St. Moritz – Venedig: einmal alles bitte

von: Biotom

St. Moritz – Venedig: einmal alles bitte - 02.04.22 09:21


Oktober, der Winter naht, und mich zieht es nochmals raus in die Welt, bevor der grosse Schnee kommt.
Es ist eine spezielle Fahrt. Das ganze Jahr über bin ich viel unterwegs gewesen, und ein Hauch von satter herbstlicher Leere liegt über der Tour. Ich peile nochmals «alles» an: schmale Wanderwege und brausende Hauptstrassen, hohe Pässe und gemütliche Ebenen, winzige Dörfer und grosse Städte, die wunderbaren Berge und das weite Meer. Da das ganze Programm in viereinhalb Tage passen muss, wird die Tour eine eher intensive Sache.



Tag 1: St. Moritz – Passo del Bernina (Karte)

Am Morgen habe ich noch eine Sitzung, danach bringt mich die Bahn ins Engadin.







Im Frühling war ich auf dieser Tour in St. Moritz vorbeigekommen, und von dort aus geht es jetzt weiter.
Als ich in St. Moritz starte ist bereits Nacht.





Als ich mein Licht dimme, entdecke ich die herrliche Bündner Bergwelt.





Auf der Strasse tanzen wilde Schneeschlangen, und ich bin froh, als ich das Ospizio Bernina erreiche.

von: Biotom

Re: St. Moritz – Venedig: einmal alles bitte - 02.04.22 09:33


Tag 2: Passo del Bernina – Pass da Val Viola – Passo di Verva – Passo del Mortirolo – Monno (Karte)


Nach 500 m und 22 Hm ist der erste Pass geschafft bravo zwinker





Ich erwache in meinem Alltagsleben täglich in den Bergen. Zwischendurch bin ich fast ein bisschen erstaunt, wie sie mich auch auf Reisen berühren und begeistern – irgendwie kriege ich nie genug davon schmunzel









Ich gehöre zu den Glücklichen, denen Steigungen nicht allzu viel ausmachen. Die gezeigte Stelle kann übrigens problemlos umgangen werden, man kommt dann einfach nicht beim Lagh de Saoseo vorbei. Aber zu dem kann man ja auch zu Fuss schmunzel





«Je mühsamer der Aufstieg, desto schöner der Ort» gilt auch beim Lagh de Saoseo.







Wie angetönt: der Pass da Val Viola ist zum Glück nicht durchwegs mühsam.





Aber durchwegs wunderschön verliebt











Die Abfahrt ist durchwegs fahrbar:





Und durchwegs wunderschön zwinker









Ich treffe zwei aufsteigende Wanderinnen und in Alpe Campo einen Bauern, der nahezu perfekt deutsch spricht. In meiner generellen Verpeiltheit muss ich mich kurz geographisch sortieren: bin ich etwa schon im Südtirol gelandet, dass der so gut deutsch spricht? Aber nein, natürlich nicht! Er hat einfach ein paar Jahre in Deutschland gearbeitet.
Ich helfe ihm kurz bei der Arbeit und frage nach dem Passo di Verva. Der sei kein Problem, und in der Tat: feine Sache, dieses Schottersträsschen!





Aber die Bise ist brutal, da bin ich froh um jeden Windschatten…





…und natürlich um den blauen Himmel:







Das gelobte Land: Val Grosina.




Ich bin nicht so Metallica-Fan, aber ich münze trotzdem mal ihr Fight fire with fire auf die Kälte um:





Und weiter geht’s!







Fight cold with cold hat nichts genützt, also ab in den sonnigen Windschatten…





Das Val Grosina rührt mich mit seiner schlichten Schönheit zu Tränen.







Im Veltlin taue ich wieder auf:





In Mazzo überlege ich kurz, ob ich noch den Mortirolo angehen soll, aber eigentlich ist der Fall schon lange klar: ich will fahren lach





Der Mortirolo ist fies beschriftet: die zurückzulegenden Kehrschleifen werden countdownmässig runtergezählt. Es beginnt bei 33...





