Patagonien - Carretera Austral (Chile-Argentinien)

von: Rennrädle

Patagonien - Carretera Austral (Chile-Argentinien) - 13.02.15 21:41


Route in Gpsies

Als Amarillo viele Monate vor der Reise einen Partner für ihren dritten Abschnitt Ihrer Südamerikatour gesucht hatte, war ich sofort Feuer und Flamme. Die Gegend war schon immer mein Traum und da es klar war, dass mein Mann dies aus beruflichen Gründen nicht mitmachen kann, habe ich mich gemeldet. Aber wie soll ich so lange von der Arbeit frei bekommen? Dennoch – wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Erstaunlich schnell habe ich das ok für solch einen langen Urlaub bekommen.

Im Vorfeld einige Mahnungen, das sei doch zu gefährlich, Südamerika – bloß nicht usw. Anfangs hatte ich auch einige Bedenken und als Jörg sich noch zu uns gesellte, war mir das sehr recht, dann zu dritt zu sein. Heute würde ich es sogar wagen, alleine in der dortigen Gegend zu radeln, denn ich hatte nicht einen Moment des Unbehagens.

Im Herbst zuvor kamen Zweifel auf, denn so langsam realisierte ich, dass dies keine gewöhnliche Tour werden würde. Zudem war ich gesundheitlich ziemlich angeschlagen. Aber je näher die Reise kam, umso zuversichtlicher wurde ich wieder.

So war es dann auch. Sicher war es anstrengend, aber machbar und beeindruckend. Eben auch, dass wir drei zusammen, ja wirklich gemeinsam gereist sind, gut zueinander gepasst haben und uns auch super ergänzt haben.

Argentinien und Chile – ich würde wieder dort hingehen.

Und dies ist nun das Ergebnis. Viel Spaß beim Lesen schmunzel


Freitag, 21.2.2014
Heute ist Abflugtag – oder besser gesagt es sollte so sein. Da plant man eine Reise seit 10 Monaten und dann erwische ich ausgerechnet den Tag, an dem das Sicherheitspersonal im Frankfurter Flughafen streikt. So ist dort nun reines Chaos, stundenlanges Anstehen und dann immerhin das Umbuchen meines Tickets auf den nächste Abend. So darf ich nochmals eine Nacht daheim verbringen und der Flieger startet einen Tag später am Samstag. Letztendlich ist es nicht schlimm, denn der Treffpunkt mit meinen beiden anderen Reisepartnern, Hildegard und Jörg, ist mit Reserve erst am Sonntag geplant.

Samstag, 22.2.2014
Der Flieger startet pünktlich, er ist total ausgebucht, aber ich habe einen doch recht guten Platz. Dies tut auch gut denn der Flug ist mit über 14 Stunden doch sehr lang.

In Buenos Aires muss ich mit einem Taxi zum nationalen Flughafen wechseln. Das Einchecken für den Inlandsflug ist alleine nicht einfach mit dem vielen Gepäck und einem Rad. Aber eine argentinische Familie und speziell deren Söhne helfen mir auf unglaublich freundliche Art. So kann ich die 14 Uhr Maschine nehmen und komme schon um kurz nach 16Uhr in San Carlos de Bariloche an. Das Gepäck und Rad ist vollständig, auch wenn das Rad über das Gepäckband rattert – grrr! Ich lasse mir Zeit, schraube das Rad in Ruhe zusammen und befreie es von dem Schaumstoffschutz. Kurz nach dem Losfahren merke ich, dass meine Rohloffgangschaltung nur die 7 leichten Gänge hat. Da ist mir ein Fehler daheim passiert, aber nach 5 min ist das schnell behoben. Die Straße nach Bariloche ist einfach, hat aber viel Verkehr, Schlaglöcher und ich habe Gegenwind. Bis ich das Hostel gefunden habe, vergehen fast 2 Stunden. Dort treffe ich Hildegard. Sie ist schon seit November in Argentinien und Chile mit dem Rad unterwegs.
Jörg, der dritte in unserem Radlerbunde, trifft recht spät ein. Es ist schon fast dunkel. Er ist in nur 2 Tagen von Puerto Montt nach Bariloche geradelt – Respekt!

