Re: Mit Claudia über die Via Claudia

von: joeyyy

Re: Mit Claudia über die Via Claudia - 10.09.14 13:41

Sonntag, 24. August 2014.

Die Stille wird um sechs Uhr morgens unterbrochen: Die kleine Kirche direkt gegenüber dem Klösterle weckt mit ihrer Glocke zum Frühgebet. Es ist Sonntag und eigentlich Ausschlaftag. Aber hier hat selbst das Gewecktwerden etwas Beruhigendes. In einem Kloster ist die Tagesstruktur stets gleich und vorgegeben. Darüber braucht man sich weder freuen noch ärgern. Es ist einfach so. Beruhigend. Wir schlafen nochmal ein und werden zwischendurch immer mal wieder durch die Glocke geweckt. Irgendwann zwischen acht und neun stehen wir dann auf.

Die Schwestern haben uns einen wunderbaren und großen Gefallen getan und unsere Wäsche gewaschen. Fein und trocken gestapelt erhalten wir unsere Päckchen. Wir bedanken uns und genießen noch ein reichhaltiges und leckeres Frühstück in gemeinschaftlicher Atmosphäre.

Auf dem Weg nach Landeck geht es dann... ...bergauf. Wir sind immer noch geschafft vom Vortag und wollten eigentlich zum Inn runter rollen. Aber nein - wir müssen uns erst nochmal warm schieben. Und als es dann bergab geht, werden die Felgen vom Bremsen so heiß, dass ich auch hier vorsichtshalber zum Schieben übergehe. Claudia fragt nach dem Grund und ich flapse ihr zu, sie müsse nur mal vorsichtig an die Hinterradfelge fassen. Sie tut das wirklich und verbrennt sich fast die Finger. Außerdem riecht es nach Gummi - ob von den Bremsen oder von den Reifen her, ist mir egal. Wir schieben nach Landeck rein, die österreichisch katholischen Kirchen empfangen uns mit lautem Sonntagsglockengeläut.

Das Ober-Inntal bin ich noch nie gefahren, der Weg zum Reschenpass war nie eine Alternative zum Fern-/Brenner-Pass auf dem Weg nach Süden. Mit dem Auto. Jetzt mit dem Rad ist das anders. Schön ist es hier.






In Pfunds machen wir nochmal ein kleines Päuschen mit heißem Apfelstrudel und Kaffee, bevor es dann in die Schweiz geht.

Na ja, Schweiz rein, Schweiz raus eigentlich. In Martina fragen wir uns, ob wir den Reschen in Angriff nehmen wollen, schauen auf den Wetterbericht, der für morgen nachmittag Regen am Reschen ansagt, trinken noch einen Kaffee mit Zucker und schwören uns auf die folgenden elf Kehren ein. Motivationsfördernd ist, dass sie beschriftet sind, unten mit "11" beginnen und wir somit zurückzählen können. Unterwegs überholen wir noch zwei Radler und kommen frei nach dem Motto "slow and steady wins the race" gar nicht so fertig oben an, wie wir unten befürchteten.

Claudia und ich haben uns gut als Team zusammengefügt. Wir können mittlerweile auch im Stehen kurbeln: Entweder nur ich oder nur sie oder wir beide gemeinsam. Am Berg ist das eine erhebliche Erleichterung.

In Nauders findet gerade ein Mountainbike-Rennen statt, es ist ein wilder Zirkus hier oben. Einladend wirkt das nicht - wir fühlen uns eher wie im Ski-Trubel, nur ohne Schnee und ohne Ski. Dennoch belohnen wir uns für unseren Bergauf-Ritt mit einer Cola und ein paar salzigen Erdnüssen an einem Apres-Ski-Stand, bevor wir zum echten Reschenpass weiterfahren.



So langsam wird es dunkel und damit ziemlich kalt hier oben. Wir entscheiden uns, den Reschensee lieber auf der sonnigen und somit wärmeren Seite zu umfahren und finden in San Valentino einen guten Zeltplatz.



Der Rest ist schnell erzählt: Zelt aufbauen, duschen, Pizzeria suchen, Pizza essen, zurückgehen, schlafen. Keine kulinarische Besonderheit - eher archaische Essenstrieb-Befriedigung.

Es ist kalt hier oben, die Temperaturen sind mittlerweile einstellig. Kachelmann, Mensch, was hast Du wieder geschummelt. Von wegen: Meran bis zu 37 Grad - Deine Vorhersagen werden bei uns langsam zum "running gag". Hey, wie wird das Wetter morgen? Kachelmann oder echt? Hey, wie ist das Wetter gerade bei Euch? Kachelmann oder echt?

Egal - Das Hilleberg ist unsere Burg, die Daunen der Schlafsäcke halten uns warm und zu zweit ist es eh wärmer nachts...

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Fortsetzung folgt. Aber nur ab dem nächsten Morgen.