Am Schalter wurde mir mitgeteilt, dass eine Fahrradmitnahme nicht möglich wäre entsetzt . Auch auf meinen Verweis auf das Internet, in dem dies von der Bahngesellschaft anders dargestellt wurde, half nichts. So schnell wollte ich aber nicht aufgeben. So ging ich zum Bahnsteig. Der Zug hat eine recht lange Wartezeit in Thessaloniki, bevor er nach Edessa losfährt. Der Zugführer meinte (zum Glück waren schon erste Passagiere da, die meine Frage übersetzen konnten), dass ich auf den Schaffner warten sollte. Der kam im letzten Augenblick und erlaubte mir schließlich, das Fahrrad mitzunehmen. Die Tickets konnte ich direkt bei ihm im Zug lösen. Es war dann auch wirklich ausreichend Gepäckabteil vorhanden und es hätten sicher noch mehr Fahrräder Platz gehabt. Die Bahnfahrt führte bis kurz vor Edessa durch eine ziemlich eintönige und flache Landschaft, so dass ich nicht bereute, hier auf das Radfahren verzichtet zu haben.





Edessa selber ist ein Ort, der im Wesentlichen durch seine Wasserfälle touristisches Interesse erlangt hat. Diese Wasserfälle habe ich dann auch besichtigt und man sollte nicht verpassen, auch hinter die Wasserfälle zu gehen. Meine Radtour, die ich am Flughafen begonnen hatte, konnte ich nun am Nachmittag fortsetzen. Es ging sofort sehr hügelig los und dieses Auf und Ab war schließlich ein durchgehendes Charakteristikum der gesamten Tour.





Zunächst ging es vorbei am "Schwanensee" (Limni Agra) über Arnissa zum Vegoritida- oder Ostrovo-See. Dieser schöne See ist der drittgrößte Griechenlands. Ich erreichte ihn am frühen Abend und hatte dieses Ziel schon vorher ins Auge gefasst. In Agios Panteleemonas hatte ich bei meinen Recherchen nämlich einen aufgegebenen Zeltplatz ausgemacht, den ich auch als verlassene Anlage vorfand. Die Sanitäranlagen gab es noch, sie waren aber in katastrophalem Zustand. Als Platz fürs „Wildzelten“ war die Anlage aber perfekt. Nachts wurde die Ruhe etwas gestört, als ein bellender Hund um mein Zelt strich. Ich musste schon an Jürgens Erlebnis mit dem Fuchs denken, da verzog sich der Hund wieder lach .







Tag 2: 160 km / 1850 m



Heute lag der erste volle Tag vor mir, an dem ich Griechenland schon wieder verlassen wollte. Über Marina ging es nach Nike, wo dann auch schon die Grenze nach Mazedonien erreicht wurde. Der Grenzübertritt war absolut problemlos.











Die erste größere Stadt war Bitola, immerhin die zweitgrößte Stadt Mazedoniens. Wenn man mit dem Fahrrad durchfährt, erlebt man natürlich nicht nur das akzeptable Zentrum. Besonders schön empfand ich die Stadt nicht. Immerhin konnte ich problemlos einen Geldautomaten finden und mich so mit Denaren versorgen. Es gelang mir auf der Reise durchwegs, die richtige Menge an Fremdwährung zu besorgen. Bis auf kleine Münzen blieb nie Geld übrig, welches ich wieder in Euro hätte wechseln müssen.







