Re: Einmal mit dem Fahrrad durch Alaska !

von: Regensburg

Re: Einmal mit dem Fahrrad durch Alaska ! - 22.12.14 18:11

Hallo Peter,
das freut mich!

Hier noch ein paar Alaska Bilder - für alle, die es gerne hart wollen!
Bitte beachtet die Schilder - sehen ziemlich gleich aus oder??






...und hier nochmal der Text für alle, die gerne Absätze zum Lesen haben wollen!

Wieder mal ein neuer Reisebericht von mir! Viel Spaß beim Lesen
und Gruß www.michi-koller.de.

Radtour in 20 Tagen von Anchorage an die Prudhoe Bay und zurück nach Valdez.

Kann man in Alaska Radfahren? Tut mir leid, das kann ich nicht beantworten. Dies war der Stand noch 1/2 Jahr vor dieser Radtour. Im Winter 2007 war ich auf einem Vortrag über eine Kajaktour in Alaska und da hing auch eine Karte über den nordöstlichsten Bundesstaat der USA aus. Auf der Karte war eine Straße über ca. 1500 km Länge zu erkennen, gut man lernt nie aus dachte ich mir. Nach dem Vortrag war ich so begeistert, dass mich das Thema Alaska vorerst nicht mehr los lies. Nach einer umfangreichen Planung buchte ich schließlich für Mai 2007 einen Flug von München nach Anchorage.



Mein Plan war, von Anchorage bis an die Prudhoe Bay zu fahren, zurück mit einem Truck nach Fairbanks und dann noch den anderen Gabelzweig über den Richardson Highway nach Valdez und zurück wieder nach Anchorage zu fahren. Ende Mai ging es nun los und es war ein sonniger Tag als ich am Flughafen mein Fahrrad für die Tour fertig machte. Am Ankunftstag wollte ich noch ca. 80 km nach Norden radeln. Jetzt stellen sich für mich die Fragen, wie wird das Wetter wohl werden? Ist das Zelten im hohen Norden überhaupt noch möglich? Wie wird das mit den Bären werden? Ich fand am ersten Tag einen schönen Campingplatz und war froh, dass ich die erste Nacht nicht irgendwo frei campen musste.



Den Platz teilte ich mit einigen einheimischen Fischern, die mich auch gleich zum Abendessen eingeladen haben. Jetzt war es Montag und mein erster ganzer Tag in Amerika konnte beginnen. Doch bevor ich aufs Rad stieg musste ich erst noch mein "Navi" auf 10 Tage die gleiche Straße programmieren. Immer auf der gleichen Straße, sowas gefällt mir sehr gut, weil ich die Landkarte eigentlich nur 1x am Tag brauche. Die Fahrt nach Fairbanks der zweit größten Stadt hier konnte also beginnen.



Alaska hat zwei Gebirgszüge, die Alaska-Range und die Brocks-Range zuerst musste ich aber über die AR, wo am Pass das Bild mit der gelben Eisenbahn entstanden ist. Der Weg über die AR war harmlos, ich musste auf 150km nur eine Höhe von ca. 600 hm überwinden. Die Landschaft übertraf alles was ich bisher gesehen hatte und das Wetter war mir bis jetzt auch mehr als wohlgesonnen. Jetzt war noch alles ohne Zwischenfälle: keine Bären, keine Elche und auch keine anderen Radfahrer in Sicht. Komisch, dieser Bericht fällt mir schwer zu schreiben, da die Tour zwar schön und beeindruckend war, aber halt auch sehr eintönig und ein Tag glich nahezu dem anderen.



Nach 4 Tagen erreichte ich den Eingang zum Denali-Nationalpark und nun war ich am überlegen, in den Park, was 2 Tage dauert oder gleich weiter und ggf. das Ziel sichern. Wenn ich schon mal da war, dann dachte ich mir sollte man den Park schon anschauen. Zum Glück hatte ich so entschieden, denn der Besuch war sehr lohnend, die Landschaft war noch einen Tick besser als draußen und die ersten Bären in freier Natur habe ich seitdem auch gesehen. Jetzt fuhr ich weiter nach Fairbanks und übernachtete noch einmal an einer Bar mit Pizzeria, die alleine auf weiter Flur in der Wildnis stand. Der Abend in der Bar war sehr lustig, es kamen immer mehr Leute aus der Gegend zum Billard und Feiern. Nach ein paar Bier wurde auch noch das eine oder andere Gewehr getestet, aber zu der Zeit lag ich schon lange im Zelt. Am nächsten Tag passierte ich noch einige Hütten, die aktuell scheinbar unbewohnt waren, eher ich gegen Nachmittag Fairbanks erreichte.



