Re: Radfahren mit Lungenkrebs

von: Juergen

Re: Radfahren mit Lungenkrebs - 20.04.23 20:20

Lieber Jochen,

Du warst vor drei Jahren einer der ersten, die ich kontaktiert habe, nachdem ich die Diagnose Lungenkrebs erhalten habe.

Nach unserem Gespräch am 19. März war mir sehr klar, dass ich, so wie Du, die gleiche Klinik in Düsseldorf Kaiserswerth aufsuchen werde.

Du sagtest mir, dass alle, die Du kennst und die mit Chemotherapie behandelt wurden, nicht überlebt haben. Du hast es sogar noch drastischer ausgedrückt. zwinker

Nun, der Diagnose fehlte nur die Klassifikation ob klein- oder nicht kleinzellig.

„Kleinzellig“ hörte ich heute vor drei Jahren zum ersten Mal. Es war scheimbar mein Todesurteil. Überlebenschance 5 bis 15%.

Es war der Tag, an dem im Fernsehen die Nachrichten über die LKW, die in Bergamo Corona- Leichen transportiert haben, stündlich wiederholt wurden. Zwei Tage später begann die erste Chemo-Runde mit Cisplatin.

Einerseits in der Hoffnung, den Lungenkrebs zu überleben und anderseits mit der Angst, an Corona zu krepieren, verbrachte ich viel Zeit in Isolation und der Planung neuer Radreisen. Drei Wochen später, bei einem Spaziergang zur Zweiten Runde Cisplatin, stand ich in Düsseldorf Kaiserswerth am Rheinufer und schaute auf den Campingplatz auf der anderen Rheinseite.
Mit glänzenden Augen sah ich mich auf der grünen Wiese vorm Zelt sitzen und neben meinem Rad auf der Bastmatte einen Kaffee trinken. Ich konnte die Wiese bis hin zu mir über den großen Fluss riechen.

Auf genau das wollte ich in diesem Augenblick nie wieder verzichten. Niemals. Diesen Geruch trage ich seitdem in mir und dieses Bild in Verbindung mit deiner Geschichte hat mir oftmals die Kraft gegeben, die nötig ist, wieder aufs Rad zu steigen und einfach gegen alle Prognosen anzupedalieren.

Dafür möchte ich dir hier und jetzt aus den andalusischen Bergen Danke sagen, und all die anderen im Forum und aus dem Team nicht zu vergessen, die mir jederzeit und oft zugehört und geholfen haben.

Ganz liebe Grüße aus Andaluz
Jürgen