Re: In drei Tagen um die Dolomiten

von: touromat

Re: In drei Tagen um die Dolomiten - 18.12.14 08:56

Kurz habe ich mit dem Gedanken gespielt, einen Ghostwriter mit der Weiterführung dieses Berichtes zu beauftragen, aber drei Gründe sprechen dagegen:

a) Ich kenne keinen.
b) Freie liquide Mittel (müssen) sollten in Fahrradtechnik investiert werden.
c) Ich würde vielleicht meinen eigenen Text nicht mehr verstehen.

Und wahrscheinlich wüsste der Ghostwriter nicht, wie man hier Bilder einstellt schmunzel

Deswegen mache ich nun doch selbst weiter mit:

In Drei Tagen um die Dolomiten – Tag 2


Freitag – 30.05.2014 – Pieve di Cadore – Levico Terme - 150 km – 1070 hm.

Nachdem mir die freundliche Dame von der Rezeption vor der Abfahrt auf google maps noch gezeigt hat, wie ich den Einstieg in die Nebenstrasse Richtung Belluno finde, kann es weitergehen.

Zunächst kurz auf der Hauptstraße bleiben, dann bald rechts weg und hinunter nach Perarolo. Tolle Abfahrt auf schmalem und nahezu verkehrsfreiem Sträßchen. Bis Ponte nelle Alpi kann man fast immer kleine Nebenstraßen mal links, mal rechts der Piave nutzen und muss nur selten kurz auf die Hauptstraße. Wirklich ein schöner Fluss, die Piave (oder der Piave?)



Piave


Jetzt gibt es eine Radwegbeschilderung nach Belluno, das so problemlos erreicht wird.

Ich sehe mir die lebhafte Stadt mit schönem Zentrum an und mache kurz Pause auf einer Parkbank. Nicht versäumen sollte man bei der Weiterfahrt den Ausblick von der Brücke unterhalb des Ortes; einfach schön.



Belluno

Über Mel geht es auf der überraschend stark befahrenen SP1 Richtung Feltre. Das ist nicht so toll, aber zielführend und weitgehend flach. Ich registriere die Abzweige zum Passo San Boldo und Richtung Bassano und Monte Grappa. Das steht auch noch auf meiner to-do-Liste. Ich könnte mir eine interessante Alternative vorstellen, wenn mehr Zeit wäre: Anstatt über Feltre über den Passo San Boldo Richtung Süden, auf Nebenstraßen nach Bassano und hier wieder auf den Brenta-Radweg stoßen. Ein anderes Mal vielleicht.

Feltre ist schnell erreicht. Netter, ursprünglicher Ort mit wenig Touristen-Schnickschnack und schönen Plätzen. Hier wollte ich eigentlich irgendwo zu Mittag einkehren, aber hier ist auch nix los. Es geht langezogen einen Hügel hinauf und oben ist ein schöner Platz – Piazza Maggiore. Hier finde ich eine zum Gebäudeensemble passende steinerne Bank, auf der ich mich niederlasse mit Blick auf die sehenswerten Gebäude, die aber nicht so richtig in den Ort hineinzupassen scheinen.



Feltre


Ein Touristenpärchen kommt vorbei und ein oder zwei Autos, sonst ist hier niemand. Das liegt vielleicht auch daran, dass keine Bars oder Läden hier oben sind und so der Platz irgendwie vergessen und isoliert erscheint. Aber vielleicht treten sich hier ja im Sommer Massen von italienischen Touristen auf den Füssen herum. Ich weiß es nicht. Ich krame in den unendlichen Tiefen meines Rucksackes und fördere ein Stück Brot und einen etwas fragwürdig aussehenden Rest Wurst zu Tage. Köstlich.



Beschilderung Via Claudia



On the road




Kurz nach Feltre folge ich einem Radwegschild der Via Claudia, komme über Arsie zum schön gelegenen Lago del Carlo und fahre direkt runter ins Brentatal.



