Bärenexperte gesucht

von: uwee

Bärenexperte gesucht - 07.07.15 15:54

Liebe Freunde,
wir radeln grad von Minsk nach Tromsoe und sind momentan in der Hälfte der Strecke zwischen Sankt Petersburg und Murmansk in der grünen Hölle Kareliens.
Gestern lief ein Bär 80 m vor uns über die Straße und ließ sich freundlicherweise auch fotografieren.
Wir haben uns sehr gefreut und natürlich Sicherheitsabstand gewahrt.
Eine Gefahr sahen wir nicht. Bei Bärenattacken dachten wir nur an Alaska und Kanada.
Heute wurden wir von einem Einheimischen eindringlich vor den Gefahren durch die zahlreichen Bären hier gewarnt. Auf gar keinen Fall solle man im Wald zelten- was wir natürlich täglich oder besser nächtlich machen.
Es stellte sich heraus, er ist Hotelbesitzer und Reiseveranstalter, was für uns seine Aussagen relativierte.
Ein Blick ins Internet zeigte dann aber, dass wir wohl doch ein wenig unvorsichtig sind.
Sollte man eher in offenem Gelände zelten. Das ist aber oft nicht leicht zu finden hier in Karelien.
Wer kann uns ein paar Tipps geben?
Liebe Grüße aus Karelien- hier noch gar keinen Fernradler getroffen
Uwe
von: panther43

Re: Bärenexperte gesucht - 07.07.15 17:00

Habe noch nie gehört, dass es in diesen Gegegenden Bärenattacken auf Menschen gibt... Ich denke, dass dort dieselben Regeln gelten wie in Kanada: Nie am ZELT Essen oder Kochen, Lebensmittel/Toilettenartikel mindestens 100 m abseits des Zeltes lagern und sich vielleicht ne Trillerpfeife und Bärenspray besorgen. Und vielleicht mal andere Einheimische fragen, ob sie etwas von Attacken gehört haben... Trillerpfeife sorgte fast immer für genügend Abstand!
Das sind nur die Erfahrungswerte, die in Kanada in 2x3 Monaten gemacht habe schmunzel

Ergänzung: Wenn Ihr Junge seht, extrem vorsichtig sein, es gibt Blöderes als zwischen Mutter und Kind zu kommen!
von: Freundlich

Re: Bärenexperte gesucht - 07.07.15 17:01

Ohne eigene Erfahrung mit Bären, auf die Schnelle das überall erhältliche Grundwissen:
Verhaltensregeln (Kanada) oder hier Bären und Menschen (PDF).
Bären-Abwehrspray wird in gefährdeten Gebieten dringend empfohlen oder ist dort Pflicht (inklusive Training am Nationalparkeingang).
Wenn das nicht verfügbar ist, gelten trotzdem die Mindeststandards: Glöckchen an Rad und Rucksack. Jegliche Esswaren und Kosmetikartikel (Zahnpasta) in einem Packsack in weiter Entfernung (100 m) vom Zelt mit einer Leine zwischen 2 Bäumen freischwebend hochziehen. Verpackungen, Hygienartikel etc. nicht am Zelt lagern, sondern weit weg. Bei unerwarteten Begegnungen langsam Abstand erhöhen rückwärts oder seitwärts (ohne zu flüchten). Bei einer spontanen Begenung in 80 m Distanz seelenruhig zu fotografieren, halte ich für fahrlässig. Von "Sicherheitsabstand" kann da keine Rede sein, zumal niemand sicher sein kann, dass dieses Tier allein ist.

Wie groß die Gefahren vor Ort sind, können die Einheimischen am besten beurteilen. Das hängt u.a. von der Dichte der Population, der Größe der Reviere, der Nähe bzw. Ferne zu Menschen, den Erfahrungen mit Bejagung oder Erlangung menschlicher Nahrungsmittel ab.

In Schweden gilt diesbezüglich Entwarnung: große Wildnis, wenige Bären, ausreichend Nahrung und keine schlechten Erfahrungen mit Menschen. Keine Chance, dort einen zu sehen. Wenn ihr mitten in der Wildnis einen gesehen habt, ist das kein beruhigendes Zeichen. Möglicherweise wart ihr zu leise oder es leben dort sehr viele Bären.

Schöne Reise noch und freundliche Bären auf allen Wegen.
von: cyclist

Re: Bärenexperte gesucht - 07.07.15 18:52

Hallo Uwe!
Lief der Bär von Russland Richtung Finnland, oder umgekehrt? Wenn ersteres, so hatte er bestimmt Hunger... grins Andersrum wäre er bestimmt gut gesättigt... zwinker
Die Gegend dort, Südost-Finnland und Südwest-Russland, sowie der Grenzbereich beider Kareliens, ist das Gebiet mit der größten Bärenpopulation im Norden!

