Berlin Sofia 2014, Teil 2, Rumänien

von: extraherb

Berlin Sofia 2014, Teil 2, Rumänien - 31.08.14 15:09


Aus der Ukraine geht es über die Theiß..


... nach Rumänien!

Dort kommt man in das Städtchen Sighet. Sehr lebhaft, die Innenstadt voller Menschen.



Nach einem unangenehmen Stück auf der Fernstraße nach Baia Mare geht es das Tal der Iza hoch. Früher war dies das "Herz der Maramuresch". Als ich vor 30 Jahren das erste mal hier war, bestand nicht nur der Verkehr hauptsächlich aus Pferdefuhrwerken. es gab auch noch sehr viele alte geschnitzte Holztore und der größte Teil der Häuser war noch aus Holz und mit Holzschindeln gedeckt. Im oberen Teil konnte man auf einer ziemlich spektakulären Bahnstrecke auf hohen Viadukten über das Tal fahren.



Die berühmten geschnitzten Holztore



Holzschindeln haben nur noch sehr wenige Häuser




Jetzt baut man mit Beton und deckt Frankfurter Pfanne, wer will es den Leuten verdenken. Es gibt nur noch sehr wenige Überreste von damals zu sehen und der Zug fährt wohl auch nicht mehr (ich habe jedenfalls keinen gesehen). Nur wenige alte Leute haben noch ihre typische Kopfbedeckung.

In Sacel bin ich dann ins Tal des Flüsschen Viseu gewechselt und zum Prislop Pass (1413m) hochgefahren. Sobald man die letzte Siedlung hinter sich hat, ist man praktisch allein auf der Straße. Die Anfahrt ist relativ steil, dafür ist die Abfahrt ins Tal der Bistriz schön langgezogen. Achten sollte man im Gebirge in Rumänien immer darauf, dass die Straßenränder nicht gesichert sind. Manchmal gibt es noch Reste von Leitplanken oder Mauerreste aber die sind größtenteils verrottet oder sogar schon den Hang hinab gestürzt. Auch Unterspülungen und Absenkungen sind häufig und manchmal hat sich ein Loch gebildet, durch dass man nach unten schauen oder eben auch fallen kann. Spätestens wenn man rechts keine Baumwipfel mehr sieht, weil es 50m senkrecht runter geht, sollte man in die Mitte der Straße ausweichen.








Oben auf dem Pass war es recht ruhig, nur wenige Touristen waren hier hochgekommen. Früher war hier ein großer Zeltplatz mit hundert Leuten. Als Studenten haben wir die ganze Nacht am Lagerfeuer gesessen, getrunken und mit den Einheimischen gequatscht (ging nach einer Flasche Wein ganz prima).

Nach einem Kaffee habe ich dann die Abfahrt in das Tal der Bistriz genossen. Die Straßen 18 und 178 die Bistriz hinunter sind fast eine Art Fluß-Radwanderweg. Bis auf einen gelegentlichen 40Tonner (die dort eigentlich verboten sind) und einige obligatorische Raser (die es wohl überall gibt) kann man bei wenig Verkehr die Landschaft genießen. Eine Ausnahme bildet das Stück auf der E576 bis Vatra Dornei. Die Fernstraße ist neu ausgebaut. Hier herrscht starker Verkehr!







Das Stück am Stausee entlang ist eine ausgewachsene Bergtour, denn die Straße führt mehrfach am Hang hoch und runter. Es gibt einige Brücken, die keinen besonders guten Eindruck mehr machen. An den Übergängen zwischen Brücke und Straße gibt es teilweise große Löcher und die Haltbarkeit der Brückengeländer würde ich eher nicht testen wollen.











Nach der Staumauer geht es hinunter nach Bicaz und von dort hinauf in die bekannte Schlucht des gleichnamigen Flüsschens. Zunächst kommt man aber an einem alten Zementwerk entlang, an dem jetzt der Name „Heidelberg Zement Group“ prankt. Na, jedenfalls ist die Verschmutzung der Gegend deutlich reduziert worden gegenüber früher.



Das Bicaz Tal sollte man besser nicht am Wochenende hochfahren, denn es ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Ich war an einem Sonntag und hatte deshalb die Bekleidung hunderter Familien, die mit ihrem Auto die schmale Straße verstopften. Ab und an gibts auch noch einen Touribus.





