Re: Lappland im Winter 2012

von: irg

Re: Lappland im Winter 2012 - 27.10.14 07:21

Hallo Gereon!

Ich bin zwar nicht Christian, antworte dir aber einmal.

Radfahrerfahrung in Lappland kann ich dir zwar nicht anbieten, war aber zweimal (vor ca. 30 Jahren, aber Land & Klima ändern sich nicht so rasend schnell) mit Langlaufschiern dort.
Wir haben damals Durchquerungen von Abisko nach Kvikjokk gemacht, teilweise unter Benutzung des Kungsleden und seiner Hütten. Dafür haben wir möglichst versucht, Ende März/Anfang April dort zu laufen, da die Schnee- und Wetterverhältnisse in diesem Bereich dafür meistens recht gut sind. Polarlichter haben wir immer wieder gesehen.

Du bist etwas später dran, und wahrscheinlich nicht so lange im Bergzug wie wir unterwegs waren. Aber die Verhältnisse werden auch bei dir nicht sooo viel anders sein.
Allgemein wirst du es auf der norwegischen Seite tendenziell wärmer haben als auf der schwedischen, wo auch sehr kalte trockene Luft möglich ist. Da kann es auch noch Anfang März deutlich unter -20° haben. Es kann aber auch schon kräftig tauen oder regnen.

Was das für dich beim Radeln und Campen bedeutet, bin ich mir nicht ganz sicher. Spikes wirst du sicher brauchen, meine ich. Wir haben in der ersten Märzhälfte noch völlig eisbedeckte Straßen überquert. Das ist eine Radtour mit spikelosen Winterreifen nicht vernünftig und halbwegs sicher machbar.
Wenn du Temperaturen immer klar unter 0° hast, sehe ich auch keine Probleme beim Zelten. Du stellst einfach dein Zelt auf, schläfst drin. Am Morgen baust du dein Zelt ab und fährst weiter, das ist alles. Wie weit es schwierig wird, bei starkem Wechsel zwischen Temperaturen zwischen über und unter 0° zu zelten, kann ich nicht sicher sagen. Du stellst dein Zelt am Abend im nassen Schnee auf, kriechst hinein -und wachst am Morgen in einem Zelt auf, das an steinhart gefrorenem Schnee haftet, vielleicht gibt es auch eine gefrorene kompakte Eislache unter am Boden. Das könnte dir leicht passieren. Da werden dir andere ihre Erfahrungen mitteilen haben. Ich habe da keine, wir haben in Lappland, wo wir keine Hütte hatten, Iglus gebaut. Die muss niemand mit schleppen, und festfrieren ist auch egal.....

Wenn du gutes Wetter hast, könntest du unterwegs auch feuchte Kleidung an die Packtaschen außen angehängt an der Luft trocknen, wenn das nicht geht, wirst du wahrscheinlich mit der Zeit Feuchtigkeit in deinem gesamten Outfit ansammeln, das wird ungemütlich. Mit dem Mieten einer Hütte lässt sich dann aber einiges in der Nacht wieder trocknen.

Und ja, Reiz hätte eine Tour um diese Jahreszeit sicher. Einen Vorteil hast du sicher gegenüber dem Hochwinter. Die ganz´, ganz kalten Zeiten, bei denen du (eher auf der schwedischen Seite) auch Temperaturen um die -30° erwischen kannst, sollte vorbei sein. (Ganz sicher ist das aber auch nicht, das nebenbei. Das Wetter kümmert sich im Einzelfall nicht viel um Wahrscheinlichkeiten.) Dazu hast du schon deutlich längere Tage, die du besser ausnützen kannst.
Das ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil: Bei einer Radltour um Allerheiligen mit Temperaturen zwischen Gefrierpunkt und -8° in südlicheren Breiten hat mich v.a. der kurze Tag gestört. Bei Kälte dauern die Campingaktivitäten deutlich länger, dazu musste ich gar nicht wenig davon im Finstern im Schein der Stirnlampe ausführen. Da ist zwar sicher sehr romantisch, aber auf die Dauer nicht so sehr gemütlich. (Ich bin und bleibe halt ein Weichei!)

Von der Ausrüstung her musst du dich auch im März auf Temperaturen zwischen -20° und kälter und deutlich über dem Gefrierpunkt einrichten. Regen kann es daher natürlich auch geben. Schöne Zeiten und Dreckswetter, wie im Reisebericht oben -alles ist drin.
Einen Vorteil hast du beim Radeln: Du bewegst dich auf befahrenen Straßen. Wenn du nicht gerade auf einer wegen der widrigen Verhältnisse gesperrten Straße befindest, kommen immer wieder Leute durch. Im Notfall kannst du also auch um Hilfe bitten. (Nur fix darauf bauen, wie das manche netten Leute in den Bergen bei uns machen, nach dem Motto "Wir steigen einmal in die Tour ein, und wenn es uns zu viel wird oder nicht mehr gefällt, rufen wir die Bergrettung", würde ich nicht. Aber das ist eh klar!)

Hier ist übrigens ein anderer Reisebericht, aus dem du etwas über die dort möglichen Bedingungen lesen kannst:
http://www.campingforum.at/campingforum/showthread.php?14660-im-märz-2014-nach-Lapland-und-Tromsø

lg! georg