Re: Slowenien entlang der Soca bis ans Meer

von: Falk

Re: Slowenien entlang der Soca bis ans Meer - 18.02.13 13:26

Ja, lohnt sich wirklich sehr. Merk Dir mal Rakov Škocian, gut zwischen Postojna und dem Zierknitzer See reinzubasteln. Dort bekommst Du den Karst regelrecht aufs Brot geschmiert. Bring Zeit mit und starre nicht nur auf die Straße. Ich habe einen halben Tag vertrödelt und beim nächsten Mal wird es, wenn es nicht gerade pinkelt, deutlich mehr.

aufgeschrieben 2009:
Montag, 11.05. Zirknitzer See und Snežnik
Im Reiseradforum habe ich richtig gute Streckentipps für Slowenien und Umgebung bekommen. Um mal eine der Strecken zu befahren, steige ich in Postojna ab. Es ist zum Glück sonnig, aber noch ein bisschen kühl. Zuerst muss ich ein bisschen Proviant laden, dabei fallen gleich noch zwei Karten ab, dann will ich auch noch was vom Karst haben. Nach einem Halt bei den Adelsberger Grotten, den ich für ein paar Fotos bei Sonne nutze, fahre ich weiter in Richtung Pivka jama. Diese Höhle befindet sich auf einem Zeltplatz (auf dem ich 2003 auch schonmal war, seinerzeit im Regen), ist jedoch nur im Juli und August zugänglich. Schade! Ich habe aber noch was in der Hinterhand. In der Nähe von Rakek ist »Veliki naravnj most«, eine Naturbrücke. Da will ich hin, deshalb fahre ich über den Zeltplatz weiter, Kurz danach endet der Asfalt, der feste Ölkies erinnert an Finnland. An der alten Hauptstraße von Ljubljana nach Koper gibt es wieder Asfalt, durch den Autobahnbau ist die Straße auch nicht mehr so befahren. Der Autobahnlärm stört in dem engen Tal aber sehr. Die Abzweigung ist gut zu finden, die Naturbrücke erweist sich als Teil einer geballten Ladung von Karsterscheinungen namens »Rakov Škocian«. Der Fluss Rak fließt durch mehrere, in diesem Fall meist kurze, Höhlen, die in mehreren fällen auch begehbar sind. Bergstiefel sehr zu empfehlen (das hätte man auch vorher sagen können), das Kalksteingeröll ist auch noch glatt. Auf dem Weg zur Naturbrücke stoße ich zuerst auf die Höhle Tkalca jama mit einem großen Eingangssaal, der durch eine seitliche Öffnung begehbar ist. Die eigentliche Naturbrücke ist leider gerade im Gegenlicht, aber es geht noch weiter. Mehrere Karstquellen liegen in Straßennähe, es gibt auch einen Wanderweg, der alle besonderen Stellen mitnimmt. Dann dürfte ich heute aber nichts anderes vorhaben und eine Grubenlampe wäre auch nicht verkehrt. Der Hammer ist aber die Umgebung der »Mali naravni most«, die selber nur ein kleiner Felsbogen ist. Drunter ist ein Felskessel, der wie ein Tagesbruch aussieht. Unten gibt es auch einen Pfad. Der Zugang führt schließlich in eine Höhle, durch dieser am Fluss entlang in einen weiteren Tagesbruch und wieder durch einen Naturtunnel in den Kessel. Wahnsinn! Das Wasser ist sehr kalt und leider nicht völlig klar. Vor allem letzteres hält mich zusammen mit dem Unterwasserbewuchs vom Baden ab. Ich vermute mal, die Ursache ist Weidebetrieb. Schließlich führt die Straße, die auch nicht asfaltiert ist, nach Zelše und in die Ebene von Cerknica. Auf der Hauptstraße von Rakek nach Cerknica ist der Verkehr gleich wieder unangenehm stark. In Cerknica lade ich wieder Proviant und vor allem Flüssigkeit nach, mein Verbrauch ist ziemlich hoch. Noch in Cerknica kann ich die stark befahrene Straße wieder verlassen, über Dolenje jezero komme ich auf den Damm, den man durch den Cerkniško jezero (Zirknitzer See) gebaut hat. Dieser See ist aufgrund des karstigen Untergrundes der größte periodische See in Europa. Er trocknet regelmäßig im Sommer bis auf die Bachläufe aus, das Seebecken dient dann als Weidefläche. Mit dem Herbstregen füllt sich das Seebecken wieder. Erstaunlich viele Boote liegen an den Ufern, das Gewässer soll auch fischreich sein. Fragt sich nur, was das Schuppenwild in der Trockenzeit macht. Kurz nach Doleje jezero endet der Asfalt wieder, jetzt für lange Zeit. Über zwei Inseln im Seebecken, auf der zweiten liegt ein Dorf namens »Otok« (was auch nur »Insel« bedeutet), geht es an den Fuß des Javornik-Gebirgszuges und dann stetig bergauf. An einer Abzweigung miss ich mich entscheiden und fahre weiter bergauf. Die Beschreibung und die Karte erweisen sich als sehr hilfreich. Nur einmal ist an einer Trennung die Hauptrichtung nicht eindeutig erkennbar, hier hilft Nachdenken. Die Straße über den Gebirgskamm erreiche ich zwischen Nova- und Stara hiša, die nichts weiter als einzelne Gebäude im Wald sind. Danach steigt die Straße weiter, an der Trennung Vrh korena