Nach Bitola ging es nun in bergigeres Gebiet und vor Carev Dvor und dem Prespasee (Dreiländereck Mazedonien-Albanien-Griechenland) musste ein 1200 m hoher Pass überwunden werden. Oben war eine kleine Kirche, vor der Bänke und Tische sich für meine Mittagspause anboten. Wie schon in den letzten Jahren habe ich mir bzgl. der Verpflegung eine nun schon zur Gewohnheit gewordene Vorgehensweise angeeignet. Falls ich nicht am Übernachtungsort ein Frühstück inklusive habe, fahre ich die ersten zwei bis drei Stunden (meist fahre ich schon kurz vor 7 Uhr los – aufgrund der Hitze bei dieser Tour manchmal schon um 6 Uhr) ohne Frühstück und suche mir dann einen Bäcker oder Laden, wo ich mir etwas Süßes kaufe. Manchmal nehme ich mir dort schon Brot oder Brötchen und ein Stück Käse oder Wurst mit für die Mittagspause oder ich besorge mir das etwas später. Gegen 13 Uhr suche ich dann ein nettes Plätzchen – hier also die Kirche mit ihrem „Picknickplatz“, an dem ich zu Mittag esse. Abends koche ich mir etwas (Nudeln, Reis usw.) auf dem Zeltplatz oder ich gehe in ein Restaurant.









Nach einem Stück entlang des schönen Prespasees ging es erneut hoch über einen zum Teil recht steilen Pass mit etwa 1600 m Höhe nach Trpejca am Ohridsee. Ein kleiner Teil des Sees liegt in Albanien, zugleich ist er aber auch der größte See Mazedoniens. Er ist übrigens einer der ältesten Seen der Erde. Mein eigentliches Ziel für heute war ein Zeltplatz in Gradihte, der aber verschlossen war. Es war zwar eine Telefonnummer angegeben, aber ich hatte keine Lust, nun auf den Besitzer zu warten. So fuhr ich weiter und nahm in Pestani ein Privatzimmer, welches nur 8 Euro kostete. Mit schönem Blick auf den See verspeiste ich eine wirklich mächtige und leckere Pizza.















Tag 3: 135 km / 1550 m

Ich fuhr früh los und nach zwei Kilometern musste ich an meinen Personalausweis denken. Ich hatte ihn am Tag zuvor dem Besitzer des Zimmers gegeben, damit der die Registrierung durchführen konnte, und anschließend wieder entgegengenommen. Sicherheitshalber wollte ich in meinem Geldbeutel nachsehen, ob ich ihn eingesteckt hatte. Natürlich war er nicht da verwirrt . Mein erster Gedanke war, dass ich ihn im Zimmer habe liegen lassen. Also fuhr ich schnell zurück und sah nach. Auch hier war er nicht. Nach einigem Grübeln fiel mir dann ein, dass ich ihn in die Tasche meiner „Ausgehhose“ gesteckt hatte. Dort war er dann auch. Erleichtert und gleichzeitig verärgert über mich selber fuhr ich erneut los.

Der Blick auf den stillen See war in der Früh wirklich toll. Ich kam auch an einem weiteren Campingplatz in Eleshec vorbei, dachte mir aber, dass das schöne und preisgünstige Zimmer doch die bessere Wahl gewesen war.



Schließlich kam ich in Ohrid an, wo ich an der schönen Strandpromenade sitzend gemütlich mein Frühstück verspeiste. Eine meiner Masterstudentinnen kommt aus diesem Ort. Leider war sie zu dieser Zeit nicht auf Besuch zuhause und ich hatte vergessen, die Adresse ihrer Eltern zu erfragen. Die Stadt ist sehenswert und es gibt eine Unmenge an orthodoxen Kirchen und Kapellen, die man über zum Teil sehr steile Sträßchen erreichen kann. Ich erklomm den Berg zu einer Kirche, zu der offensichtlich keine Straße sondern nur Stufen führten.











Weiter am Ohrid-See entlang fahrend erreichte ich Struga. Die Stadt wird durch den Schwarzen Drin geteilt und ist auch als "Stadt der Brücken" bekannt. Der Drin war noch länger auf meiner Tour ein sehenswerter Begleiter. So fuhr ich nun entlang dieses Flusses nahe der Grenze zu Albanien. Es folgte ein weiterer See, der Debarsee (Debarsko Ezero) und schließlich Debar, welches früher zu Albanien gehört hat.