R.I.P. Marco Pantini





Mir kommt Züri West in den Sinn: "das wo när no aus isch cho – das hätt i nid bruucht" ("das was nachher noch alles kam – das hätte ich nicht gebraucht") lach
In den letzten Schlaufen kommt mir ein Gümmeler entgegen, welcher mich anbrüllt. Wahrscheinlich will er mich motivieren, aber ich finde ihn einfach nur doof. Aber egal, seit ein paar Minuten habe ich in Monno ein Zimmer reserviert, und die Aussicht wird immer schöner. Ok, die Waden sind inzwischen so schlapp, dass ich nicht mehr vollständig ins Bild fahren mag…





…aber für auf den Pass reicht es doch noch.





Hei, ist das schön dort oben!!









Die Hütten und Hotels auf dem Pass haben alle zu, daher mache ich mich an die Abfahrt nach Monno. Es beginnt mit viel Schatten und wenig inspirierender Aussicht, aber nach einer Kurve öffnet sich plötzlich der Blick: wunderschön, diese Adamellogruppe verliebt

von: Biotom

Re: St. Moritz – Venedig: einmal alles bitte - 02.04.22 09:50


Tag 3: Monno – Passo di Crocedomini – Punta dell’Auccia – Giogo del Maniva – Passo Dosso Alto – Passo del Baremone – Idro (Karte)

Gestern ist etwas Unglaubliches passiert: das Essen im Hotel hat mir trotz 87 km und 2500 Hm in der Kälte nicht geschmeckt! Da bin ganz froh, habe ich beim Einchecken das Frühstück abgelehnt. Das hat auch den Vorteil, dass ich früh loskann.

In Edolo kaufe ich Vorräte…





…und in Malonno frühstücke ich in einer gut frequentierten Bar. In meinen verstaubten und verschwitzten Klamotten komme ich mir unter all den schicken Italienerinnen und Italienern leicht deplatziert vor, aber die Bedienung ist sehr nett und sehr gut geduldig schmunzel





In Breno beginnt die nächste grössere Auffahrt: der Passo di Crocedomini liegt zwar nur auf 1892 m.ü.M., aber wenn man auf 300 m.ü.M. startet kommt halt doch ordentlich was zusammen. Aber egal, Hauptsache schön!







Der Passo di Crocidomini hat übrigens auch nummerierte Kurven, aber die sind in einer dermassen wilden Reihenfolge angebracht, dass ich zwischendurch nicht mehr weiss ob ich jetzt rauf- oder runterfahre grins





Die 1892 m.ü.M. sind noch nicht der Höhepunkt des Tages. Es zieht mich nach Süden, auf die Strada provinciale Bresciana 345 delle Tre Valli (SP BS 345).







Ein Tag ohne Gipfel ist ein verlorener Tag: Punta dell’Auccia.





Das Cutthroat macht wie immer geduldig jeden Blödsinn mit: unten hätte es eine hübsche Strasse (ok, für Rennvelos wäre sie nicht geeignet), aber der Boss will mal wieder was rummurksen…







Gegen den Giogo del Maniva hat’s Nebel.





Ich muss sagen, die SP BS 345 ist eine feine Sache, vor allem als man vom Giogo del Maniva noch auf herrlichen Strässchen südwärts weiterziehen kann.

Beim Passo Dosso Alto. In wenigen Minuten werde ich auf der Krete ob der Hütte sein, dem Passo della Berga.





Bis zum Passo della Spina folgen abenteuerliche Ausblicke und wilde Tunnels verliebt






Und ab dem Passo del Baremone folgt eine episch lange Abfahrt auf einem winzigen Teersträsschen – fantastisch!

Ich umfahre noch das Südufer des Lago d’Idro. In Idro habe ich grösste Mühe, mein gebuchtes Zimmer zu finden, und das unter Zeitdruck (die Wirtin ist nur bis 19 Uhr oder so da) und mit leerem Handyakku. Zum Glück habe ich eine Powerbank dabei, und am Schluss liege mit einem Bauch voller Pizza im gemütlichen Bett – wunderbar!
von: Biotom

Re: St. Moritz – Venedig: einmal alles bitte - 02.04.22 12:41


Tag 4: Idro – Cocca del Santellone – Passo della Fobbiola – Passo di Spino – Monte Pizzocolo – Salò – Desenzano del Garda – Castelnuovo del Garda (Karte)

