Griechenland

von: uwe&margit

Griechenland - 21.10.19 19:42

Hallo,
Wir planen nächstes Frühjahr einige Wochen Griechenland. Wir waren noch nie dort, völlig unbedarft. Viel liest man auch nicht über Griechenland/Rennrad. Camping mit Wohnwagen ist angesagt. Wir suchen einige ( 3-5) Stützpunkte , von denen wir Tagestouren ( 80-120 km) (bis 1200 hm) machen können. Asphaltierte ruhige Straßen, das ist unser Pflaster. Meereshähe wäre schön, muss aber nicht sein. Toscana kommt unseren Ansprüchen schon sehr entgegen, aber immer Toscana wollen wir auch nicht. Freilaufende Hunde (Kalabrien!!), ne das wollen wir nicht.
Hat jemand von euch Tips für Regionen, Städte, in deren Umgebung unsere Ansprüche in Erfüllung gehen könnten?

Interessieren würde uns generell: Griechenland und Rennradfahren, passt das?
Viele Berge, steile Rampen oder eher Steigungen im einstelligen Bereich.
Wie sind die Straßen und der Verkehr?
Wie ist die Infrastruktur? Bars, Cafés, Supermarkt, Radladen?
von: iassu

Re: Griechenland - 21.10.19 21:42

Zunächst empfehle ich unser Radreisewiki.

Grundsätzlich ist Radfahren in GR im Kommen, aber sehr langsam. Alltagsradfahren gibt es eher nicht. Das Fahrrad ist zunächst Spielzeug, dann Sportgerät. Es dürften dabei deutlich mehr Rennräder als MTBs unterwegs sein. Der elegante quasiitalienische Leicht-Stil liegt dem Griechen vielleicht mehr, kA. Wie gesagt; es gibt immer mehr Läden, die anspruchsvolles Material anbieten, auf der Straße aber sieht man noch längst nicht soviele Praktizierende wie meinetwegen in D.

GR ist grundsätzlich bergig, die Horrorrampen sind aber die Ausnahme. Eher recht langgezogene Anstiege von Meereshöhe auf die Panoramaregionen von 1000-1300 m oder einfach welliges Gelände. Das Frühjahr bietet keinerlei Garantie für angenehmes Wetter, soviel sollte euch klar sein. Vor April würde ich dort niemals zum Radfahren hinfahren. Mai und erste Juniwoche sind besser, aber auch wechselhaft, genau wie hier.
von: irg

Re: Griechenland - 22.10.19 06:37

Hallo!

Ich bin 1984 mit dem Rennradl durch Griechenland gefahren, Rennradfahren in Griechenland geht also. Toscanische Bedingungen werdet ihr dort aber nicht haben.

Die Hauptstraßen, die ich damals v.a. benützt habe, sind inzwischen weitgehend ungenießbar, wenn auch überlebbar. Auf Hauptstraßen gibt es gar nicht so wenige Kuschel-Autofahrer, die Radfahrern auf die Pelle rücken. Ob sie das aus Ahnungslosigkeit oder Rücksichtslosigkeit machen, ist dabei unwichtig, der Effekt bleibt der gleiche, und Schlaglöcher am Rand können solche Situationen interessant machen.

Die griechischen Straßen sind in schlechterem Zustand als die italienischen. Bergig ist Griechenland, wie Andreas geschrieben hat, auch recht ordentlich. Wenn ihr mit Reifen fahren könnt, die auch einmal Schotter vertragen, seid ihr flexibler. Schotterstraße ist auch nicht immer gleich Schotterstraße. Von locker mit schmalen Reifen befahrbar bis zur Geröllpiste ist alles möglich, meistens aber durchaus mit Rennrädern passierbar.

Die Hunde sind ein eigenes Thema. Die wilden haben uns noch nie ein ernsthaftes Problem bereitet, nur die Haus- und Hofhunde hatten ein sehr handfestes Potential dafür. Seltsam in meinen Augen ist, dass ziemlich oft der Hundebesitzer daneben gestanden oder gesessen ist und völlig aktionslos zu geschaut hat, wie sein Hund versuchte, einen Passanten zu beißen. Was in den Köpfen solcher Leute vorgeht, verstehe ich nicht mehr. Das Risiko einer Hundeattacke steigt mit der Abgelegenheit, dazu am Dorfrand und im Bereich von Schafpferchen. Auf den Straßen, die ihr mit den Rennrädern benützt, werdet ihr eher nicht viel Ärger mit Hunden haben. Es gibt, so weit ich die Situation überblicke, auch sehr starke regionale Unterschiede. Aber Pfefferspray ist eine gute Ausrüstung, wenn auch in Griechenland nicht legal.