Montag, 24.2.2014
Wir lassen den Morgen gemütlich angehen, denn uns treibt an dem Tag nichts. Wir ziehen los, um Geld zu wechseln und noch einige wichtige Dinge einzukaufen.
Zu Geldwechsel – ein schwieriges Thema in Argentinien. Ohne US Dollar geht fast nichts. Wichtig dabei ist, dass man große Scheine hat, also 50er und 100er Dollar. Ich hatte auch kleinere Scheine und so war es recht schwierig, sie wechseln zu können. Auf der Bank gibt es einen miserablen Wechselkurs und schwarz gewechselt gibt ca. 30-40% mehr. In Bariloche ist dies einfach, im Süden war es schon wieder schwieriger und mit schlechterem Wechselkurs. Wir haben in einem Schokoladengeschäft gewechselt, wobei die Schokolade sicher mehr nur den Schein gibt.

Es werden noch wichtige Dinge gekauft, wie z.B. Gaskartuschen und natürlich Lebensmittel.

Den Nachmittag verbringen wir im Hostel schon mal mit Verstauen der Ausrüstung. Am Anfang ist es immer etwas chaotisch, bis man das ganze sinnvoll in den Taschen verteilt hat.


Dienstag 25.2.2014
San Carlos de Bariloche - El Foyel: 78km; 5:45h; 1052hm

Nach gemütlichem Frühstück wird fertig gepackt und los geht es von Bariloche nach Süden. Der Wind ist mit uns, aber erst mal müssen wir noch in der Stadt steil hoch und teilweise auch schieben. Das geht so fast eine Stunde bis wir auf der Ruta 40 sind.





Vorbei an Seen mit tollem tiefen Blau gegen die trockenen Berge in allen Brauntönen rollt es gut. Aber es geht immer auf und ab und bei Kilometer 50 dann stetig hoch auf über tausend Meter. Mir fehlt die Höhenkondition und so bin ich deutlich die Langsamste. Die Belohnung folgt mit vielen Kilometern Berg ab nur rollend ohne Bremsen. Aber die letzten 10 gehen wieder hoch und ich komme echt an mein Limit. Zudem ist es über 30 Grad warm und die Sonne brennt. Die beiden anderen sind deutlich fitter und warten hin und wieder, aber ich habe nicht das Gefühl, dass sie dies nervt.
Nach 78 km stehen wir am verschlossenen Campingplatz. Erst mal trinken wir nebenan ein kaltes Bier. Letztendlich können wir doch auf dem Campingplatz zelten. Er ist relativ heruntergekommen und geduscht wird bei den Leuten im Haus. Die Primitivität und Einfachheit, aber auch das Heruntergekommene ist fast deprimierend. Hildegards Spezialrezept mit rote Linsen, Äpfel und Zwiebel ist super lecker. Ich bin arg müde und geh um 10 ins Zelt.







Mittwoch 26.2.2014:
El Foyel - Lago Puelo 65km 250 hm 3:30 Std:


Der Tag beginnt wieder mit einem gemütlichen und langen Frühstück. Wir lassen es morgens generell langsam angehen und starten um 11 Uhr. Bald beginnt eine tolle Abfahrt von 200 Höhenmetern. Dann geht es aber wieder hoch, was aber ganz gut geht. Die Steigungen und auch die Abfahrten in Argentinien sind sehr radlerfreundlich. Wieder können wir es ewig rollen lassen fast ohne bremsen zu müssen. So kommen wir recht bald nach El Bolson und haben die über 500 hm bergabwärts letztendlich genossen (das wir aber sicher bitter bezahlen werden). Landschaftlich ist es abwechslungsreich mit dem Fluss und den Bergen. In El Bolson machen wir im Park gut eine Stunde Pause. Erst dann geht es weiter leider bei straffen Ggegenwind zum Lago Puelo, einem zwischen den Bergen liegenden türkisfarbenen See. Durch das heiße Wetter sind dort viele Badegäste am Strand. Da es ein Nationalpark ist, müssen wir Eintritt zahlen. Jörg sein Rentnerdasein wird hier leider nicht anerkannt. Das Abendessen ist mit Polenta u Rindergeschnetzeltes wieder super lecker.