Die Stadt ist groß und hier wollte ich eigentlich Essen kaufen aber bis ich mich umsah, war ich am letzten Supermarkt auch noch vorbeigefahren und schon war ich aus Fairbanks wieder hinaus gefahren. Bis zur Yukon-Bridge war jetzt keine Einkaufsmöglichkeit mehr, dumm gelaufen. Der Yukon war wieder eine Teiletappe auf meinem Weg zur Prudhoe Bay. In Alaska gibt es nur eine Brücke über den Yukon und genau auf der stand ich jetzt. Es war auch genau der Tag und die Zeit, wo der 1. FC Nürnberg 2007 den DFB-Pokal in Berlin gewann. Ab der Yukon-Bridge war es nicht mehr weit bis zum Dalton W. Highway, der ca. 600km geschottert bis an die Prudhoe Bay führt. Irgendwo fand ich sogar noch einen Laden, wo ich mich mit Lebensmittel für die kommenden Tage eindecken konnte.



Der Dalton Highway wurde 1972 als Verbindung zu den Ölfeldern an der Prudhoe Bay fertig gestellt und wird von den Versorgungstrucks das ganze Jahr befahren. Mit einem dieser Trucks wollte ich ja auch nach Fairbanks zurück fahren, ob es klappt, wußte ich zum jetztigen Zeitpunkt noch nicht. Nun lagen erstmal sechs Tage vor mir um diesen herlichen Highway zu befahren. In der Mitte ca. liegt noch eine Siedlung mit dem Namen "Coldfoot" wo ca. 20 Leute leben und es auch einen Laden geben sollte. Nun radelte ich fleissíg Tag für Tag die Strecke ab, sah Elche, Bären und traf auch immer wieder Touristen, die mit einem Leihauto auf der Strecke unterwegs waren. Die Strecke war also unsicher und sicher in einem. Die tolle Landschaft lud immer wieder zu regelrechten Fotoorgien ein, so dass ich viele tolle Bilder mit nach Hause brachte. In Coldfoot war dann Halbzeit und bis auf einen Apfel blieb von meinem Einkauf nichts über - unterm Strich hatte ich eher zu wenig als zuviel gekauft. Aber in Coldfoot konnte ich Essen, Duschen und mal wieder ganz offiziell campen. Hier deckte ich mich jetzt für die nächsten 3 Tage mit Lebensmittel ein und somit waren meine Taschen prall gefüllt mit allerlei guten Sachen u.a. fanden auch 5 Snikers den Weg in die Satteltasche.



Von nun an ging es immer stetig bergauf in Richtung Brooks Range dem zweiten Gebirgszug hier in Alaska. Ziel war der höchste in Alaska befahrbare Straßenpass namens Atigun Pass mit 1650m Höhe. Genau auf dem Pass traf ich auch einen Schotten, der von der Prudhoe Bay bis Feuerland radeln wollte. In Alaska war er mit Begleitfahrzeug unterwegs, was an der Grenze zu Kanada wegfallen sollte. Aufgrund der Bären war diese Vorgehensweise sicher nicht die schlechteste, aber natürlich auch sehr sehr aufwendig und kostspielig. Ich hingegen zeltete immer neben der Straße und mein Fahrrad mit all dem Essen stand meist im Sicherheitsabstand von 200m vom Zelt entfernt.



Die Einheimischen lobten mein Verhalten und meinten, so könnte eigentlich nichts passieren. Nach dem Atigun Pass hatte ich noch 100km und 1650m bergab bis zum Eismeer vor mir. Eigentlich eine leichte Aufgabe könnte man meinen, aber es war kalt, Schnee lag rechts und links der Straße und der Wind kam genau von vorne. Ich schaffte die Strecke an einem Tag, aber es war ein langer Tag.