Ich kenne die Gegend um Pilos am Südwestrand der Peloponnes am besten. Dort finden sich auch rennradtaugliche Routen. Mit Rädern, die auch wirklich schottertauglich sind, wäret ihr aber weit weniger in der Routenwahl ein geschränkt. In die schönsten und einsamsten Gegenden dort kommst du mit dem Rennrad nicht gut hin.

lg!
georg
von: iassu

Re: Griechenland - 22.10.19 11:13

Daß die Straßen in GR in keinem guten Zustand sind, da gehe ich nicht mit. Dank EU-Geldern kann man nach meiner Erfahrung nahezu überall auf sehr ordentlichen Belägen fahren. Ohne Witz: was ich hier zuhause so gelegentlich erlebe an für den öffentlichen Verkehr freigegebene Federungsteststrecken, ist in GR die absolute Ausnahme.
von: Grimbol

Re: Griechenland - 23.10.19 07:49

Hallo

Wir waren 2019 im April - Anfang Mai für 5 Wochen in Griechenland mit unseren Reiserädern... ca 99,5% auf Asphalt in ordentlichem Zustand. Beradelt haben wir den Norden von Peleponnes, Kreta und quer durch das Festland (Berge:) ) bis nach Nordmazedonien. Kurze Zusammenfassung: SUPER!
1) Leute incl Auto/Lkw-Fahrer: freundlich, fair... keine Idioten wie bei uns in Dtl die einem einen Wiesenradweg bei voller Fahrt „empfehlen“
2) Essen: lecker, ausreichend, bezahlbar und immer erhältlich... nicht erst nach dem Dunkelwerden
3) Landschaft: wow, viele Berge, Wald, ursprünglichere Flüsse... oben noch Schneereste am Straßenrand, unten das Meer...
4) Hunde: oft vorhanden, manchmal mit Jagdtrieb aber nie so schlimm wie in Sizilien zum Beispiel... stehenbleiben, mit dem Hund ein ernstes Wörtchen reden und langsam weiterfahren und gut ist...

Zwei Dinge haben uns gefehlt: Schilder mit Passnamen und Höhe wie in den Alpen und manchmal hätten wir uns gewünscht, dass es mehr Querverbindungen zwischen den Tälern gegeben hätte (asphaltiert wie in den Alpen) um noch intensiver die einzelnen Teilregionen im Zickzack durchfahren zu können.

Anreise: Fähre von Ancona nah Patras... easy! Den Stadtverkehr von Athen kann man mit der Bahn ab Korinth einfach „aussitzen“ ...

Fazit: hoffentlich bald wieder!
von: uwe&margit

Re: Griechenland - 23.10.19 16:07

Hallo , jetzt bin ich doch etwas überrascht, nach den ersten Antworten (vielen Dank an alle) haben wir uns schon nach einem alternativen Urlaubsland umgeschaut. Die letzte Antwort von Grimbol ( danke) ermutigt uns jetzt wieder nach Griechenland zu fahren.
Jetzt muss ich noch was nachfragen: Bei der Suche nach Alternativen sind wir auf Sizilien gestoßen. Könnt ihr uns bitte hierzu beraten? Mein Eindruck ist:
Sizilien scheint im Frühjahr stabileres und wärmeres Wetter zu haben. Schon ein wichtiger Aspekt.
Die Rennradkultur ist wohl ausgeprägter auf Sizilien.
Hunde: scheint wohl ein Vorteil in Griechenland zu sein.
Kultur: ausgeprägter in Griechenland, Tempel aus Sizilien nicht zu verachten.
Essen: beides gut.
Baden: Vorteil für Sizilien im Frühjahr.
Natur ?
Anreise mit Wohnwagen sollte vergleichbar sein.
Preise sollten vergleichbar sein.
von: Odenthaler

Re: Griechenland - 23.10.19 17:12

Wir hatten Ende März/Anfang April von Schneeregen bis 25 Grad und Sonne alles. Stabil ist das auch nicht gerade. Hunde gibt es auch auf beiden Seiten.
von: Thomas1976

Re: Griechenland - 23.10.19 17:55

Zitat:
Tempel aus Sizilien nicht zu verachten.


Ja. Aber für mich war der absolute Hammer auf Sizilien und eines der kulturellen Highlights der letzten jahre für mich die Villa Romana del Casale bei Piazza Armerina.

Die Mosaike haben und regelrecht erschlagen.
von: irg

Re: Griechenland - 24.10.19 06:14

Hallo!

Schwer zu sagen, was für euch besser ist. In beide Ecken kommt ihr durchgehend auf der Autobahn. Essen ist hier wie dort gut, in Griechenland allerdings deutlich billiger, wenn ihr etwas anderes als Pizza essen wollt.