Donnerstag, 27.2.14
Lago Puelo - Lago Epuyen 48 km 3:15 470hm

Wir starten wegen Einkäufen und einem Gute Morgen Kaffee mit Wifi in einer Tankstelle spät, aber es tut gut, ein paar Zeilen nach Hause zu schreiben. Aber um die zu lange Etappen nach Esquel auf machbare 2x je 70 km ohne Versorgungsmöglichkeit zu reduzieren, gibt es heute nur knapp 50 km zum Lago Epuyen. Es ist anfangs trotzdem anstrengend. Dennoch tut mir die nicht zu schwere Etappe gut, denn so komme ich ganz gut ins Radeln rein. Der Campingplatz ist einfach, aber mit viel Liebe gebaut. Es laufen mal die Schafsherde und Ziegen durch, es faulenzen die Hütehunde nach getaner Arbeit neben uns und der Seeblick mit unglaublicher Wolkenformation ist genial. Bei leckeren Spaghettis und einer dicken Pulle gutem Rotwein ist es ein geselliger Abend bis 10 spät abends. Hicks und Gute Nacht.









Schon nach den wenigen Tagen merke ich, dass wir eine gute Truppe sind. Mit ähnlichen Vorstellungen, wie ein Tag sich so gestaltet, entwickeln wir uns zu einem harmonischen Trio. Jeder trägt seinen Teil auch dazu bei, denn letztendlich funktioniert dies nur, wenn sich jeder bei den Alltagshandgriffen mit einbringt.
Auch das radeln zusammen – jeder hat seine Freiheit zu stoppen, Fotos zu machen, keiner rast ungeduldig davon. Es gelingt uns, sich auch auf den anderen einzustellen und auch unsere Bedürfnisse sind recht ähnlich, was z.B. Pausen, Essen und Übernachtungen anbetrifft.



Freitag 28.2.14
Lago Epuyel- bis halbe Strecke nach Equel am Fluss Lepa - 70km 4:50 700hm:



Der letzte Campingplatz war echt nett. Wir starten um 10 Uhr und wissen, dass es heute anstrengender wird. Der Wind kommt auch eher von vorne bzw der Seite, aber für hiesige patagonische Verhältnisse eigentlich nichts. Gleich auf den ersten 10 km machen wir 300 hm. Ich habe schlecht geschlafen und so ist es für mich eher zäh und ich frage mich, wie ich noch 60km packen soll. Es geht nicht steil aber stetig lang hoch. Wir treffen einen Australier und unterhalten uns ein wenig. Er bestätigt auch unsere Idee am Fluss Lepa bei km 70 wild zu zelten. Später radelt es sich für mich einfacher, wobei der Wind anstrengender wird. Die Landschaft ist toll. Wir fahren durch die argentinische Pampa bei blauem Himmel und ein paar schöne weiße Wolken. Nun weiß ich, wovon die Argentinier bei der Farbwahl ihrer Landesflagge inspiriert wurden.







Die letzten 10 km gegen den Wind sind anstrengend und wir erreichen unseren wilden Zeltplatz. Wir kochen wieder lecker - Reispaella mit Thunfisch, Calamaris und zum Nachtisch gibt es Stöllen. Ich filter gut 10 Liter Wasser für uns, für das Trinken am nächsten Tag und das Frühstück. Abends machen wir sogar ein kleines Feuer. Hier ist es wirklich schön und wir drei sind eine stimmige Gruppe. Unser Zeltplatz ist von der Straße nicht einsehbar und wir fühlen uns ausgesprochen sicher.