Vielleicht mal noch ein Wort zum Ziel dieser Reise: ich wollte vor allem meine abenteuerliche Schweizer Reise an die Route der Italy Divide anschliessen, so dass ich zu einem späteren Zeitpunkt auch bei geschlossenen Alpenpässen Richtung Süditalien loskann. Dann kamen noch ein paar Nebenziele dazu: nicht die einfachste Strecke, sondern lieber was passiges; von einem Gipfel aus den Übergang von den Bergen in die Ebene sehen; nochmals ans Meer wäre natürlich auch nett – und Venedig ist hach halt schon schön… Eigentlich logisch, dass sich bei diesem Zieleprofil eine «Alles»-Tour ergab schmunzel

Im Vorfeld hatte ich ein Ticket (inkl. Velo) für den Zug von Venedig nach Sion gekauft. Dabei trieb mich ein bisschen die Sorge um, ob ich auch erst in Verona einsteigen könnte oder ob dann die Reservation verfällt. Daher fand ich eine Tourankunft in Venedig umso wünschenswerter.





Nach drei Tagen ist das Ziel «was passiges» eigentlich erreicht, aber es geht weiter mit Pässen: Im Aufstieg zur Cocca del Santellone.





Ich liebe klare Schilder lach





Unter der Sonne kommt mein Tagesziel in Sicht, der Monte Pizzocolo.





Und ich Idiot hatte immer geglaubt, die Walliser Weinbergsträsschen seien steil wirr





Die Italiener können’s aber auch sanft.





Zwischen dem Passo della Fobbiola und dem Passo di Spino kommt der Monte Baldo ins Blickfeld. Der geniesst unter Botanikfreunden Legendenstatus verliebt





Meine Route ist der Sentiero #3.







Auf dem Passo di Spino wird fleissig beringt:





Im Bivacco Due Aceri könnte man im Notfall nächtigen; es hat aber keine Matratzen und kein Wasser.





Die Aussicht vom Monte Pizzocolo ist sehr eindrücklich – aber ganz so glücklich werde ich nicht dort oben: ich bin total hinüber vom Aufstieg, und die Luft ist eine Spur zu dunstig und das Licht ein klein Bisschen zu mittäglich. Tja, Tourhöhenpunkte lassen sich halt nicht planen…









Der weitere Tourverlauf: der Gardasee und die Poebene.





Die Abfahrt ist teils höllisch schotterig, teils höllisch steil:







In Salò videotelefoniert eine Deutsche dermassen penetrant und prahlerisch, dass ich ihren Liebsten zu Hause einen Mittelfinger zukommen lasse. Mir sind die Zweibeiner im Bildvordergrund die liebsten Wesen am Gardasee… Der Entschluss ist denn auch schnell gefasst: noch ein bisschen weiter!





Die Hügel südlich von Salò lösen beim Halsabschneider Öldurst aus.





Ich habe auch Durst und Hunger, einzig bezüglich Müdigkeit bin ich gut gesättigt. Aber ich will doch nach Venedig!
Ein Schild weckt gute Gefühle:





Ab Desenzano del Garda wird meine Routenwahl schluderig-unschön, ich will einfach nur noch vorwärtskommen, so dass Morgen bis Venedig nicht allzu viel Strecke übrigbleibt. Vor Sirmione bin ich dann nicht nur wegen der Fahrerei ausser Atem, sondern auch wegen der Ausblicke verliebt





Links nochmals der Monte Pizzocolo.





Vor Peschiera del Garda kann ich mich nochmals ordentlich verpflegen. Kaum bin ich aus dem Laden draussen, fährt das Verkäuferpaar mit seinem Streit weiter, und ich mit meiner Tour.




Nach Peschiera gelange ich aus Versehen auf eine wilde Strasse, die ich auf Brouter im Nachhinein gar nicht nachrouten kann, da sie wahrscheinlich für Velofahrer allzu feste verboten ist. In dem Moment weiss ich: ich muss aufhören.
Ich suche auf booking.com ein Hotel und lande in Castelnuovo del Garda. Ich checke ein und mache mich ans übliche Prozedere: Waschen, Verpflegen, Routensuche, etc. Es wird spät, und die Routensuche ergibt, dass sehr früh losfahren die beste Option ist (was für eine Überraschung grins ). Na denn, das wird eine kurze Nacht schmunzel
von: Biotom

Re: St. Moritz – Venedig: einmal alles bitte - 02.04.22 19:27


Tag 5: Castelnuovo del Garda – Verona – Padova – Venedig (Karte)

Auf nach Venedig! Aber wie? Brouter gibt mir mit dem Rennradprofil 150 km an für nach Venezia Santa Lucia; dort fährt um 16 Uhr 18 mein Zug.
Ich mache aus der Not eine Tugend: sehr früh los, bis zu den Hügeln südlich von Vicenza knallhart Hauptstrasse (ist ja eh Nacht), und ab den Hügeln noch ein bisschen schön im Morgenlicht den
Kanal- und Radwegen nach.

