In drei Tagen um die Dolomiten

von: touromat

In drei Tagen um die Dolomiten - 16.12.14 14:15

Also jetzt stelle ich das hier einfach mal ein. Oder muss das erst einmal jemand freigeben oder (zensieren) überpfrüfen?

Leider bin ich nicht der routinierte Globetrotter, der permanent noch unerforschte Gebiete des Globus wagemutig mit dem Rad durchstreift. Es handelt sich lediglich um einen einfachen Kurztrip in zivilisierter Gegend, quasi um die Ecke.

Eine ähnliche Tour gibt es schon im Forum. Ich stelle sie aber trotzdem mal rein, weil jeder bei anderen Verhältnissen unterwegs ist, andere Varianten gefahren werden, andere Erfahrungen gemacht wurden, andere Fotos usw.

Um aufgeregte geographische Grundsatzdiskussionen über den Titel zu vermeiden, möchte ich gleich anmerken, dass bei genauer Kartenbetrachtung nicht die ganzen Dolomiten umrundet wurden; es fehlen zum Beispiel die Sextener Dolomiten. Vielleicht habe ich zum Ausgleich aber auch versehentlich etwas mitumrundet, das nicht dazugehört. Das habe ich aber nicht abschliessend geprüft.

Falls andere Dinge nicht in Ordnung sein sollten wie Länge, Gestaltung und Inhalt des Textes, an den Bildern oder was immer, bitte ich um entsprechende Hinweise. Ob das mit den Bildern überhaupt klappt, weiß ich nicht. Direkt reinkopieren geht glaube ich nicht, oder man muss sich „verifizieren“ lassen. Ich weiß nicht, ob das weh tut und lasse es daher lieber. Bilder sind ja sowieso allgemein überbewertet, es handelt sich ja lediglich um eine zufällige Ansammlung von Pixeln. Aber ein paar Bilder würden als Auflockerung doch ganz nett zum vorgestellten (Geschwafel) Text passen.

Ja, und ich muss es jetzt zugeben: Ich war mit einem handelsüblichen Rennrad unterwegs. Ich weiß gar nicht, ob das hier überhaupt erlaubt ist. Es handelt sich um einen Rahmen mit Komfortgeometrie für etwas aufrechtere Haltung und mit relativ hohem Federungskomfort. Das Oberrohr ist vom Sitzrohr entkoppelt und mit einem Gelenk verbunden, was auf unruhigem Untergrund durchaus angenehm spürbar ist. 25 bzw. 28 mm breite Reifen sind zwar immer noch schmal gegenüber z. B. Trekkingreifen, ermöglichen aber bei vorsichtiger Fahrweise durchaus auch mal Abschnitte, die nicht asphaltiert sind; natürlich kein grobes Gelände. Ich nenne es Tourenrennrad.

Wichtig ist, dass es passt, stabil und zuverlässig ist. Nicht zu teuer; damit man nicht gleich in tiefe Depressionen versinkt, wenn es mal einen Kratzer auf einer Tour abbekommt; oder bei wahnwitzigen Stapelaktionen in überfüllten Fahrradabteilen im Zug. Das Gewicht ist nicht so entscheidend; aber es ist wohl immer noch leichter als Trekkingräder, Mountainbikes oder was immer sonst noch so durch die Gegend bewegt wird.

Ein für mich entscheidender Grund für ein Rennrad als Reiserad: Ich kann die Laufräder ausbauen, stecke das ganze in eine große Plastiktüte und kann so mit jedem Zug mitfahren. Auch TGV oder ICE. Nicht Wochen im Voraus extrem limitierte Fahrradplätze buchen müssen, keine Kosten für den Radtransport.

Natürlich funktioniert ein Rennrad nur bei Touren auf relativ gutem Untergrund und in Gegenden mit guter Infrastruktur zu. Für eine Kirgisistan-Durchquerung wäre es dann eher nicht geeignet.

Mehr ist dazu wohl nicht zu sagen, man möge es mir nachsehen. Leider ist es mir bis jetzt noch nicht gelungen, zu jedem einzelnen Schräubchen eine intensive persönliche Beziehung aufzubauen; wie mir das bei so manchem Technik-Freak erscheint.