Samstag 1.3.2014
Fluss Lepa-Esquel –Esquel 61 km 457 hm 3:35h:


Morgens ist es ausgesprochen kühl mit nur 8 Grad °C. So dauert es auch bis die Sonne aufwärmt. Das Frühstück ist gut und gemütlich, jedoch habe ich wieder das Problem mit dem Magen, was auch immer das so ist seit einem Jahr. So ist meine Stimmung etwas gedrückt. Auf dem Rad ist es vergessen und es geht mir wieder gut und so strampeln wir los. Die argentinische Landschaft ist schon durch ihre Kargheit beeindruckend. So leer und doch so reich. Die Tage sind gewiss nicht langweilig.

Nach der täglichen Mittagspause geht es auf das letzte Drittel der Tagesetappe, zwar bei deutlichem Gegenwind, der aber noch gut machbar ist. So erreichen wir um 16 Uhr Esquel und verziehen uns erst mal in eine Tankstelle um etwas zu trinken und das Wifi zu nutzen. So bekommen die von daheim mal wieder ein Lebenszeichen von mir. Dort sitzt auch eine Argentinierin, die uns anspricht. Sie ist mit ihrem Mann auf Radtour und wir treffen sie später noch auf dem Campingplatz. Zudem noch einen Kanadier, der seit 6 Monaten per Motorrad von Canada zum Feuerland unterwegs ist. Er ist jedoch reisemüde und wird nicht über Chile reisen.

Abends gibt es Gnocci mit Gorgonzolasoße und zum Nachtisch Obstsalat.

Heute war außerdem ein komischer Tag was Reparaturen so angeht. Erst war morgens am Tacho die Batterie leer. Ich hatte aber vorgesorgt und so eine Ersatzbatterie eingelegt. Bei Kilometer 6,4 dann keine Geschwindigkeitsanzeige mehr. Der Magnet hat sich gelöst, ist aber zum Glück nicht abgefallen. So konnte ich ihn abends dank Klebeband und Kabelbinder wieder fixieren. Solch eine Tour ohne Tacho (und Kabelbinder) geht ja gar nicht!



Dann schneide ich mit ordentlich in den Finger und meine Brille geht kaputt. Sie und ich erhalten eine Notreparatur mit weißem Pflaster. Aber Improvisation ist wichtig und die Brille hält tatsächlich noch 3 Wochen, bis ich erst in Cohaique einen Optiker finde, der dies dann richtet.







Die vielen Gedenkschreine mit leeren und vollen Wasserflaschen erinnern an eine Geschichte, bei der eine Mutter und ihr Kind in der Pampa verloren gingen. Die Mutter ist verdurstet und das Kind hat säugend an der Mutterbrust überlebt. Daher diese überall zu findenden Gedenkplätze:




Für Argentinien sind die Falklandinseln noch immer ein politisches Thema.
„Für immer“





Sonntag 2.3.14
Esquel - Trevelin 32km 2:00h und 137hm:

Heute können wir uns viel Zeit lassen, denn es geht nur knapp 30 km nach Trevelin. Dies dient vor allem dafür, dass dann die nächste Etappe nach Futaleufu auf Schotter nur knapp 50 km sein wird und das Lotterradlerleben auf Asphalt ist vorbei. Um morgen zeitig loszukommen, haben wir uns in einer wirklich netten Cabana (Hütte) eingenistet. Zum Abendessen gibt es mit Spinat gefüllte Hühnerschnitzel mit Karotten-Cumaragemüse und Rote-Beete-Apfelsalat. Alles total lecker.





Montag 3.3.14
Trevelin - Futaleufu 51km 4:40h 375hm:

Der gestrige Tag war ausgesprochen kurz, aber dies war sehr sinnvoll. Kaum aus Trevelin raus ging es los mit dem Schotter. Zudem war auch viel Verkehr. Ich habe im Gegensatz zu den beiden anderen wenig Erfahrung mit solchen Pisten. Es geht hier nicht drum, einfach in einer Spur von Schotter entlang zu radeln, sondern es geht darum, überhaupt etwas Befahrbares zu finden. Daher ist es auch komplett normal, mal ganz links, mittig oder wo auch immer kreuz und quer sich entlang zu hangeln. Die Straße hat unvermeidliches, furchtbares Wellblechprofil und die fest eingefahrenen Steine sind genauso schlimm. Anfangs war ich weit hinten, bis ich merkte, dass schnelleres Radeln besser ist, wobei ich ein bis zweimal ganz schön weggeschmiert bin. Was gemein ist: das kommt auf den Fotos echt nicht raus wie übel die Piste ist.