Kurz vor 4 Uhr lege ich los, und schon bald bin ich in Verona. Meine ultrakurze nächtliche Stippvisite dieser schönen Stadt wird die Urbanophilen unter euch schockieren, für ganz «alles» hat es aber halt doch nicht gereicht auf dieser Tour zwinker





Nach Verona muss ich mal kurz aufpassen, dass ich nicht auf die Autobahn gerate. Und dann geht's über viele Kilometer durch hässliches Shoppinggebiet. Krass, wie Homo sapiens eine Gegend auf grausliche Art dominieren kann...
Es hat erstaunlich viele Velofahrer unterwegs, aber auch die Autos und Lastwagen werden mehr, und so bin ich froh komme ich auf die Nebenstrassen der Colli Berici. Oben angekommen erwacht der Tag:





Für mich Bergler sind solch schöne Sonnenaufgänge sehr ungewöhnlich:





Und auch solch hohen Kirchtürme lassen mich staunen:





Das Cutthroat macht auch im Flachland bella figura:





Es gibt Orte, die sind einfach auf eine spezielle Art schön, und gewisse Leute sind empfänglich für diese schlichte Schönheit. Auf einer kleinen Brücke treffe ich einen Mann, der jeden Morgen hierherkommt, die Landschaft guckt und dem Rauschen des Flusses lauscht.





Aussicht beim Frühstück und nach dem kleinen Nickerchen:





Unglaublich, wie FLACH es hier ist!!





Ich schleiche an gut besuchten (ok, auf dem Foto nicht...) Kanälen südlich an Padova vorbei. Es herrscht eine wunderbar lockere Stimmung, und trotzdem kommt man gut vorwärts.





Ich finde Padova sehr sympathisch, vor allem diese Bar am Kanalufer hat es mir angetan schmunzel







Kenne ich wie das FLACHE auch nicht wirklich: SCHLEUSEN! Ich Bergler falle fast hinüber und renne auf der kleinen Brücke hin und her, um das Spektakel aus allen Winkeln zu studieren.




A propos Bergler und Schleusen: Ich verweise hier mal auf den Wikipedia-Artikel Schifffahrtskanalprojekte in den Alpen, und dort insbesondere auf den Abschnitt Alpenquerkanalprojekte. Offensichtlich dachte man noch anfangs des 20. Jahrhunderts sehr ernsthaft über einen Kanal über die Alpen nach - wie sich die Zeiten ändern!

Vor Venedig hören die Kanalwege irgendwann auf, und ich finde mich auf einer grossen Strasse wieder. Was noch gut ist an den italienischen Hauptstrassen: die haben rechts der Seitenlinie immer auch noch ein bisschen Teer, daher fühle ich mich mit dem Velo recht sicher.





Das nächste krasse Ding für mich Bergler: RIESENKRÄNE!!! RIESENSCHIFFE!!! Geil grins





Mit ein bisschen Rumfragen finde ich schliesslich den Veloweg in die Stadt rein - eine feine Sache!





Nochmals ein Ah-und-Oh-Moment: dieses MEER, das nicht wirklich Meer ist! Nach vier doch recht anstrengenden Tagen verdrücke ich eine Freudenträne…





…während neben mir der Verkehr braust:





Und dann bin ich angekommen!





Ich bringe das Cutthroat bei ein paar Kollegen unter und statte der Serenissima eine Stippvisite ab.







In meiner Jugend bin ich öfters freitags mit dem letzten Zug über den Lötschberg, um in Brig in den Nachtzug von Genf nach Santa Lucia zu steigen. Den Samstag verbrachte ich mit verpeiltem (kurze Nachtzugnacht...) Rumgeschleiche durch die engen Gassen. Schon damals hatte es viele Touristen, aber jetzt ist die Meute absolut gewaltig – aber Venedig ist auch immer noch gewaltig schön und beeindruckend. Krass wie reich die Stadt gewesen sein muss!! Diese Pracht und dieser Prunk überall, und das alles mitten im Wasser – wow!