Lago del Carlo





Via Claudia Augusta



Eventuell wäre die Strecke am See entlang über Rocca Richtung Cismon schöner gewesen? Das habe ich leider versäumt. Im Tal angekommen ist der Brenta-Radweg nicht schwer zu finden. Der Brenta-Radweg ist vom Feinsten. Völlig entspanntes Radeln auf bestem Belag, schöne Landschaft, wunderbar angelegte Rastplätze.



Brenta-Radweg



Und es gibt eine Radler-Autobahnraststätte (cicli grill); sehr lässig. Da kann ich nicht einfach dran vorbeifahren. Zunächst habe ich leichte Bedenken, ob hier vielleicht Fahrräder gegrillt werden, aber es passiert nichts. Nachdem es mittags nur noch kümmerliche Reste gab, gönne ich mir ein warmes Sandwich, ein Cola für den Durst und ein Bier für die Entspannung. Flotte Musik gibt es umsonst dazu.



Cicli Grill



Weiter das Val Sugana hinauf; kaum merklich ansteigend.



Brenta





Brenta





Val Sugana


Ich mache einen kleinen Abstecher und sehe mir noch Borgo an, sehr hübsch, lohnt sich.



Borgo Val Sugana





Borgo Val Sugana



Dann wieder auf den Radweg. Es hat wohl kurz zuvor einen Gewitterschauer gegeben, alles nass. Die Luft dampft und es ist schwül.

Nun geht es weiter in Richtung der – ich traue es mich kaum zu erwähnen – wieder per Internet von zu Hause aus vorgebuchten Unterkunft. Ja, da muss an mir arbeiten. Wo bleibt da das Abenteuer, wenn man alles vorplant. Aber es ist schon auch angenehm, wenn man gleich weiß wo man hin soll und nicht noch ewig nach einer Unterkunft suchen muss.

Früher, in der unbeschwerten Zeit der Jugend, habe ich auch weitgehend ungeplante Touren mit Zelt und Sack und Pack nach Italien oder Frankreich unternommen. Miserable Ausrüstung, Gewicht knapp am Schwertransport vorbei, chaotische Streckenplanung, keine Ahnung von nichts, aber schön war es. Da muss ich wieder lockerer werden und vielleicht so eine Art Zwischenweg finden. Nicht zu starr festlegen, Freiraum für spontane Handlungen offen halten. Und so weiter.

Jedenfalls treffe ich am Hotel ein in Levico Terme ein (Bio Hotel Elite, empfehlenswert). Das hat einen wegen der Hanglage ebenerdig zu erreichenden, feudalen Fahrradkeller, durch den man dann gleich weiter zur Rezeption kann. Hier wird der treue Gefährte in Gesellschaft von einigen Mountainbikes schon mal abgestellt. Er kommt diese Nacht also genauso gut unter wie ich. Das ist auch nur gerecht. Ich bekomme ein schönes Zimmer mit Aussicht auf den Lago di Levico zugewiesen.

Nach der Körperpflege werfe ich mich in meine mitgeführten Freizeitklamotten – meine Garderobe bietet aber leider nicht die Auswahl, die den anderen gutgekleideten Touristen offensichtlich zur Verfügung steht - und bummle ein wenig durch Levico Terme.

Das ist ein sehr gepflegter, touristischer Ort. Heute finde ich sogar eine Pizzeria in einem schönen Innenhof. Es ist noch mild, so dass man gut draußen sitzen kann. Der Andrang ist groß, der Laden voll, aber irgendwann bekomme ich meine Pizza. Die ist gut und ich habe ja Zeit und heute nichts mehr vor.

Ich sehe dem Treiben zu und habe etwas Mitleid mit den beiden Bedienungen, die ganz schön im Stress sind, aber trotzdem sehr freundlich bleiben. Überall wird gut deutsch gesprochen. Mir ist nicht bekannt, ob das historische Gründe hat, oder ob man sich einfach auf die vielen deutschen Touristen eingestellt hat.

Fortsetzung folgt ...