Auf dem Weg traf ich drei junge französische Reiseradler, die schon 4 Jahre unterwegs waren. Ich gab ihnen meine E-Mail-Adresse, leider haben sie sich bislang nicht gemeldet. Fotos der Radfahrer, denen ich begegnet bin, möchte ich hier im Internet nicht einstellen, da ich nicht weiß, ob sie damit einverstanden wären. Kurz darauf ging es über die albanische Grenze und dann nach Peshkopi, wo ich wieder Geld abheben konnte. Auf einer kleinen Passhöhe, in der Nähe eines mächtigen kommunistischen Denkmals auf einer Bergkuppe, habe ich dann wild gezeltet. Ich fand eine Nische im Gebüsch, in der offensichtlich früher ein Gebäude gestanden hatte. Lediglich die Bodenplatte war noch vorhanden. Am Abend fuhren zwar mehrere Jugendliche einen schmalen Pfad direkt an dieser Stelle mit ihren Motorrädern den Hang hinunter, keiner schien aber einen Blick dorthinein werfen zu wollen, was ich bei dem steilen und holprigen Pfad verstehen konnte, der sicher alle Aufmerksamkeit beim Fahren verlangte.

















Tag 4: 115 km / 2250 m

Mit zum Teil sehr großen Steigungen ging es nun durch die wilden Berge Richtung Kukes. Die Straße war recht gut und es gab fast keinen Verkehr. Generell hatte ich in den Balkan-Ländern überraschend viele sehr gute und zum Teil neue Straßen vorgefunden. Die in der OpenFietsMap als weiß gekennzeichneten Straßen waren mindestens in Albanien eher von minderer Qualität und in der Regel nicht geteert. Die gelb gezeichneten Straßen waren die korrekte Wahl und ein Ausweichen auf die großen (grau gezeichneten Straßen) konnte – ebenfalls „in der Regel“ – vermieden werden. So war der Verkehr meist vernachlässigbar und häufig waren die einzigen, die die Straße nutzten, Kühe oder Schafe.













In den Bergen hatte ich nun nur kleine Ortschaften. Immer wieder wurde ich von Kindern und auch Erwachsenen angesprochen. Zweimal wurde ich von Hunden verfolgt. Einmal wollte mich ein einzelner an einer 15%-Steigung mit lautem Bellen attackieren böse . Ich hatte mir bereits zuhause eine kleine Pfeife besorgt, die ich mit einem Klettband am Deckel meiner Lenkertasche griffbereit befestigt hatte. Diese kam nun zum ersten Mal zum Einsatz. Das helle und sehr laute Pfeifen schien das Tier doch zu beeindrucken. Auf jeden Fall verzog er sich, immer noch laut bellend, hinter die Leitplanke lach . Oben an einem anderen Berg erwartete mich dann ein „Begrüßungskommando“, bestehen aus drei streunenden Hunden . Kurzzeitig reagierten auch sie irritiert auf das Pfeifen. Einer fasste sich dann aber doch ein Herz und schien es auf meine Wade abgesehen zu haben. Die kurze Zeit, die mir die Pfeife verschafft hatte, genügte, um auf den abschüssigen Teil des Berges zu kommen. Ich konnte entkommen, indem ich den Berg herunterrollte und gleichzeitig die Beine hochzog, so dass meine Füße fast schon auf Lenkerhöhe waren. Nach kurzer Zeit war ich so schnell, dass der Hund abließ schmunzel .

Kukes ist an sich eine sehr alte Stadt. Dennoch findet man eine nicht so schöne Stadt vor, da die alte Stadt im aufgestauten Drin untergegangen ist. In Kukes traf ich eine Gruppe von vier Nürnberger Radreisenden, die etwas in Zeitnot gekommen waren und daher dabei waren, einen Bus zu organisieren, der sie an die Küste bringen sollte. Über Vranisht, Golaj und andere kleine Orte ging es dann über die Grenze nach Kosovo – wiederum ein problemloser Grenzübertritt. Ich fuhr noch weiter bis nach Gjakove, wo ich in einem Hotel mit schönem Blick über den Ort übernachtet habe.