Zurück beim Bahnhof bringt mich die Bahn schnell und bequem zurück ins Wallis.
Beim Aufstieg in unser Dorf merke ich, dass es zwar eine wunderschöne, aber auch sehr anstrengende Tour war zwinker
von: qrt

Re: St. Moritz – Venedig: einmal alles bitte - 03.04.22 06:11

Hallo Tom
Was für eine schöne Reise...
Wie unterschiedlich man doch 2 Punkte verbinden kann. Unsere Variante war eher ein entspannter Städtebummel. Deine Pässe sehen aber wirklich super reizvoll aus. Ich werde mir den Teil der Route merken.
Vielen Dank für deinen tollen Bericht
Kurt
von: Biotom

Re: St. Moritz – Venedig: einmal alles bitte - 06.04.22 03:19

Yep, es war in der Tat sehr schön!
Ich habe gerade euren Bericht und die Wikipedia-Seite von Padova angeschaut. Ein Städtebummel ist in dieser Gegend definitiv auch lohnenswert! Aber mit Job und Kindern reicht die Zeit nicht für alles schmunzel
Ihr seid linksufrig dem Gardasee entlang. Ist das überall so entspannt zu fahren wie auf den Bildern, oder ist man da zum Teil auch auf der Hauptstrasse? Bei meiner Tour fand ich den Abschnitt zwischen Gradone und Salò recht übel: viel Verkehr und Radwegführung teils übers Trottoir (wenn's denn überhaupt einen Radweg hatte), wenn ich mich recht erinnere.
von: iassu

Re: St. Moritz – Venedig: einmal alles bitte - 06.04.22 04:07

In Antwort auf: qrt
Unsere Variante war eher ein entspannter Städtebummel.
Kann man da wirklich nur Briefmarken sehen oder bin ich zu blöd dafür? unsicher
von: qrt

Re: St. Moritz – Venedig: einmal alles bitte - 06.04.22 06:05

Wir hatten am linken Ufer auch Hauptstrasse, aber viel Verkehr war da nicht. Evtl. glückliche Tag und Zeitwahl.
Damals war ich noch nicht in Rente, aber der Fokus war damals schon auf schönen Orten und Städten, dafür nimmt man halt öfter mal laute Zufahrtstrassen in Kauf. Aber auch das bessert sich, die Radwegnetze werden besser. Dann kannst du vielleicht auch die Kinder mitbringen schmunzel
Liebe Grüsse
Kurt
von: Biotom

Re: St. Moritz – Venedig: einmal alles bitte - 09.04.22 15:27

Auch wenn das Interesse an der Tour überschaubar ist, hier doch noch ein paar Worte zur Route:

Der Aufstieg zum Pass da Val Viola enthält kurz Trage- bzw. Schiebepassgen, ist aber sonst gut machbar. Die oben gezeigte Stelle kann leicht umgangen werden, die hier hingegen nicht:
.
Die Abfahrt ins Val Viola ist dann unproblematisch.
Wegen der landschaftlichen Schönheit finde ich den Pass die Mühe Wert.


Der Passo di Verva ist teils steil und alles Schotter, aber insgesamt unproblematisch.


Die SP BS 345 südlich des Passo di Crocedomini ist teils rechts ausgewaschen, sollte aber mit passender Bereifung gut machbar sein. Das Strässchen nach Anfo ist auf ein paar wenigen Kilometern ungeteert und recht rau (siehe Bild oben), aber die Abfahrt nach Anfo ist ein schmaler Teertraum.


Der Umweg über den Passo della Fobbiola - Passo di Spino - Monte Pizzocolo ist sowohl im Aufstieg wie in der Abfahrt ein unglaublicher Murks, aber halt auch sehr ruhig und schön. Vorsicht, die Abfahrt ab dem Passo della Fobbiola durchs Valle delle Cartiere ist gemäss einer Hinweistafel in Cecino nicht passierbar (Erdrutsch o.ä.).


Meine Route von Desenzano nach Brendola ist totaler Hauptstrassenmüll; v.a. nach Verona ist's auch landschaftlich unglaublich hässlich. Brouter gibt für die Strecke auch Velorouten an; eigentlich können die nur besser sein als meine Wahl schmunzel
Von Brendola nach Venedig fand ich dann meine Route wieder ziemlich i.O.
Vom Gardasee nach Venedig wäre die Route via Mantova - Podelta allenfalls eine gute Option.