Die Radkultur ist in Italien sicher gut ausgeprägt, in Griechenland sind Rennräder zwar bekannt, aber nicht viel mehr. Auf Nebenstraßen ist das Radeln hier wie dort sicher entspannt.

Ich war noch nie auf Sizilien, ich bin nur bis Kalabrien hinunter gekommen. Radeln war gut möglich, nur im Raum Neapel war es ausgesprochen stressig. (Die Runde von Pompeji über Sorrent und Amalfi nach Salerno und zurück war aber sehr schön! Mit dem Radl kann man stehen bleiben, wo man will, das geht mit anderen Verkehrsmitteln nicht.)

Hunde sind hier wie dort ein Lotteriespiel. Die einen finden bösartige, die anderen nicht. Manchmal kann es sogar ganz verrückt zugehen: In Kroatien ist mir ein Tourenradler entgegen gekommen, der hat nur gegrüßt und ist durch gefahren. Im Ort dahinter hat mich ein verhaltenskreativer Hund gejagt, dem bin ich davon gefahren. Dummerweise hat er mit seinem Gebell seinen Kumpel, der dahinter unter einem Busch geschlafen hat, geweckt. Dem bin ich nicht mehr entkommen. Ich habe bei der Notbremsung einen sicher spektakulären Sturz hin gelegt. Ich bin mir sicher, dass mich der Tourenradler gewarnt hätte, wenn er von diesen beiden Hunden attackiert geworden wäre.
Also: Alles ist möglich, ich gehe aber davon aus, dass sich eure unguten Hundebegegnungen sehr in Grenzen halten. Die meisten Hunde kläffen und rennen nach, weichen aber bei entsprechender Antwort zurück. Wirklich gefährliche Hunde gibt es hier wie dort, wenn auch nur sehr selten.
Das Wetter wird hier wie dort für Feuchtigkeit gut sein. In Griechenland würde ich eher nicht im Norden bleiben wollen. Im Süden wird es wärmer sein. Ich vermute, dass es bei feuchtem Wetter nahe des Olymps eher regnen wird als in weniger gebirgigen Regionen.
Natur findet ihr auch hier wie dort.

Einen Unterschied gibt es:
München Palermo (als Anhaltspunkt, ich weiß nicht, wo ihr wohnt) sind ungefähr 1800km, München Athen etwa 2000. Nach Italien habt ihr nur eine, harmlose, Grenze zu überqueren, am Balkan, wenn ihr keine Fähre nehmt, mehrere. (Manche potentielle Staupunkte lassen sich gut umfahren, außerdem seid ihr außerhalb der Saison unterwegs. Da ist Stau unwahrscheinlich.) Eine Fähre hätte für euch vielleicht den Vorteil, dass ihr auf ihr gemütlich in der Kabine ausschlafen könnt (oder im Wohnwagen, falls es schon Camping on Board gibt) und entspannt weiter fahren könnt. Nach Sizilien gibt es allerdings auch eine Fähre von Genua nach Palermo, so weit ich mich erinnern kann. Früh im Jahr kosten die Fähren deutlich weniger.

lg!
georg
von: Grimbol

Re: Griechenland - 24.10.19 11:05

Hallo,

Zu Sizilien: da ist es auch schön, die Ätnaauffahrten sind der Hammer und auch das Nebrodigebirge ist auch schön. Allerdings war unserer Erinnerung nach auf Sizilien der Verkehr deutlich stärker und anstrengender (Eindruck: Sizilien ist viel dichter besiedelt). Weiterhin war die Insel sehr zugemüllt und es war schwer Rastplätze neben der Straße zu finden da die ganze Insel gefühlt eingezäunt war. Trotzdem haben wir unsere 2 Wochen 2016 da sehr genossen.

Unsere Highlights in Griechenland waren das Pindusgebirge (Vikosschlucht!), Kreta (weg von der Touriküste), Meteora (trotz Touris), die Region um Kalavryta... umd die Berge zwischen Patras und Meteora... Süd- und Zentralpeloponnes haben wir uns für ein nächstes Mal übrig gelassen. Baden kann man da genauso früh wie auf Sizilien... Falls die Anreise über den Balkan gehen soll: auch in Montenegro, Albanien und Nordmazedonien kann man hervorragend radeln und eine längere Anfahrt „auflockern“... oder die Fähren als Schlafgelegenheit nutzen...

Wir würden auf jeden Fall beide Regionen noch einmal erradeln... wenn wir wählen müssen, dann fällt unsere Wahl eindeutig auf Griechenland.

Btw. Falls das Baden kein Kriterium wäre: probiert mal die Berge in Südbulgarien... auch sehr fein im Mai! (Wenn das Wetter mitspielt, wie immer schmunzel )