Ich bin ebenfalls einem Bären begegnet, abends auf der östlichsten finnischen Bundesstraße, ca. 30km von der Küste entfernt, kaum noch Verkehr (alle 10 Minuten mal ein Fahrzeug). Der Bär überquerte in aller Seelenruhe von rechts nach links (gen Russland) die Straße, als er mich sah, war er ganz schnell weg... traurig An so nem Reiseradler ist halt nicht allzuviel dran...
Sprich Angst hatte ich in dem Moment nicht, wohl aber danach... peinlich

Auch wenn bislang nichts über Bärenattacken outdoors bekannt ist, oder du nix gefunden hast, so würde ich doch die o.g. Vorsichtsmaßnahmen beherzigen! Ihr wollt doch nicht als Appetitthappen enden? traurig
von: StephanBehrendt

Re: Bärenexperte gesucht - 07.07.15 19:41

Stoiber ist Bärenexperte.
von: Hummel

Re: Bärenexperte gesucht - 07.07.15 20:08

In Ergänzung zu Freundlich: Hilfreiche Hinweise zum Thema finden sich auch auf der Homepage unserer Admins (www.bikefreaks.de und hier "Unterwegs").
In Ergänzung zu Markus: Das ist wohl die normale Reaktion, dass sich ein Bär in den Busch verdrückt, wenn er die Witterung von Menschen aufgenommen hat. Anders ist es mit den sog. Problembären, die wissen, dass es in der Nähe von Autos, auf Campingplätzen etc. was zu holen gibt, die Scheu vor Menschen verlieren und entsprechend aufdringlich werden können. Und du weißt eben nicht, was du da vor dir hast.
Auch meine Empfehlung: die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen einhalten.
Harald
von: uwee

Re: Bärenexperte gesucht - 08.07.15 17:49

Dank für Eure Antworten und Erfahrungen.
Nach Aussage der Einheimischen gab es in Mittelkarelien etliche unangenehme Begegnungen mit Bären.
Große Teile Kareliens kann man getrost als unbewohnt bezeichnen.
Zumindest von Menschen.
Dafür die wohl höchste Bärendichte in Europa mit 200 pro 1000qkm.
Richtung Norden soll die Zahl dann deutlich sinken.
Dort wo wir so eindringlich gewarnt wurden befand sich zudem noch eine große Fischfabrik, die auch noch die Bären anzieht.
Wir bemühen uns weiterhin zu enge Kontakte zu vermeiden.
Gruß aus dem hohen Norden
Uwe
von: Wolfgang

Re: Bärenexperte gesucht - 14.07.15 20:16

In Antwort auf: panther43
Trillerpfeife sorgte fast immer für genügend Abstand!

... da könntest Du Dich auch irren. Oft scheinen sich die Bären zu entfernen, verstecken sich aber neugierig, weil sie einen aus näherer Distanz beobachten möchten. Bären sind nämlich auch sehr neugierig.
Ich bin mal einem, der sich offenbar verzog und nachdem ich eine Weile wartete, plötzlich aus ca. 10 Metern Entfernung gegenüber gestanden.
Da er mich ja lange vorher bemerkte, rannte er weg, als er erkannte, dass ich ihn bemerkt hatte.

In Alaska und Canada sagt man sinngemäß: Dass Du keinen Bären siehst, heißt nicht, dass keiner da ist.

Gruß
Wolfgang
von: Mario Be

Re: Bärenexperte gesucht - 17.07.15 14:39

Bei Probleme mit Bären einfach eine Katze dabei haben grins
https://www.facebook.com/nyheter24/videos/899874836715197/?fref=nf

Ich hoffe der Facebooklink funktioniert so.
von: uwee

Re: Bärenexperte gesucht - 17.07.15 17:28

Hast recht!
Beim nächsten Mal ist eine Katze im Gepäck.
Mittlerweile lief uns noch ein weiterer Bär- ein sehr kapitales Exemplar - fast über die Füße.
Hatte aber noch mehr Angst als wir.
War schneller im Wald als ich an der Kamera.
Finnland bisher Bären- und leider auch Elchfrei.
Danke
Uwe
von: cyclist

Re: Bärenexperte gesucht - 18.07.15 07:33

Moin Uwe!
Zitat:
und leider auch Elchfrei.

Also ich habe bislang auch noch keinen finnischen Elch gesehen, geschweige denn jemanden getroffen, der einen gehen hat. traurig

Bären habt ihr ja nun welche gesehen, wie sah es denn mit den Beeren aus? zwinker
von: uwee

Re: Bärenexperte gesucht - 18.07.15 18:43

Lieber Markus,
da sind wir ja beruhigt wenn selbst Du hier keine Elche entdeckst...
Ja, wir fanden wirklich noch mehr Beeren als Bären. Und die sahen total
süß aus und waren es auch.