Ziel der meisten Ausflügler ist der „Lacul rosu“. Ein kleiner Bergsee, an dessen Ufer hunderte von Restaurants kleben und auf dem man mit einem Ruderboot ein bisschen herumfahren kann. Sieht alles sehr nach Nepp aus.



Weiter nach ober kommt man schließlich zum Passul Bicaz (1257m), hier wird dann der Verkehr schon merklich dünner, wenngleich natürlich auch aus Richtung Siebenbürgen Ausflügler kommen. Es gab auch etliche PKW mit ungarischem Kennzeichen.



Von dort geht es dann hinab nach Gheorgheni (ungarisch Gyergyószentmiklós, deutsch Niklasmarkt), ein bübches, kleines Städtchen, in dem praktisch ausschließlich ungarisch gesprochen wird. Ich bin jedoch nach einer Mittagsause weiter Richtung innere Karpaten gefahren. Dazu klettert man erstmal wieder auf über 1000m Höhe und diesmal in der pralle Nachmittagssonne. Dann jedoch wird es wieder bewaldet und man rollt über fast 20km etwa 300 Höhenmeter auf kurvenarmer glatter Straße mit kaum Verkehr entspannt hinunter zum Zetea Stausee - Radfahrerglück.



Die Straße um den Stausee ist leider in einem schlechten Zustand (Betonplatten). Von der Staumauer geht es dann weiter abwärts nach Oderhei, ebenfalls eine fast ausschließlich ungarische Stadt. Es ist das sogenannte "Szeklerland", die Gegend Rumäniens, in der anteilig die meisten ethnischen Ungarn leben. Auf der ganzen Strecke sieht man übrigens so gut wie keine rumänischen Fahnen und wenn, dann nur an staatlichen Gebäuden. Dafür ist fast an jedem Haus die "Szeklerfahne" und die Fahne der Europäischen Union zu sehen.

Nach ein wenig Hügelland kommt man ins Tal des Olt, dem ich dann bis Kronstadt gefolgt bin. Übernachtet habe ich aber erstmal in Harman (Honigsberg), wo es eine der größten erhaltenen Kirchenburgen Siebenbürgens gibt.













Die Ein- und Ausfahrt nach Brasov (Kronstadt) ist nicht einfach, da es fast nur große "Magistralen" gibt, auf denen Radfahren kaum möglich ist. Eigentlich wollte ich von Honigsberg mit dem Zug in die Stadt fahren. Dort gibt es einen Bahnhof. Aber ich habe niemanden gefunden, der mir wenigstens auf Englisch hätte Auskunft geben können. Selbst der Betreiber der Pension und auch die Leute in der Kirche haben ausschließlich rumänisch gesprochen, die an der Haltestelle sowieso. Schließlich bin ich dann doch mit dem Rad gefahren. Die getrackte Strecke ist einigenmaßen akzeptabel. Eine kleine Tour durch die Innenstadt und ein Kaffee in der Fußgängerzone, dann ging es schon weiter, wieder in Richtungs Karpaten.







In Kronstadt gibts sogar Radspuren und natürlich sind sie auch meist zugeparkt.





Südlich von Kronstadt wollte ich in die Berge bei einem Örtchen mit dem Namen Zizin. Ich habe mich zunächst über die vielen LKW gewundert, die dort die Dorfstraße blockiert haben. Jetzt weiß ich, dass sich dort eine große Abfüllfabrik für das gleichnamige Mineralwasser befindet. Hinter der Fabrik ging die Straße aber sofort in Schotter und Dreck über. Im Fluss badeten Kinder, Pferde und Schafe. Schließlich kam ein Schlagbaum an welchem sich ein Häuschen befand, in dem zu meiner großen Überraschung sogar jemand saß. Zu welchem Zweck auch immer, ich wurde jedenfalls durchgelassen.