Die Mittagspause haben wir im Garten einer netten Kapelle mit Wasser, Blumen und unter einem Kreuz, sozusagen unter Gottes Segen, gemacht. War echt nett.



10 km später erreichten wir dann die argentinisch-chilenische Grenze. Selbst durch die chilenische Kontrolle waren wir doch recht bald durch, obwohl ich fast jede Tasche öffnen musste, da man keine frischen Lebensmittel oder Honig einführen darf.



Kaum über der Grenze merkt man schnell den Unterschied zum argentinischen Straßenbau. In Chile geht es erbarmungslos dauernd mit fiesen kleinen Anstichen steil auf und ab. Man kommt anfangs in keinen gescheiten Rhythmus rein, aber auch das merkt man irgendwann nicht mehr. 9 km nach der Grenze erreichen wir Futaleufu und nach dem Einkauf finden wir einen netten Campingplatz im Garten einer älteren Frau. Zum Abendessen gibt es leckere Nudeln mit Oliven-Paprika- Tomatensoße und Parmesan.


Dienstag 4.4.14
Futaleufu - Cabanas El Farelon 44km 4:18 577hm:


Morgens gehen wir noch ein paar Lebensmittel einkaufen. Während ich draußen auf die Räder aufpasse, macht es einen Meter neben mir "Klatsch" auf dem Boden. Bisher hielt ich es immer für ein Gerücht, das Vögel tot vom Himmel fallen. Dieses Mal habe ich es selber erlebt. Der Vogel macht keinen Muckser mehr. Bin echt froh, dass er nicht auf mich gefallen ist – aber wär nix passiert - ich hatte ja schon meinen Helm auf schmunzel .


Kaum sind wir aus dem Ort raus geht es wieder in den Schotter. Der chilenische Schotter ist anders als der argentinische(Ja echt!). Es hat auch zu regnen angefangen, nicht besonders stark aber so, dass die Straße nicht mehr besonders staubt. Dafür ist es aber echt eine üble Piste. Zwar nicht mehr grob steinig aber dermaßen löchrig und Wellblechpiste.



Es gibt wieder kaum eine befahre Linie. Dennoch schaffen wir es ganz gut. Viel auf und ab durch tolle Landschaft. Das Wetter ist regnerisch und windig kalt. Für kurze Hose zu kalt, für lange Regenhose eigentlich zu warm.



Die Mittagspause in einer Bushaltestelle fällt wegen der vielen Wespen eher kurz aus, aber lecker schmeckt es trotzdem.



Die Landschaft erinnert an Norwegen. Der Rio Futaleufu gräbt sich tief ein.



Wir sehen ihn teils lange nicht. An der Strecke gibt es einige Raftinganbieter, da der Fluss ein ideales Gebiet dafür ist. Das ist landschaftlich sicher ein besonderes Erlebnis, denn die Flussabschnitte oder an Brücken sehen wir das wunderschöne und tiefe blaue Wasser. Zeit für Fotos, egal ob von der Piste, der Landschaft oder den Reisepartnern bleibt natürlich auch. Nach 44 km machen wir Schluss. Das klingt nicht viel, aber bzgl. der Piste voll ausreichend. Wenn der ganze Körper mehrere Stunden voll durchgerüttelt wird und die Arme und Nacken kaum mehr Kraft haben, reicht es voll und ganz. Wir schlagen uns aber generell echt gut. Meine Befürchtung, dass ich dies konditionell als auch psychisch nicht packe, ist bisher unberechtigt. Muss ich jedoch schieben, wird es für mich echt grenzwertig, weil mir die Kraft fehlt, das Rad dann überhaupt noch zu bewegen. Daher radel ich steile Anstiege so weit wie es irgendwie noch geht.
Die einzig auf dem Weg verfügbare Cabana ist mit 20€pp recht teuer und anfangs kommt kein warmes Wasser. Aber bald ist das gelöst und wir haben dank Holzofen eine große und warme Hütte. Ich spanne eine lange Leine hin und zurück durch die ganze Hütte und so kann die nasse Karte neben den Unterhosen trocknen. Es sieht wie in einer Räuberhöhle aus.