Tag 5: 170 km / 2000 m

Nun stand die Entscheidung an, ob ich direkt zur Fähre in Fierze (Komani-See) fahren oder die Variante zur Rugova-Schlucht wählen sollte. In Fierze dachte ich, dass ich die kleine Touristen-Fähre um 14 Uhr hätte erreichen können - wie sich später herausstellte, gab es die nicht mehr, dafür eine Autofähre um 9 Uhr. Ich entschied mich aber, die Rugova-Variante zu wählen. Da ich als Kind und Jugendlicher die Bücher Karl Mays mit Begeisterung gelesen hatte und der „Shut“ laut Karl May in der Rugova Schlucht seinen Unterschlupf gehabt hatte, musste ich diesen Ort – auch wenn die Geschichte natürlich Fiktion ist – unbedingt sehen. Meine Entscheidung, die Rugova-Variante zu wählen, war in jeder Hinsicht richtig. Zum einen ist sie einen Besuch wert und zum anderen wäre ich am Nachmittag sowieso nicht von Fierze weggekommen. Über Prejlep ging es also nun nach Decan Peja, wo der Eintritt in die Rugova Schlucht zu finden ist. Ich bin den Pass ganz bis ca. 1550 m hochgefahren und dann kurz vor dem "illegalen Übergang“ nach Montenegro wieder umgekehrt. Den schönsten Teil der wilden Schlucht findet man bis etwa 900 m. Danach ist es ein schöner Pass, der aber nicht wirklich außergewöhnlich ist und dem man wohl nur folgt, wenn man illegal nach Montenegro will oder eben Berge gerne erklimmt, wie ich.













Auf dem gleichen Weg ging es also nun zurück nach Decan Peja. Inzwischen war allerdings ein heftiges Gewitter in die Schlucht gezogen, welches mich im unteren Teil voll erwischte. Der heftige Wind sorgte dafür, dass ich bei der Abfahrt die Bremsklötze und Felgen schonen konnte. Zum Glück entkam ich hinter Decan Peja dem Regen wieder. Über Junik ging es zur Grenze nach Albanien. In Bajram Curri musste ich zum ersten und einzigen Mal recht unfreundliches Verhalten erleben. Ich wollte mir in einem Laden noch ein paar Lebensmittel kaufen, wurde aber nicht bedient und die Einheimischen drängten sich einfach vor mich an die Ladentheke. Schließlich gab ich frustriert auf und bin dann einfach wieder gegangen traurig . Zum Glück habe ich ja immer meine Notration an Lebensmitteln (getrocknete Tortellini, Tütensoße und Müsliriegel) dabei. Es war nun nicht mehr weit bis zum Fähranleger. Zusammen mit mir traf gerade ein Auto mit deutschem Kennzeichen ein. Es war ein albanisches Ehepaar, welches in Deutschland lebte und in Albanien Urlaub machte. Sie erkundigten sich nach den Fährabfahrten (Autofähre) und dolmetschten für mich.











„Ich könne am Anleger zelten und die Toilette nutzen. Über die ganze Nacht würde einer der jungen Männer dort sein.“ Das war die positive Auskunft, die ich erhielt. Bis ca. 23 Uhr tranken diese und spielten Karten. Um ca. 22 Uhr kam ein polnischer "Campingbus" mit drei Männern, die ebenfalls dort übernachteten.



Tag 6: 85 km / 1100 m / Fähre: 35 km

Die ganze Nacht und am Morgen war es sehr neblig, so dass das Zelt nass war. Kurz nach 6 Uhr fuhr die kleine „Busfähre“ (ein auf einem Bootsrumpf aufgeschweißter Reisebus) los. Die Autofähre wäre um 9 Uhr gefahren, auf die wollte ich aber nicht warten und außerdem erschien mir die kleine Fähre irgendwie „interessanter“ zu sein. Mein Fahrrad mussten wir über einen sehr engen Steg auf das Schiff schieben. Mit vereinten Kräften gelang dieser Balance-Akt aber.





