Re: Deutschland: Wie und wo wild campen?

von: veloträumer

Re: Deutschland: Wie und wo wild campen? - 30.05.13 20:28

In Antwort auf: Lucas
Hallo,

Ich überlege es mir der alten Grenze zwischen West- und Ostdeutschland zu radeln (Grenzsteintrophy) und zwar ganz primitiv ohne Zelt aber nur ein Bivouak. Spät eintreffen und früh losfahren. Was gibt es an empfehlenswerte "Stellen" wo man primitiv schlafen kann? Es gibt ja überall so Jägeraussichtstürme (Holz) mit einem Dach: Wenn die gross genug sind, könnte man denn da nicht schlafen?

Was gibt es sonst an spannende Möglichkeiten? :-)

Die meisten Gelegenheiten sind immer relativ zu bewerten - ein Bushaltehäuschen kann eine Lösung sein, es kommt zum einen darauf an, ob Platz vorhanden, zum anderen auf die Umgebung (Publikumsverkehr). Bei schlechtem Wetter (Wind mit Regen) müsste z.B. auch eine ausreichende Schutztiefe des Raumes gewährleistet sein. Manche Hütten sind zudem zugig, sodass es zuweilen ungemütlicher als in einem Zelt ist (Erkältungsgefahr). Die Möglichkeiten steigen zudem, wenn du eine Schlafunterlage dabei hast, weil oft nur der nackte Boden zur Verfügung steht. Insofern sind alle denkbaren Hinweise wenig hilfreich - es bleibt ja letztlich auch eine Abwägung, wieviel Risiko/Unbekümmertheit("Schmarotzertum") du eingehen möchtest.

Unabhängig von moralischen Bedenken kenne ich Bankautomatenräume nur beleuchtet - ungünstig für einen Schlaf, der kurz und intensiv sein soll. Jüngst habe ich erlebt, das Bushaltestehäuschen beleuchtet sein können - zuweilen durch ungünstig leuchtende Straßenlampen - aber auch neuerdings durch Lämpchen, die von angebrachten Solarzellen gespeist werden. Grundsätzlich bieten größere Gebäude/Institutionen oft überdachte Eingangsbereiche - sind aber auch meist frequentiert. In Ferienzeiten sind ggf. Schulen eine Adresse, auch Freibäder haben mal eine nicht abgesperrten Teil mit Überdachung im Eingangsbereich (zudem ggf. Wärmeabstrahlung). Noch eine Bemerkung zu Sportplätzen: Die Rechnung muss auch auf dem Lande nicht aufgehen, wurde mal in den Pyrenäen in einem ziemlich entlegenden Bergdorf von einer ordnungschaffenden Frau dort vertrieben (also nix Ajax Amsterdam).

In einem Diavortrag zu PBP hat mal ein Vortragender gezeigt, wie einige Teilnehmer gleich an der Borsteinkante sich ohne alles hingelegt hatten - sie hatten es gar nicht mehr zu den Schlafstellen des Brevets geschafft. Da ist natürlich ein Luxusvariante, die ich mal so ziemlich ganz ausschließen würde. zwinker

@ HvS: Das Problem wildvagbundierender (Reise-)Radler, die unser Land schmarotzend ausnehmen, ist vernachlässigbar gering und ich sehe auch keine Wachstumszahlen wie and er Börse. Stilisiere doch nicht jedes "Geschmäckle" zum moralischen Untergang des Abendlandes. Richtig Wildcampen geht in Deutschland gar nicht, denn das ist offiziell verboten - egal ob die Wiese unegnutzt ist. Das Biwakieren hingegen im Landstreicher-Stil nicht. Jedes Wildcampen ist zudem eine Form des Schmarotzens, wenn man den Ausfall von regulären Übernachtungsspesen im Hotelgewerbe in Betracht zieht. Mich wundert da, dass du das als Alternative vorschlägst - auch diese Form des Wildcampens müsstest du konsquent an den Pranger stelle, wenn du deinem Ordnungsschubladendenken treu bleiben willst. Natürlich gibt es ziemlich ungeeignete Plätze, das wird dem halbwegs intelligenten Radnomaden aber auch schnell klar. Ich sehe jetzt nicht gerade die Zukunft voller schlafender Radnomaden in Bankautmatenschalterhäuschen.

Wenn du etwas gegen das Schmarotzertum in Deutschland tun möchtest, kannst du ja dich mal dafür einsetzen, dass deutsche Arbeitgeber nur noch Löhne zahlen dürfen, dass einjeder Bürger sich auch problemlos ein paar Gasthofübernachtungen im Jahr leisten kann. Es sitzen übrigens weit mehr Schmarotzer über dem Bankautmatenschalter als vor ihm - und zwar in gesellschaftlicher relvanter Größenordnung. zwinker Diejenigen, die das Wildbiwakieren "schmarotzender" Art als Sport betreiben, bleiben so gering in der Zahl, dass man nicht mal mit den Sonnenstunden des diesjährigen Mai vergleichen kann.

Ich bin noch nie ein Verfechter des Immer-und-überall-Wildcampers gewesen, aber die Kirche gehört nun mal im Dorf gelassen. Es ist ja schon fast demagogisch argumentiert, in dem du das Pippi-machen hinter dem Bushaltehäuschen schon als Akt der moralischen Verwerfung und des Schmarotzens anprangerst - was glaubst du denn, wie oft Radler und Motorbiker an Straßen - auch in der Nähe von Bushalten, mal ein Wasser ablassen?