Die Gepäckfrage: Einen schweren Rucksack empfinde ich als sehr störend. Ich habe eine Sattelstütztasche mit 10 l Fassungsvermögen am Rad. Bei Kurztrips wie diesem kommt noch ein kleiner Rucksack bei größeren Touren (das heißt bei mir z. Zt. aus Gründen von Beruf und Familie ca. 1 Woche; keine epischen Kontinent-Durchquerungen) ein mittelgroßer Rucksack. Natürlich reicht das nur, weil ich keine Campingausrüstung mitführe, also in Hotels übernachte. Vielleicht kommt irgendwann ein leichter Gepäckträger ans Rad. Ja, das Rennrad hat auch Ösen zur Gepäckträgeraufnahme; das war für mich auch ein Kaufkriterium. Dann könnte wohl auch noch ein leichtes Zelt, ein Schlafsack und eine Isomatte transportiert werden. Zu diesem Thema werde ich zu gegebener Zeit den Ausrüstungsbereich im Forum bemühen oder vielleicht auch konkrete Fragen in den Raum stellen. Auf Kocher und Geschirr würde ich verzichten und mich in CP-Kneipen verköstigen oder mit kalter Küche vorliebnehmen. Man wäre deutlich freier in der Gestaltung von Touren, wenn man Campingplätze mit einbeziehen könnte. An einem schönen Sommerabend ist ein CP sicher auch schöner als ein isoliertes Hotelzimmer und Geld sparen würde man natürlich noch obendrein. Da denke ich z. B. an Frankreich mit den vielen, oft sehr günstigen Campingplätzen und den Hotelzimmern, wo man als Einzelreisender meist für die Übernachtung den gleichen Preis zahlen muss wie zu zweit.

Aber ich schweife ab; ich wollte ja von der Dolomiten-Runde berichten. Langes Wochenende Ende Mai, Christi Himmelfahrt. Ich habe frei; sowohl vom Arbeitgeber, als auch von sonstigen Verpflichtungen. Das muss ausgenutzt werden. Leider war die Wettervorhersage nicht besonders toll. Wie so oft in diesem Jahr im ganzen Alpenraum und auch drum herum das gleiche unsichere Wetter.

Also eine Tour mit nicht zu schweren Tagesetappen planen, damit noch etwas Spielraum bleibt, wenn man mal einen Regenschauer aussitzen muss. Hohe Pässe sind auch noch nicht drin.

Die Runde ist natürlich nichts Neues und auch nichts besonders spektakuläres. Aber es ist eine logische Runde; zumeist in sehr schöner Landschaft. Und es liegen auch einige sehenswerte Orte am Weg. Es werden Pustertalradweg, Dolomitenradweg, Brentaradweg, Etschradweg und Eisackradweg (hoffentlich habe ich keinen vergessen) zu einer schlüssigen Runde verbunden. Wo es sinnvoll erscheint, wird aber auch mal eine Abweichung eingebaut. Dazu später mehr.



Donnerstag – 29.05.2014 – Franzensfeste – Pieve di Cadore – 136 km – 1750 hm.

Ich reise mit dem Pkw über den Brenner an. Den muss ich hier irgendwo für 3 Tage stehen lassen (den Pkw, nicht den Brenner). Ich versuche es mal in Franzensfeste am Bahnhof, aber hier gibt es nur Kurzzeitparkplätze. Für die Langzeitparkplätze braucht man einen Parkausweis. Am Ortsrand gibt es noch einen großen Platz, der aber nicht gerade besonders vertrauenswürdig aussieht. Der ganze Ort erscheint leicht verödet; trotz der Festung als nahe gelegene – aber düsterer und wahrscheinlich nicht besonders lohnender? - Sehenswürdigkeit. Der Tourismus scheint hier wohl nicht anzukommen.
Ich hoffe, dass das Auto Samstagabend noch immer ordnungsgemäß an Ort und Stelle steht und mache mich auf den Weg. Zunächst noch kurz auf dem Etschradweg, bevor es über Aicha ins Pustertal geht; alles gut ausgeschildert. Hier sehe ich natürlich einen super tollen Dauerparkplatz; aber das ist jetzt hinfällig. 10 km zurück und das Auto um parken wäre dann doch etwas übertrieben.

Teilweise ist der Radweg schön angelegt, mit hervorragendem Belag, aber es gibt auch nicht asphaltierte Abschnitte. Manchmal geht es natürlich wie üblich auch kreuz und quer und man ist dauernd am Abbiegen, Bremsen, Anfahren und dann 100 m weiter dasselbe wieder in die andere Richtung. Insgesamt ist es aber schon in Ordnung. Und die Pustertalstrasse wäre wirklich keine Alternative, da ist Verkehr ohne Ende.

Ich sehe mir kurz Bruneck an, nettes und geschäftiges Städtchen und weiter geht es Richtung Toblach. In der Gegend um den Olanger Stausee ein schotteriger Abschnitt, der mit meinem Gefährt grenzwertig ist. In der offiziellen Beschreibung stand doch, dass der Pustertalweg rennradgeeignet ist? Habe ich da vielleicht eine falsche Variante erwischt? Die Wolken werden immer dunkler und der Wind kälter. In Toblach wollte ich eventuell einkehren aber hier ist absolut nichts los, wohl noch keine Saison. Aber wenigstens hat ein Lebensmittelladen geöffnet und die Verpflegung ist somit gesichert.