Der Weg führte zunächst zwischen Feldern am Flüsschen Zizin entlang. Später wurden die Felder weniger und es gab mehr und mehr Weiden und Wald. Deshalb begegnete ich auch mehreren Schafherden, die alle von mehr oder weniger großen Hütehunden bekleidet waren. Schließlich wurde ich einmal beim Passieren einer solchen Herde plötzlich von 5 oder 6 rießigen Exemplaren umstellt und wild angebellt. Mein Pfefferspray, dass an der Lenkertasche baumelte, hätte mir da wenig genutzt. Es kam aber gleich ein Schäfer gerannt und rief seine Hundchen zur Ordnung. Ich bedankte mich und fuhr weiter. Der Weg wurde schlechter und es gab viele Pfützen je höher ich kam. Nach dem Überwinden der Passhöhe von knapp 1000m ging es erstmal wieder bergab in das Dörfchen Vama Buzaului, wo ich dann auch übernachtet habe.

Eigentlich wollte ich den Karpatenkamm auf Schotterstraßen über den Boncuta Pass (etwas über 1000m) überqueren um nicht die Fernstraße fahren zu müssen. Da es aber dann auch die ganze Nacht heftig geregnet hat, habe ich mich dann doch für die Asphaltstraße entschieden. Das war auch gar nicht so schlimm. Die Nr.10 hat nur für den lokalen Verkehr Bedeutung, da sie zum größten Teil nur für max. 10t zugelassen ist. Entsprechend gering war außerhalb der Ortschaften der Verkehr. Allerdings machen sich einige Spediteure wohl nichts aus der Begrenzung, denn einige 40Tonner gab es trotzdem. Ich würde da mit einem schweren LKW nicht langfahren wollen, die Beschränkung hat nämlich ihren Grund: Insbesondere um den Siriu Stausee gibt es auf der Straße viele Stellen, an denen sich die Straße schon abgesenkt hat oder dabei ist, abzurutschen. Auch hier gilt: Nicht zu nahe am Rand fahren!

In Cislau habe ich mich dann entschieden, eine "Abkürzung" über die südlichen Karpatenausläufer zu suchen um nicht mit dem zunehmenden Verkehr in die Stadt Buzau fahren zu müssen. Die Strecke ist allerdings nicht ohne, teilweise Schotterstraße und drei heftige Anstiege, von denen der letzte so steil ist, dass ich sogar beim Schieben mehrfach pausieren musste. Belohnt wird man am Ende mit einem schönen Blick hinunter in die Tiefebene der Wallachei.





Nach einer mehr oder weniger genussvollen Abfahrt geht es dann fast nur noch auf flachen und auch ziemlich geraden Straßen bis an die Donau. Ich habe versucht, verkehrsarme Straßen zu fahren, da die E85, E60 und E584 sehr stark mit LKW belastet sind. Leider sind solche Straßen selten von guter Qualität.



Blick zurück auf die Karpatenausläufer



Seltsamer Wall, der die Ebene von Ost nach West durchzieht. Da muss ich irgendwie durch.



Schließlich hatte ich noch ein sehr unangenehmes Erlebnis bei dem Versuch eine Durchfahrt nach Süden zu finden. Auf Openstreetmap ist da eine Straße zwischen den Ortschaften Albesti und Socoalele eingezeichnet, die es NICHT gibt. Nach dem Weiler Bataluri wird aus dem Sand- Schotterweg ein Feldweg, der schließlich am Feldrand verschwindet. Durch den Regen hatte sich der vermutlich sehr fruchtbare Lösboden in einen unglaublich zähen und klebrigen Matsch verwandelt, der sich bei meinem Rad zwischen Reifen und Schutzblech festsetzte und sogar verhinderte, dass ich das Rad vernünftig schieben konnte. Ich habe das Rad mehrer hundert Meter halb schieben halb tragen müssen, bis ich aus diesem Schmand wieder raus war - ich war danach fix und fertig.



Ansonsten ist die gewählte Route wenig verkehrsbelastet und akzeptabel zu befahren. Ich würde jedoch jetzt von Ciochina nach Lehliu-Gara fahren und dann auf der 3a nach Dragos-Voda wieder auf die 306. Die 3a ist durch die parallel verlaufende Autobahn nur wenig befahren (im Gegensatz zur 3). Wer gleich zur Fähre will, sollte vor Calarasi den westlichen Bypass nehmen. Da gibts wenig Verkehr. Nach einer Übernachtung an der Donau gings es dann am nächsten Tag nach Bulgarien.





Davon dann aber später.

Gruß, Uwe