bin ich bei 882 Metern. Das ganze Gebiet ist übrigens Bärenrevier, ich hoffe aber, dass es zu keiner Konfrontation kommt. Die Straße steigt meist leicht weiter, bei Križišče etwa zehn Kilometer später bin ich auf 1086 Meter, Mašun nach weiteren neun Kilometern liegt auf 1022 Metern. Zwischendurch geht es aber mal ziemlich runter. Mašun ist mal wieder eine ständig bewohnte Siedlung. Kurz vorher wird das Lenkverhalten bei meinem Bock unangenehm schwer, ich höre auch ein leichtes Zischen. Ich schaffe es noch bis in den Ort, dort lade ich ab und suche die Störung. Ursache ist mal wieder eine kleine Glasscherbe. Ich kann das Loch flicken, ohne den Schlauch vollkommen rauszuziehen. Klappt nur selten. Inzwischen ist es schon halb sieben, der Untergrund und das Relief drücken die Geschwindigkeit. Auf den nächsten zwölf Kilometern bis Sviščaki steigt die Strecke um gut 200 Meter, das aber wieder nicht gleichmäßig. Der Untergrund wird hier besonders lose, gut drei Kilometer bei an sich gar nicht so starker Steigung muss ich schieben. Sviščaki liegt auf 1242 Metern und ist eine ziemlich große Ansammlung von Datschen, außerdem einer der Ausgangspunkte für den Aufstieg zum Veliki Snežnik, mit 1796 Metern ist er der höchste Berg von Slowenien außerhalb der Alpen. Inzwischen ist e aber nach 20.00, langsam mache ich mir wegen der Bären ein paar Sorgen. Bisher sind mir nur zwei Füchse über den Weg gelaufen. Drei Kilometer später bin ich an der Abzw. Okroglina. Nach Ilirska Bistrica sind es noch 17, nach Zabiče aber 20 Kilometer und mehrere Anstiege. Von Zabiče bis Jelšane an der Grenze zu Kroatien sind es nochmal neun Kilometer. Es ist zwar schade, aber in der Nacht habe ich sowieso nichts von der Umgebung. Also fahre ich über Ilirska Bistrica und dann auf der Hauptstraße in Richtung Meer. Kurz vor neun und am Kilometer 13 knackt es rechts im Unterholz. 500 Meter weiter knackt es rechts wieder... Ich bin ganz froh, dass die Umgebung wenig später offener wird. Am Kilometer 11 beginnt der Asfalt wieder, das Gefälle runter nach Ilirska Bistrica kann ich also laufenlassen. Ein bisschen vorsichtig muss ich aber doch sein, die Reservemühle bremst mit der Kombination Niederdruckscheibenbremse vorn und V-Bremse hinten deutlich schlechter als meine rein scheibengebremsten Böcke. In der Ebene und nur wenig beladen ist das kaum zu spüren, hier muss ich aber herzhaft zugreifen.
Der Verkehr auf der Hauptstraße hält sich in Grenzen, trotzdem sind die Sattelzüge nervig und die entgegenkommenden Blender noch viel mehr. Der Anstieg zwischen Zemenska Vaga und Dolenje pri Jelšanah ist nochmal unangenehm. Inzwischen spüre ich meine Beine. Die Grenzabfertigung ist dagegen unproblematisch, zweimal ein kurzer Blick in den Pass, fertig. Die Ausbindung für Fahrrad- und Mopedbenutzer gleich hinter der kroatischen Kontrollstelle ist natürlich mies, ein hoch- und runterführender Feldweg am Fuß des Autobahndammes. Wenigstens ist er asfaltiert. Dafür ist ab hier die Verkehrsdichte nahe Null. In Rupe hält mich ein Münchener auf, er war auch schon hier mit dem Fahrrad unterwegs und hatte gerade Probleme an der Grenze. Die Slowenen ließen ihn wegen 0,75g Haschisch nicht einreisen und kassierten noch eine schließlich auf 20 Euro reduzierte Strafe. Bisschen selber schuld? Jedenfalls unterhalten wir uns eine Weile und werden prompt von einem Polizist kontrolliert, selbstverständlich mit (erfolglosem) Datenabgleich. Die Paranoia an der Schengen-Außengrenze treibt Blüten.
Das Runterfahren nach Opatija wird unangenehm, es ist inzwischen ziemlich frisch. Ich ziehe auch noch die Wetterjacke drüber. Weil sowieso alles zu spät ist, fahre ich gleich weiter bis zum bereits bekannten Zeltplatz von Medveja. Der in Ičići ist oberhalb der Adriamagistrale nicht besonders schön gelegen. Die fünf Kilometer mehr machen früh um zwei auch nichts mehr aus. Natürlich ist niemand mehr am Empfang, man kommt aber rein. Ich suche eine brauchbare Ecke, gar nicht so einfach, man hat den Platz jetzt auch parzelliert und dabei das Gras großräumig beseitigt. Musste das wirklich sein und ist der Campingbus das Maß aller Dinge? Dafür sind die Sanitäreinrichtungen sehr schön. Aufbauen, Duschen, in die Koje.


Frag mal irg, der dürfte bei uns in Slowenien die beste Strecken- und Schleichwegkenntnis haben. Georg, wo bist Du?

Nachtrag: Die verstümmelten Zeichen sind in der Regel -c- mit Akzent oder Hatschek, wie -tsch- und -tschj- auszusprechen. Das Forum kann noch immer kein utf-8.