Ab Toblach bleibe ich auf der Straße, weil der Radweg hier eher von mäßiger Beschaffenheit ist. Kein Problem, es ist sehr wenig Verkehr, breite und übersichtliche Straße und rollt gut. Auch landschaftlich ist es sehr schön hier. Es beginnt leicht zu regnen, also Regenjacke an. Ich schaue noch kurz zum Toblacher See und zum Soldatenfriedhof.

Der Radweg würde jetzt direkt nach Cortina führen, aber ich möchte über den Misurina-See fahren. Deshalb zweige ich bei Schluderbach links ab und es geht in die Steigung zum Col Sant Angelo (1757 m). Es hat aufgehört zu regnen, also runter mit der Regenjacke und rauf auf den Berg. Der Anstieg ist nicht schwer. Gleichmäßig ansteigend, nie steil und von Schluderbach sind es ja auch nur noch ungefähr 350 Höhenmeter. Bei der Passhöhe die ersten Blicke auf die Drei Zinnen, von denen ich aber nur zwei sehe. Habe ich mich da vielleicht verzählt? Hinunter zum toll gelegenen Misurina-See. Hier ist auch nicht allzu viel los. Das liegt wohl am eher mäßigen Wetter. Das schlägt auch irgendwie auf meine Stimmung. Das erwartete Gefühl von Freiheit und Unbeschwertheit – wie z. B. bei der Frankreichtour im Vorjahr - will sich nicht einstellen. Das kann man leider auch nicht erzwingen. Und dramatisch schlecht ist das Wetter nun auch wieder nicht. Ich bin halt wohl eher ein Schönwetterfahrer, zumindest auf Touren.

Es gibt noch eine kleine Hürde vor Cortina: den Passo Tre Croci (1809 m). Der ist von dieser Seite aus aber keine große Herausforderung. Die Passhöhe gibt nicht viel her, also gleich in die Abfahrt, später mit schönen Ausblicken über Cortina.

Cortina kenne ich schon, also gleich hinten rum durch. Am Ortsende treffe ich auf die Hauptstraße Richtung Pieve di Cadore und suche den Radweg. Finde ihn aber nicht. Nach mehrmaligem irgendwo runter fahren, über irgendwelche verwirrenden Schilder rätseln, irgendeinen schlechten Waldweg finden und das selbe wieder zurück, bleibe ich wieder auf der Hauptstraße und nach kurzer Zeit beginnt direkt neben der Straße der nun asphaltierte Radweg mit der etwas sperrigen Bezeichnung „langer Weg der Dolomiten“. Wie das auf Italienisch geheißen hat, weiß ich leider nicht mehr. Der Radweg ist wirklich erste Klasse, will sagen picobello. Tolle Landschaft, macht einfach nur Spaß.

Bald erreiche ich Pieve die Cadore und sehe mich erst mal ein bisschen um. Es gibt einen schönen Marktplatz mit einem Denkmal von Tizian, der hier geboren wurde. Jetzt wird wohl eine längere, fundierte Abhandlung über das Wirken und die Geschichte von Tizian erwartet. Leider übersteigt das meine Möglichkeiten und es bleibt beim Fotografieren des Denkmales. Ich weiß leider zu wenig über den berühmten Komponisten. Hat es wenigstens einer gemerkt? Maler natürlich.

Vom GPS-Gerät lasse ich mich zu meinem im Internet vorgebuchten Hotel „Al Pelmo“ führen. Die Sprachgrenze ist längst überschritten und ich kann kein Italienisch. Aber die freundliche junge Dame am Empfang kann etwas Englisch und so klappt die Verständigung einigermaßen. Auf meine Frage nach einem sicheren Platz für mein Rad wird mir der (offene) Hinterhof gezeigt. Es gibt keinen Schuppen oder eine Garage. Das möchte ich meinem treuen Begleiter aber nicht zumuten – zumal ich nur ein rudimentäres Pseudoschloss mitführe. Jeder halbwegs begabte Langfinger würde darüber Tränen lachen. Also frage ich, ob ich das Rad mit auf das Zimmer nehmen darf. Ich darf. Problem gelöst.

Später gehe ich nochmal in den Ort. Vielleicht gibt es ja eine nette Pizzeria. Aber es ist wie ausgestorben. Also zurück ins Hotel und das Touristenmenü und Hauswein bestellt. Ist soweit ganz o.k. Ich lobe die Nachspeise und sage irgendetwas mit „delicious“, was die Bedienung (und wohl auch Köchin) richtig glücklich zu machen scheint. Der Wein sorgt für die nötige Bettschwere und somit ist Tag 1 Geschichte.

Tag 2 und 3 folgen, falls erwünscht.

Stimmt es eigentlich, dass der Text nicht mehr geändert werden kann, wenn er mal abgeschickt worden ist. Wenn ich morgen feststelle, dass ich gestern totalen Unsinn geschrieben habe, bleibt das für alle Zeiten stehen? Und wie geht das jetzt eigentlich mit den Bildern?