Gegen 20 Uhr kam ich oben an der Prudhoe Bay an und es war immer noch taghell. In der Zeit Mai / Juni wird es da oben gar nicht dunkel und die Sonne scheint sogar um Mitternacht. Im Container der Trucker konnte ich mich aufwärmen und es gab Essen ohne Ende. Zur Erklärung, es gibt 2 große Unternehmen, Linden Transport und Carley Express, die die Ölfelder im Norden beliefern. Beliefern heißt, Lebensmittel, Maschinen, Ersatzteile und was sonst noch so benötigt wird. Retour wird meist Müll geladen und somit verdienen die Unternehmen doppelt. Darüber hinaus gibt es auch eine Handvoll privater Fahrer die mit eigenem Truck auf eigene Rechnung fahren. Soviel zu diesem Thema und die Ölgesellschaft Exxon motiviert die Fahrer indem sie Container mit Speis und Trank zur Verfügung gestellt. In den Kühlschränken war von Hot Dogs, Brot, Schinken, Käse, Hamburger, Kuchen, Toren, Eis und sämtliche Schokoriegel wirklich ein halber Supermarkt im Angebot. Es gab auch alle möglichen Getränke dieser Welt, nur keinen Alkohol.



Nach einer sehr kulinarischen Nacht am Ende der Welt, musste ich am nächsten Tag einen Truck-Driver organisieren. Nun stellt sich für mich heraus, dass die Fahrer der Unternehmen keine Leute mitnehmen dürfen, das wäre ein sofortiger fristloser Kündigungsgrund. Also brauchte ich einen sogenannten Independent-Truck-Driver, der die Strecke mit eigenem Truck fährt. Es dauerte genau noch einen Tag, bis so ein Fahrer hier im Norden ankam. Sein Spitzname war Dirty Sanchez, weil er vom Aussehen eher einen Mexikaner glich als einem Amerikaner. Als er mich sah, wusste er genau was ich von ihm wollte und er erteilte mir erstmal eine Abfuhr. Schade, gerne wäre ich mit diesem schönen, gelben Truck nach Süden gefahren. Nach einer langen Kaffeepause von 3 Stunden hatte er nun doch erbarmen mit mir und das Fahrrad hing schneller am Truck als ich schauen konnte. Die Fahrt dauert ab sofort ca. 12 Stunden und war sehr schön und interessant. Ich kam jetzt an allen Campingplätzen, die ich vorher sehr mühsam erradelt hatte wie im Flug vorbei. Nach einer ausgibigen Unterhaltung schlief ich schließlich ein und wurde erst wieder in der Nähe von Fairbanks geweckt, als wir direkt vor seinem Haus standen. Nun bedankte ich mich bei meinem neuen Freund mit Worten und Geld. Zweiteres wollte er aber leider nicht nehmen. Ich war auf jeden Fall heilfroh, dass der Shuttle so gut geplappt hatte. Von nun an radelte ich noch 5-6 Tage runter nach Valdez. Auf dem Richardson - Highway und teilweise auch auf dem legendären Alaska - Highway.



Valdez ist ein kleiner Küstenort - der 1988 quer durch alle Medien ging. Der große Öltanker mit dem Namen Exxon Valdez sank hier vor der Küste und verschmutzte den ganzen Abschnitt mit Öl. Die Fischer konnten jahrelang nicht mehr auf Fischfang gehen. Das war aber nicht schlimm, weil jeder, der ein Boot hatte, konnte bei der Reinigung helfen und verdiente sich über 10 Jahre ein Vermögen. Ich musste nicht so lange warten aber ein Tag war es trotzdem bis die Fähre von Valdez nach Whittier ablegte. Von Whittier musste ich dann noch 80km bis Anchorage again radeln. Nun war die lange und schöne Radreise auch wieder beendet. Ich hatte sehr viel Glück mit dem Wetter, da ich nur einen Tagen Regen hatte und mit vielen tollen Bildern im Gepäck ging es wieder zurück nach München. Ein schöner Urlaub ging wieder zu Ende.