Die Matrazen sind viel zu dünn und somit hart, aber wir legen einfach unsere Schlafmatten drauf. Generell muss man bei solch einer Tour immer offen sein für Improvisation, aber das kann ich gut und mache es auch gern. Zum Abendessen gibt es Couscous mit Tomaten, Zwiebeln, Knobi und klein geschnittener Salami. Wie gewohnt ausgesprochen lecker. Also wer mit Hildegard reist, dem ist hervorragendes Essen garantiert. Danke!

Mittwoch 5.3.14
Cabanas El Farelon - südlich von Santa Lucia am Rio Frio 47km 4:24 620hm:


Wir machen morgens nochmal den Holzofen an, dass es zum Frühstück schön warm ist. Der Argentinier, der abends noch spät am Campingplatz angekommen ist, begleitet uns bis zu unserer Mittagspause. Es geht weiter entlang am Fluss Futaleufu abwärts, wobei das ein ständiges auf und ab ist. Die Schotterpiste ist wieder anders, aber nicht besser. Dieses Mal entweder feiner teils tiefer Sand oder katastrophales Wellblech und Schlaglöcher.
Alles schwierig und anstrengend zu fahren. Die Landschaft aber ist klasse.






Die Wolken hängen tief, aber hin und wieder spicken die Gletscher auf den hohen Bergen durch. Um 15 Uhr erreichen wir nach 35 km die CARRETERA AUSTRAL! Eine DER magischen Straßen für Fernradler. Der "Ort" Santa Lucia bietet nur zwei mini Supermercados, beide geschlossen.



Wir benötigen jedoch dringend Nudeln und Brot. Zum Glück macht einer bald auf. Wir machen auch noch eine Pause bevor es nun auf der Ruta 7 gen Süden geht.

Welch eine Überraschung - wir haben eine Po-glatte geteerte nagelneue Straße vor uns. Ich fahre Achter und Schlangenlinien um dies zu genießen, aber der Spaß hält nicht lange an. Wir müssen auch durch Baustellen und bald hat uns die wahre Piste wieder.



Noch bis km 47 radeln wir, bis wir am Flußufer einen geeigneten wilden Zeltplatz finden. Es gibt am Lagerfeuer Bratwurst und für jeden eine Dose Bier. Welch ein Genuss und was für ein Leben. Uns geht es so gut.



Als es um 9 dunkel wird, kommt doch tatsächlich noch ein Radfahrer aus Brasilien. Welch ein Zufall, dass er sich auch dieses Versteck gesucht hat. Er findet auch noch Platz, freut sich über die restliche Glut und nutzt es auch für ein Feuer.

Donnerstag 6.3.14:
Rio Frio bis kurz vor La Junta 55km 6:00 Std 667hm


An den Kilometern und der Fahrzeit erkennt man, dass es ein anstrengernder Tag war. Wir haben uns Meter für Meter durch ekligen Baustellenschotter durchgeackert und teilweise geschoben. Dieser eklige runde Schotter lässt das Rad mit einem Tanzen und dazu fortlaufend auf und ab.







Es ist wirklich schade, denn bis auf wenige schöne Ausblicke in die durch Wolken bedeckten Berge und auf den Rio Palena, der ausgesprochen schön ist, habe ich sonst nichts mitbekommen. Nach 34km waren wir eigentlich schon total fertig, aber die angekündigte Lodge gab es nicht. Da wir auch durch den Baustellenverkehr total eingestaubt wurden und ich am Ende von einem Auto noch eine Ganzkörperschlammdusche abbekommen habe, wollten wir unbedingt so weit, bis wir etwas mit Dusche bekommen. So ging es lange bis ca 5 km vor La Junta. Kurz davor kam ein netter Campingplatz mit eben dieser warmen Dusche. Erst spät um 7 waren wir dort - durchgefroren, müde, gefrustet und hungrig.