In den Baltischen Staaten gab es neben Selbstpflück- Erdbeeren auch reichlich
Walderdbeeren.
In Russland könnten wir diese wie auch Preissel _ und moltebeeren am Straßenrand kaufen.
Mittlerweile haben wir die Beerenreife überholt.
Leider!
Dafür gibt es meist mehr Pilze als Fahrzeuge.
Und nur essb
von: HyS

Re: Bärenexperte gesucht - 09.08.15 09:34

Hi,

hier ein Bericht über einen Bärenangriff in Alaska, der Mann wurde halb gefressen.
entsetzt
von: uwee

Re: Bärenexperte gesucht - 09.08.15 10:42








Da hatten wir ja noch einmal Glück gehabt.
Kurz vor der Grenze zu Finnland lief uns noch ein zweiter, wesentlich größerer, in ähnlichem Abstand über den Weg.
Isabel hatte gelernt und war so laut, dass der Bär geflüchtet war bevor die Kamera einsatzbereit war...
von: Wolfgang

Re: Bärenexperte gesucht - 09.08.15 20:34

In Antwort auf: HyS

... der verlinkte Artikel ist ein Bericht aus dem Yellowstone Nationalpark.
Das ist weit weg von Alaska, ungefähr so wie Rom von Island würde ich mal schätzen.

Gruß
Wolfgang
von: panther43

Re: Bärenexperte gesucht - 09.08.15 22:01

grundsätzlich würde ich da bisschen differnzieren zwischen Schwarz- und Braunbären, also Grizzlies.. mit Schwarzbären hatte ich in Kanada/Alaska nie Probleme, ihr Verhalten war meist eher auf Rückzug ausgelegt. Grizzlies wie in der unten verlinkten Horrorgeschichte beschrieben sind oft weitaus aggressiver, grade im Yellowstone kursieren da immer wieder Geschichten ..
von: Hasenbraten

Re: Bärenexperte gesucht - 04.11.16 16:48

In Antwort auf: Freundlich
(...) Jegliche Esswaren und Kosmetikartikel (Zahnpasta) in einem Packsack in weiter Entfernung (100 m) vom Zelt mit einer Leine zwischen 2 Bäumen freischwebend hochziehen. (...)
Was passieren kann, wenn man sich nicht an diese Regel hält, mussten zwei Camper in der Slowakei erfahren. Die haben allerdings auch verbotenerweise in einem Nationalpark gezeltet.

Bär überfällt zeltende Wanderer

Grüße
Gregor
von: tirb68

Re: Bärenexperte gesucht - 04.11.16 17:32

Bärenexperte bin ich zum Glück nicht geworden, denn ich habe zum Glück keinen getroffen. Dafür standen überall diese Schilder herum:


Die Wanderer, die ich getroffen habe, hatten alle Minifässer, ähnlich der Fässer die man in Mitteleuropa beim Paddeln dabei hat. Dort waren ihre Lebensmittel und was sonst noch für Bären interessant riecht, drin. Die waren so geformt, dass sie in einen Rucksack passen.
von: bikekiller39

Re: Bärenexperte gesucht - 05.11.16 10:14

In Antwort auf: cyclist
An so nem Reiseradler ist halt nicht allzuviel dran...


...könnte von mir sein, Markus, dann wär was Wahres (an der Aussage) dran grins ....

LG von Theo
von: JoMo

Re: Bärenexperte gesucht - 05.11.16 10:47

Braunbären soll man daran erkennen, dass sie einem auf einen Baum hinterherklettern.
Der Schwarzbär schüttelt einen herunter.
grins
von: lutz_

Re: Bärenexperte gesucht - 05.11.16 10:50

In Antwort auf: tirb68
Die Wanderer, die ich getroffen habe, hatten alle Minifässer, ähnlich der Fässer die man in Mitteleuropa beim Paddeln dabei hat. Dort waren ihre Lebensmittel und was sonst noch für Bären interessant riecht, drin. Die waren so geformt, dass sie in einen Rucksack passen.


Sowas, wie der Kollege hier?

https://www.youtube.com/watch?v=juM3ZOIALa8


Gruß LUTZ
von: tirb68

Re: Bärenexperte gesucht - 05.11.16 11:05

ja, so was in der Art. Die Wanderer waren verpflichtet, sie sich bei der Nationalparkverwaltung auszuleihen und mitzuführen, wenn sie außerhalb der campsites ohne foodlocker übernachten wollten.