Re: mit Bahn und Rad von Dresden nach Sofia

von: Falk

Re: mit Bahn und Rad von Dresden nach Sofia - 17.07.12 11:19

Zitat:
NUR: schafft man den Umstieg in 6 Minuten in Breclav?
UND: Nachtzüge nehmen wohl auch keine Fahrräder mehr mit?
ODER: Gibt es z.B. eine Verbindung über Ljubljana?

Sechs Minuten in Breclav sollte klappen. So riesig ist dieser Bahnhof nicht und diese Verbindung klingt schlüssig. Der 173 fährt über Wien nach Villach, der 137 kommt von Ostrava. Das ist ein Korrespondenzanschluss in beide Richtungen. Hafas patzt zwar bei den Gleisangaben außerhalb des deutschsprachigen Gebietes, doch kann man von einem Übergang Kante an Kante ausgehen.
Nachtzüge auf dem Balkan und Fahrräder haben noch nie so richtig zuusammengepasst. Einer der Gründe, warum ich konsequent Rahmen mit Gelenk verwende. Damit kann einem der ganze Zinnober vollkommen Wurscht sein. Es gibt aber einen Notausgang: Schlafwagen. Wieviele seid Ihr? Die Bettkartenpreise sind in Südosteuropa einiges günstiger als in Germanien oder Frankreich. Fahrräder so zusammenpacken wie beim fliegen, ein einzelnes kann in einem Schlafwagenabteil an die Wand gestellt werden. Zu zweit nimmt man ein Zweierabteil. Den Schlafwagenschaffner bittet man, alle drei Kojen rauszuklappen und auf die oberste kommen die Fahrradpakete. In diesem Fall aber bitte dreckdicht eingepackt.
Ich würde es mit dem 477 bis Budapest über Nacht und dann weiter mit dem 343 (Bp Ost ab 9.05, Beograd an 16.47) versuchen. Letzterer hat in der Regel die serbischen Großraumwagen dabei, die für den Transport von großen Gepäckstücken besser geeignet sind als Abteilwagen.
Habt Ihr mal überlegt, von Dresden bis Prag den Nachlauf des 459 von Zürich zu benutzen? Offiziell hat der nur Fahrradmitnahme, wenn man spätestens in Frankfurt (M) Süd aufsteigt. Von »Störung der Nachtruhe« kann aber in Dresden nach acht keine Rede mehr sein. Der Halbgepäckwagen verschwindet doch nicht plötzlich. Dem tschechischen Personal ist es sowieso Wurscht, von wo ihr kommt. Auf der sichereren Seite seid ihr in Bad Schandau. Dort steigt entweder das deutsche Personal ab oder es hat mit der Übergabe an die CD-Kollegen zu tun. In Gegenrichtung ist es im Übrigen egal, am Absteigen in Dresden wird Euch niemand hindern. Für den (in dieser Richtung) Vorlauf braucht man auch keine Nachtzugplatzkarte.
Über den Tauern- und Karawankentunnel sieht es schlechter aus. SŽ und HŽ sind dabei, die internationalen Verkehre noch weiter auszudünnen. Keine Ahnung, was das soll. Der 137 ist 22.37 in Villach Hbf. Einen saugenden Anschluss gibt es dort nicht, aber beim Weitersuchen fällt mir ein echtes Schätzchen in die Hände, der 415 »ALPINE PEARLS« von Schwarzach-St. Veit (4.30) nach Belgrad (17.19). So richtig klar ist mir die Fahrplanlage nicht, zumal dieser Zug Schlaf- und Liegewagen führt. Möglicherweise gibt es einen Vorlauf, den Hafas aber verschweigt. @Alle, haben wir einen Salzburger, Tiroler oder Kärntner, der sich dieses Fuhrwerk mal angucken kann und einen Blick auf Wagenbauarten und Zuglaufschilder wirft?
Der 211, Villach Hbf ab 12.52, Beograd an 23.40 dürfte der problemloseste auf dieser Strecke sein. Keine Platzkartenpflicht, nichts exotisches wie Relationspreise, ein scheinbar normaler Schnellzug wie aus seeligen JŽ-Zeiten. Im ehemaligen Jugoslawien geht bei gewöhnlichen Zügen ziemlich viel, man muss sich nur mit dem Zugpersonal verständigen. Die dann fälligen Ergänzungsscheine, die dieses verkauft, sind noch immer dieselben wie zur Unionszeit, nur die Währungsangaben haben sich geändert.

Ob es noch Regionalverkehr zwischen Belgrad und Dimitrovgrad (Srb) gibt, kann ich nicht sagen. Das Auskunftssystem findet derzeit nur die zwei Zugpaare nach Sofia (293) über Nacht mit Platzkartenpflicht und 491 nach Kapikule ohne diese. Letzterer ist der traurige Rest des »Transbalkan« 460/61 von Budapest nach Thessaloniki mit Kurswagen nach Istanbul und zurück. Was die Bulgaren zu Fahrrädern im Karton sagen – keine Ahnung.
Eine weitere Möglichkeit wäre, nach Calafat in Rumänien zu fahren und dann die Fähre nach Vidin zu benutzen. Letztlich müsst Ihr euch selber klarwerden. Balkantipp Nummer 1: Fahrpläne ohne den Haken »Fahrradmitnahme« suchen und nicht den DB-Zugang, sondern besser fahrplan.oeb.at nutzen. Dann fällt der ganze Tarifklimbim, der im Ausland sowieso meist nicht funktioniert, weg.

Nochmal eindringlich für alle Balkanfahrer: Problemlos geht es letztlich nur so:

Einen auf Michael Kohlhaas zu machen ist zwecklos und auf die Verbesserung der Verhältnisse von selber zu hoffen übersteigt die Lebenserwartung der allermeisten Mitforisten.