Re: Bahnfahren in Frankreich

von: StefanS

Re: Bahnfahren in Frankreich - 27.02.13 20:55

In Antwort auf: m.indurain
Ein effektives NBS-Netz wie in Frankreich wird es in Deutschland nie geben. Das liegt zum einen an der deutschen Mentalität [...], zum anderen an deutschen Gesetzen z.B. zu Enteignung, etc.

Da gibt's schon noch ein paar andere Gründe: Zuallererst die Bevölkerungsverteilung, die ist in Deutschland viel gleichmäßiger als in Frankreich. Dort hast Du erstmal Paris und dann noch eine Reihe regionaler Zentren und rund um die das große Nichts. Klar, dass der TGV zwischen Paris und Lyon nirgends anhält - wo denn auch? Und Schnellfahrtrassen durch menschenleere Gegenden zu bauen, ist nunmal einfacher als durch dichtbesiedeltes Gebiet. Zum Preis dafür haben die Franzosen - Stichwort Landflucht - gewaltige strukturelle Probleme, mit denen wir nicht unbedingt tauschen wollen. Und wir haben in Deutschland immer noch ein sehr viel dichteres Netz an Nebenstrecken, von denen Du in Frankreich nur träumen kannst. Ich kombiniere bei meinen Wochenendtouren oft Bahn und Rad, die durchschnittliche Tour ist seit meinem Umzug nach Frankreich um 20% länger geworden, einfach weil passende Bahnhöfe viel weiter weg sind, ganz zu schweigen von der aufwendigeren Planung, um überhaupt realistische Touren zu konzipieren.

Die Topographie in Frankreich ist auch günstig: Zwischen Paris und Bordeaux liegen gar keine Mittelgebirge, nach Straßburg ein paar lothringische Côtes. Nichts gegen die Tunnel- und Brückenorgie zwischen Hannover und Würzburg.

Aber klar, es liegt in Deutschland auch an politischem Willen und an seltsamen Prioritäten (Stuttgart 21...). Dass man es nicht schafft, die Rheintalbahn fertigzukriegen, für die man bei den Nachbarstaaten im Wort steht, ist ein Armutszeugnis.

Viele Grüße,
Stefan