Ich fuhr die Strecke mit 45x700 Riddlern von WTB und war insgesamt zufrieden mit der Wahl. Ich war wie immer froh um meine ultrakleine Übersetzung (32v-52h glaub), und Bikepacking fand ich angesichts des Geholpers auch nicht verkehrt.
von: natash

Re: St. Moritz – Venedig: einmal alles bitte - 09.04.22 15:48

Ich finde Deine Tour prima, auch wenn ich sicherlich nicht Venedig als Ziel hätte (der Weg dahin durch Oberitalien ist, wie Du festgestellt hast nicht so toll und ich war, dank Verwandtschaft 100 km nordöstlich davon, schon sehr, sehr oft in Venedig. Zugegebenermaßen seit den 90 gern bis zu diesem Frühsommer lange nimmer, weil ich das letzte Mal schlecht in Erinnerung hatte, weil mir da zu Neujahr jemand eine Flasche Prosecco auf einem oberen Stockwerk auf den Kopf gekippt hat. Und im Winter ist es da eh eher ungemütlich, weil die Feuchtigkeit wirklich überall ist).
Ich könnte mir sogar vorstellen bergauf Teile Deiner Holperstrecken zu fahren, da stört mich das nicht so, zumal es landschaftlich schon lohnt, nur runterzus würde ich halt schieben oder eben die Straße nehmen. Ich bin aber sowieso vergleichsweise verkehrsresistent und leider nicht sehr sicher auf unbefestigten Strecken bergab.
Dank Dir für die schöne Darstellung der Tour, wie immer ist das sehr inspirierend.
Gruß
Nat
von: veloträumer

Re: St. Moritz – Venedig: einmal alles bitte - 09.04.22 20:36

Vielen Dank für die mal wieder aufregende Bergreise mit ungewöhnlichem Finale. Zur Fahrt nach Venedig: Eine gute Wahl für die Strecke Vicenza - Chioggia ist dem Fluss Bacchiglione zu folgen. Von Chioggia kann man sich dann mit Schiffchen nach Venedig hangeln, wenn es noch sein muss. Eigentlich ist Chioggia viel charmanter als die große Schwester.

Hinweis: Die Karte bzgl. der Venedig-Etappe öffnet sich nur als verbotenen Komoot-Seite, Karte nicht sichtbar, stattdessen Verweis auf Login.
von: Biotom

Re: St. Moritz – Venedig: einmal alles bitte - 10.04.22 04:27

Yep, Venedig als Ziel hat bei mir auch eher zwiespältige Gefühle ausgelöst. Wenn man mal "Venedig Tourismus Entwicklung" googelt kommt man schon ein wenig ins Grübeln... Aber mit der Anreise "by fair means" fand ich meinen Kurzaufenthalt eine lässliche Sünde.

Deine Unsicherheit bezüglich bergabfahren verstehe ich gut. Ich habe ja neu auch ein richtiges Mountainbike, aber ich überlege mir, es schon wieder abzustossen: in den Abfahrten habe ich einfach zu sehr die Hosen voll, das ist überhaupt keine Genuss... Leider weiss ich nicht mehr, ob ich am Anfang auf dem Cutthroat in den Schotterabfahrten auch so blockiert war. Falls ja hat sich das tüchtig gewandelt: in den Drops irgendein Schotterpässchen runterzudonnern löst bei mir jeweils Hochgefühle aus lach

@Matthias: Chioggia werde ich mir merken! Ich habe so halb angedacht im Mai von Venedig aus gen Süden zu fahren, den definitiven Entscheid werde ich aber wie immer erst kurz vor der Tour treffen.
Der Link sollte jetzt funktionieren.
von: iassu

Re: St. Moritz – Venedig: einmal alles bitte - 10.04.22 12:54

Chioggia: seit Urzeiten wird das von Leuten gehypt, die dem als solchen wahrgenommenen Venedigirrsinn etwas entgegensetzen wollen. Ich war mehrfach an beiden Orten.

Venedig als sightseeing-Ziel: nunja, kann man mal machen. Mich interessieren dort nur noch die Leute, das ist viel interessanter als die morbiden Mauern.

Aber Chioggia? Nö, echt nich. Das sind bloß ein paar wenige Quadratmeter, die nett sind. Der ganze Rest und das Umfeld sind genauso gewöhnlich wie 1000 andere italienische Vor- und Um-Städte auch.