Re: Radtour durch Polen - na und?

von: benki

Re: Radtour durch Polen - na und? - 12.01.14 20:37

Fortsetzung schmunzel

09.04.2013 Wlolawek - Plock 70 km

Kennt ihr das Schaf, dass auf Tassen, Kissen, Bettwäsche etc. abgebildet ist und wo überall Doof draufsteht? Heute habe ich mich wie das Schaf gefühlt. Eigentlich war ja nicht alles doof, es gab auch Lichtblicke. Die Sonne schien, die Leute waren unheimlich nett und hilfsbereit, aber überwiegend war der Tag doof.
Das Frühstück im Hotel Delfin war recht gut und die Leute waren auch sehr nett. Mein Fahrrad hat die Nacht neben der Bar gut überstanden.
Nach dem Frühstück fuhr ich zur Information und nutzte das Internet bis 10:30 Uhr. Ich wollte ja nur nach Plock, eigentlich nur 50 km. Also kein Grund zur Panik und Hektik. Ich entschied mich am rechten Ufer der Weichsel zu fahren, weil dort weniger Verkehr zu erwarten war. Na ja, Ufer ist gut gesagt. Die Weichsel sah ich nur bei der Abfahrt, einmal bei meiner Pause in Dobrzyn n. Wisla und wieder in Plock.
Heute hatte ich heftigen Gegenwind und da der aus Richtung Osten kam, war dieser auch noch sehr kalt. Meine Durchschnittsgeschwindigkeit betrug nur 14 km/h. Die Landschaft war nicht so prickelnd, es gab keine Wälder und so kämpfte ich tapfer gegen den heftigen Wind. Kleine Steigungen kamen mir wie das Hochgebirge vor. Nach 25 km erreichte ich Dobrzyn n. Wisla, einen kleinen Ort direkt an der Weichsel.



Im Zentrum des Ortes , auf einen größerer Platz mit Einkaufsmarkt, machte ich meine Pause. Ich trank Kaffee und beobachtete die Leute. Irgendwann sprach mich Roman an. Er hat viele Jahre in Deutschland gelebt und ist wieder nach Polen zurückgekehrt, um hier ein Gewerbe als Holzhausbauer zu betreiben. Bis letztes Jahr lief sein Geschäft auch hervorragend, aber jetzt merkt man, dass die Wirtschafts- und Finanzkrise auch bei dem Mittelstand angekommen ist. Es war kein Klagen von ihm. Er wird weiter um den Erhalt seiner Firma kämpfen. Das hat mich beeindruckt. Leider musste ich die Einladung auf einen Tee und Suppe bei ihm zu Hause ablehnen. Es war ja schon Nachmittag und ich hatte noch gute 25 km vor mir, dachte ich.

Ich fuhr und fuhr, kämpfte wieder gegen den Wind und es sollten dann nur noch 15 km sein. Dann sah ich ein riesiges Umleitungsschild.



Was soll's, als Radfahrer kommt man überall durch. Also fuhr ich unbeeindruckt weiter, bergab, vorbei an ausgehungerten, großen Hunden.






Die hatten aber mehr Angst vor mir, als ich vor ihnen. Hier in der Senke gab es keinen Gegenwind mehr. Es hätte so schön sein können, wenn…...ja wenn die Baustelle nicht ein riesiges Loch wäre. Mit einem Schiffskran wurde eine Brücke über den kleinen Fluss Skrwa errichtet. Es war kein Durchkommen. Also wieder den Weg zurück bis zum Abzweig, noch mal den Hügel hoch, vorbei an den ausgehungerten Hunden und gute 15 km Umweg zusätzlich in Kauf nehmen. Die letzten Kilometer bi Płock fuhr ich mit unzähligen Autos und PKW‘s im Berufsverkehr. Die Information hatte natürlich schon geschlossen. In der Altstadt, die ganz nett rekonstruiert ist, waren schon die "Bürgersteige hochgeklappt" - um 16:30 Uhr. Hier war nichts los. Ich fragte mich nach Hotels oder Privatquartiere durch. Ich bekam auch viele Tipps, aber entweder waren die Unterkünfte geschlossen oder ausgebucht. Verflixt!!
Eine Frau mit 2 Süßen, neugierigen Kindern gab mir ein Informationsblatt mit allen verzeichneten Unterkünften in der Stadt.









Ich wurde dann auch fündig, nicht in der Altstadt, sondern sehr strategisch günstig, an der viel befahrenen Strecke Richtung Warschau. In dem Gästehaus bekam ich ein Zimmer, natürlich ohne Frühstück und zum Wucherpreis. Es war spät und ich hatte wohl keine andere Wahl. Mein Rad musste draußen im Garten, an einem Baum angeschlossen, übernachten.
Bei der späteren Suche nach einem angenehmen Restaurant war ich dann irgendwann frustriert. Nur Kebab- und Pizzabuden. Ich entschied mich für eine riesige Pizza (44 cm Durchmesser). Abends wurde es wieder richtig kalt. Ich hatte keine Lust mehr auf die Stadt und ging in mein kleines Zimmer zurück. Das war mein Tag.


Fortsetzung folgt bald zwinker