Die Nudeln waren wieder total lecker. Morgen wohl noch 3km Schotter, dann hoffentlich Asphalt.

Freitag 7.3.14
La Junta - Puyuhuapi 53km 4:18h 677hm


Unsere Klamotten sind sowas von verstaubt, verschwitzt und dreckig, dennoch ist keiner bereit, für die nächste Etappe einen sauberen Satz Kleidung zu spendieren. Das A und O ist immer, abends nach der Dusche noch warme saubere und trockene Sachen anziehen zu können. Unser heutiges Ziel ist Puyuhapi, dort eine Hütte zu nehmen, 2 Tage zu pausieren und Mensch und Material zu pflegen. Durch den langen gestrigen Tag kommen wir erst um 11 Uhr los und nach Einkaufen und schon wieder Mittagspause wird es 14 Uhr bis wir von El Junta loskommen. Wir dachten eigentlich, dass nun der Asphalt beginnt, aber „Pfeifedeckel“ – wieder Schotter so übel wie zuvor. Ich denke anfangs, da schaffen wir ja nie die 48 km. Wir ackern uns durch und treffen eine kanadische Familie mit 2 Kindern, die seit Weihnachten von Puenta Arenas gen Norden unterwegs sind Wir tauschen uns lange aus. So etwas finde ich wirklich beeindruckend. Im Gegensatz zu den vergangenen Tagen ist es heute ein Radlertreff: uns begegnen 2 Österreicher, die Canadier und einen Franzosen. Dann geht es weiter und wir bekommen nun die Belohnung: 13 km bester Asphalt und Zeit die Landschaft zu genießen. Es geht auf und ab und generell hoch bis zum Lago Risopatron. Dort dann wieder Schotter, aber sehr gut befahrbar. Das ist eigentlich die Carretera wie man sie sich wünscht und mit schöner Vegetation.





Der See ist sehr schmal und lang. Eine Lodge ist am Weg, aber wir wollen nach Puyuhuapi durchhalten, um endlich mal 2 richtige Ruhetage zu haben.

Es ist schon ein bewegendes Gefühl, wenn man den Pazifik nach nun schon einigen hundert Kilometern erreicht!



Dort finden wir auch eine gute, etwas kleine Cabana mit Holzofen. Wir sind durchgefroren und hungrig, aber Lachs mit Gemüsereis und 2 Flaschen Bier (pro Person natürlich!) lösen auch das Hungerthema.



Samstag 8.3.14
Puyuhuapi erster Ruhetag:


Unsere Zeitplanung war gut, denn schon in der Nacht regnet es stark und die Temperatur fällt deutlich. Wir sind so froh, nicht zelten zu müssen, sondern die warme Hütte zu haben. Wir schlafen aus und müssen erst mal einkaufen gehen. Keiner hat Lust auf das tägliche Müsli und so gibt es heute ein Frühstücksbrunch mit Omlett, Wurst, Käse, Butter, Marmelade, Joghurt, Saft und Honig. Hildegard schreibt ihren Bericht über die vergangenen 2 Wochen.

Jörg muss eine gebrochene Speiche am Hinterrad austauschen und ich wechsel den hinteren Reifen an Hildegards Rad. Der alte war nach 10000km an drei Stellen nun massiv beschädigt und so ist ein vorbeugender Tausch unter trockenen Bedingungen besser, als dass man dann im Dreck auf der Straße und vielleicht noch im Regen solch eine Aktion machen muss.




Neue Bremsbeläge gibt es auch, die Kette wird gespannt, geölt und an allen Rädern werden die Schrauben nachgezogen. Später bummeln wir durch den Ort und gehen in die Hosteria Alemagna. Dort gibt es Kaffee, Kuchen und vor allem freies Internet. So kann ich auch mal eine email mit tollen Bildern an Familie und Freunde schicken.
Abends gibt es Risotto mit gebratenem Hühnchen, eine gefüllte Empanada und Rotwein.

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