Die Fährfahrt bis zum Damm des Stausees war definitiv – so wie der Besuch der Rugova-Schlucht – einer der vielen „Highlights“ der Tour. Für die ca. 30 km benötigte die Fähre etwas zwei Stunden. Es war wirklich traumhaft schön, insbesondere auch durch den Nebel und die tief stehende Sonne, die die enge Schlucht richtig unwirklich erscheinen ließ. Unterwegs wurden viel "Haltestellen" angefahren, bei denen man nicht wirklich wusste, woher die Leute aus den Bergen gekommen waren. Leider gab es auch Stellen, an denen sich Plastikflaschen und Ähnliches angesammelt hatten. Mehrfach auf meiner Tour durch den Balkan musste ich leider feststellen, dass mit dem Müll zum Teil wenig achtsam umgegangen wird schockiert .













An der Anlegestelle der Fähre am Ende des Stausees war extremes Gedränge, durch einen stockdunklen Tunnel ging es durch den Berg zur anderen Seite des Damms. Eine recht schlechte Straße führte hinab (und zwischendurch auch wieder nach oben). Für meine Federung war ich sehr dankbar, obwohl man natürlich auch ohne hätte fahren können. Die Strecke verlief oberhalb des Drin, auch vorbei am Restaurant, Hotel und Campingplatz von Mario, der den privaten Fährverkehr inkl. Autofähre organisiert. Wer also die Fähre nutzen will, kann es so einrichten, dass er zuvor oder danach dort anhält. Es begegneten mir eine ganze Reihe von Reiseradlern, die mir alle entgegenkamen. Zuerst ein recht "muffiges" Paar aus Österreich (vielleicht lag das an ihren ungefederten Fahrrädern?), dann eine Gruppe von Slowaken und Tschechen, die in einem Imbiss an der Straße zu Mittag aßen, drei Deutsche, die mit dem MTB eine Tour unternahmen und ein Schweizer, der noch in die Türkei wollte.









Es ging immer weiter am Drin entlang auf einer recht schönen Strecke bis nach Vau I Dejes und Mjede. Die Straße war inzwischen auch wieder deutlich besser. In Shkodra mit seiner netten Innenstadt machte ich Pause. Über Oblike E Madhe, Muriqan usw. ging es in einem Bogen zurück Richtung Shkodrasee (Skutarisee) und schließlich über die Grenze nach Montenegro. Diese Route ist sehr zu empfehlen und gehörte sicher zu den schönsten Abschnitten meiner Tour. Allerdings waren wieder viele Steigungen zu überwinden. Das lässt sich in dieser Region aber sowieso kaum vermeiden. Interessehalber legte ich dem Grenzbeamten den alten Personalausweis vor (ohne Chip). Er wurde nicht akzeptiert. Da ich mich hierzu natürlich schon vorher informiert hatte, hatte ich auch meinen Reisepass dabei, der dann einen problemlosen Grenzübertritt ermöglichte. Auch in Montenegro ging es auf und ab. Auf einer Anhöhe hinter Brajse traf ich auf die "Pension Panorama", wo ich ein Zimmer nahm und zu Abend aß. Den Lammbraten, den ich dort empfohlen bekam, kann ich nur mit vollem Nachdruck weiterempfehlen – ich habe noch nie so gutes Lammfleisch gegessen. Das Zimmer, welches ich zuerst bekommen hatte, war frisch gestrichen worden und gleich am Anfang merkte ich, dass das Bett nicht richtig zusammengebaut worden war. Nachdem die Dame des Hauses und ein Kellner vergeblich versucht hatten, das Bett nutzbar zu machen, boten sie mir eine "Suite" mit Balkon und tollem Blick über die Höhen auf den See an. Ich nahm dankend an und konnte den Balkon nutzen, um meine frisch gewaschenen Sachen zum Trocknen aufzuhängen. Das Fahrrad konnte ich im Flur vor den Zimmern abstellen, obwohl ich sicher bin, dass dort kaum ein Fahrraddieb vorbei gekommen wäre. Die Pension war sehr einsam gelegen.









Teil 2 folgt ...