Re: Training während langer Touren

von: veloträumer

Re: Training während langer Touren - 12.04.13 12:33

In Antwort auf: derSammy
Als Trainingshinweis ist das natürlich Blödsinn, denn permanent mit hoher Intensität zu fahren, verschleißt nur und führt zum Formeinbruch.

Ich greife das mal auf, für ein paar Beobachtungen, die ich gemacht habe. Ich kann mich konkret an drei Situationen erinnern, wo erkennbar Radprofis sich in den Bergen im Training befanden (mit Begleitauto, einmal sogar mit Rennstallkennzeichnung). In allen drei Fällen fuhren die Radler im dosierten Tempo hoch. In zwei Fällen wurde das Tempo vom Begleitauto bestimmt. Der Alleinradler in Kantabrien, Region Picos de Europa, fuhr vorweg, hatte das höchste Tempo unter den hier beschriebenen Fällen. Trotzdem war deutlich erkennbar, dass der Radler nicht volles Tempo fuhr, sondern ein kontrolliertes, wahrscheinlich vorgegebenes Tempo. Er war bei recht hohen Sommertemperaturen sogar in Vollmontur (lange Hose, langes Trikot) ohne ein Anzeichen von Schweiß.

Am Col d'Aspin in den frz. Pyrenäen fuhren zwei (vielleicht auch nur einer, weiß nicht mehr) HINTER dem Auto her. Das Tempo war extrem reduziert, sie sind ja an mir vorbei. Manchmal hatten sie Mühe, nicht auf die Stoßstange aufzufahren. Das Tempo wurde den ganzen Berg hoch gleichmäßig gefahren - ich konnte den Pass recht gut überblicken - zumal sie zunächst länger unter mir waren, später über mir. Ich vermute, dass sie mehr als doppelt so schnell hätten fahren können wie geatn.

Am Col du Puymorens, ebenfalls Pyrenäen, aber Spanien nähe Andorra, waren es zwei Rennradfahrer, wo das Auto mal vor, mal danach fuhr. Sie erhielten öfters Anweisungen aus dem Auto - es gab wohl auch etwas Ärger, sonst unterhielten sie sich untereinander. Ich kann mich auch noch ans Tempo erinnern, es war im unteren Passbereich noch vor dem Tunnel, wo es recht flach ist. Ich hatte etwa 12 km/h drauf, sie fuhren extrem locker mit geschätzten 24 km/h vorbei. Sie dürften keine Probleme gehabt haben, einen solchen Abschnitt mit über 35 km/h zu fahren. An der Bahnstation am Tunnel haben Sie das Training sichtbar beendet, die Räder wurden aufs Auto geschnallt, während die Radler wohl einen Kaffee trinken gegangen sind. Der Fahrer des Betreungsautos schaute mir noch ein wenig verblüfft länger nach, als ich den Pass weiter nach oben gefahren bin (er bewegt sich dann über den Tunnel hinauf und wird erheblich steiler). Von der Zeit her könnte es sich in allen drei Fällen um ein Lockerungs- oder taktisches Training vor der Tour de France gehandelt haben.

Noch was: Wenn man sich in der ureigenen Bewegung an einer Grenze der Steigerungsfähigkeit bewegt, lohnt vielleicht, andere Bewegungen zu machen. Am besten eignet sich m.E. Schwimmeinheiten einzulegen, die kann man ja auch anspruchsvoll gestalten, belasten die Radfahrmuskulatur weniger als Laufen und trainieren das Atemvolumen. Also in der Pause am See nicht Kuchen essen und auf Enten anschauen, sondern eine Runde Kampfschwimmen drehen. Statt faul in der Sonne die Haut trocknen zu lassen, kann man auch noch eine Runde Liegestützen nachlegen. Es gibt sogar Sänger wie z.B. die frz. Rock'n'Roll-Ikone Johnny Hallyday, die so eine Runde Liegestützen einbauen, um zu beweisen, welches Atemvolumen sie haben. Das treibt den Applausometer nach oben, ob es der Qualität des Gesanges hilft, scheint hingegen eher ungewiss.