Re: Berechnung des Body-Mass-Index

von: Anonym

Re: Berechnung des Body-Mass-Index - 12.09.02 09:50

Auf die Fettverteilung kommt es an
Inwieweit sich die geschilderten gesundheitlichen Komplikationen tatsächlich entwickeln, hängt aber nicht nur vom Ausmaß des Übergewichts, sondern ganz entscheidend auch von der Verteilung der überschüssigen Pfunde ab. In den letzten 15 Jahren zeigte sich immer deutlicher, daß Fett nicht gleich Fett ist. So weiß man heute, daß eine Gewichtszunahme im Gesäß- und Oberschenkelbereich weitaus weniger gefährlich ist als eine Fettvermehrung im Bauchraum. Menschen mit stamm- oder bauchbetonter Fettverteilung (Apfelform) leiden viel häufiger an Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen oder Arteriosklerose als Menschen mit sog. hüftbetonter Fettverteilung (Birnenform) Die beiden Fettverteilungstypen, die in Abbildung 10 dargestellt sind, haben also bei gleichem Körpergewicht ein unterschiedliches Gesundheitsrisiko.

Da Männer viel eher zu einer stammbetonten Fettverteilung neigen als Frauen, ist ihre Gesundheit durch Übergewicht stärker bedroht. Paradoxerweise achten Männer aber weniger auf ihr Körpergewicht und begeben sich wegen ihres Übergewichts seltener in Behandlung als Frauen, obwohl es gerade bei ihnen besonders wichtig wäre. Es gibt aber auch etliche Frauen, die ein stammbetontes Fettverteilungsmuster aufweisen und damit ebenfalls stärker gefährdet sind. Dies trifft für etwa 20% der Frauen zu. Diese Frauen wirken von den Körperproportionen her fast männlich, nicht selten haben sie einen vermehrten Haarwuchs an für Frauen untypischen Stellen wie Kinn, Oberlippe, unterhalb des Nabels sowie an den Innenseiten der Oberschenkel.
Die Fettverteilung sollte besonders bei mäßigem Übergewicht beachtet werden, weil beim Apfel-Typ schon früh Gesundheitsstörungen auftreten können und deshalb eine Behandlung empfohlen werden muß. Umgekehrt ist leichtes Übergewicht beim Birnen-Typ medizinisch oft unbedenklich, so daß dann zumindest keine dringende Notwendigkeit zu einer Gewichtsabnahme besteht. Besonders auffällig ist dieser Zusammenhang beim Diabetes: Zuckerkranke haben in der Regel eine Bauchfettsucht.

Das Fettverteilungsmuster ist zu einem großen Teil erblich festgelegt, und darauf kann man keinen Einfluß nehmen. Es gibt aber andererseits Verhaltensweisen, die das Fettverteilungsmuster verändern können. So fördert Rauchen, hoher Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und ständiger Streß offensichtlich eine Fettablagerung im Bauchraum.

Auch mit dem Älterwerden kommt es zu einer langsamen Umverteilung der Fettpolster in Richtung Bauch. Besonders augenfällig ist dieses Phänomen bei der Frau. In den Wechseljahren, wenn die Bildung der weiblichen Geschlechtshormone in den Eierstöcken zurückgeht, kann man nämlich eine Veränderung der Fettverteilung zugunsten des Bauchfettes beobachten. Gleichzeitig verschlechtern sich einzelne Stoffwechselwerte wie Blutzucker und Blutfette. Heute nimmt man daher an, daß Fettverteilung und Stoffwechsel stark von den Geschlechtshormonen beeinflußt werden. Werden im Klimakterium und danach Hormonpräparate (weibliche Geschlechtshormone) eingenommen, was heute aus verschiedenen Gründen häufig empfohlen wird, dann kann man eine Vermehrung des Bauchfettes und die damit verbundenen Störungen weitgehend vermeiden.
Warum ist das Bauchfett so gefährlich?

Zahlreiche Untersuchungen haben ergeben, daß der Stoffwechsel in den verschiedenen Fettdepots nicht gleich ist. Die Fettzellen in der Bauchhöhle unterscheiden sich in ihren Stoffwechseleigenschaften grundsätzlich von Fettzellen aus dem Hüft- und Oberschenkelbereich. Das Bauchfett ist auch viel stärker durchblutet und von Nervenfasern durchzogen. Bauchfettzellen können Fett daher viel rascher über das Blut aufnehmen und speichern, aber auch beim Fasten viel schneller freisetzen als Fettzellen aus anderen Regionen. Das ist auch der Grund, weswegen sich Gewichtsveränderungen hauptsächlich am Bauch bemerkbar machen. Heute nimmt man an daß vergrößerte Fettdepots in der Bauchhöhle viele Stoffwechselvorgänge nachhaltig stören können. Dies dürfte die Hauptursache für die Stoffwechselstörungen bei Übergewicht sein, aus denen sich dann die im vorherigen Kapitel beschriebenen Gesundheitsstörungen ergeben können.