Re: Gavarnie - Puerto de Bujaruelo

von: Falk

Re: Gavarnie - Puerto de Bujaruelo - 06.06.08 02:39

Zitat:
was meinst Du denn mit "Der Abstieg ... wird dann richtig ruppig"?

Es geht ziemlich steil und geröllig runter. Da hatte ich wirklich keine Mauke mehr, zu fotografieren. Der Weg war auch sehr ausgewaschen. Jedenfalls ging es sehr über die Füße, trotz der schweren Bergstiefel. Die solltest du auch anhaben, Rennfahrerschuhe mit Rasterplatten sind dort mit Sicherheit ungeeignet. Ich muss wirklich abraten, aber wenn Du es versuchen willst, dann fahr unbedingt am Abend mindestens bis Gavarnie. Ich würde an Deiner Stelle bis zur Passhöhe hochfahren und auf der »Refuge de Sarradets« übernachten. Von Gavarnie bis zur Passhöhe sind es immerhin so etwa 1000 Höhenmeter. In meinem Urlaubstagebuch von 2003 liest sich das so:

Donnerstag, 12.06.
Planmäßig aufstehen, beim Frühstückkochen erscheint der Platzbetreiber (zum ersten Mal) und kassiert - für eine Nacht. Danke. Das Wetter ist wieder wunderbar, als wenn nichts gewesen wäre. Nach zehn traben wir vom Platz, kaufen noch Tagesproviant warten auf das Transportmittel (Anm. 2008: einen Tag vorher haben wir eine Taxe zur Passhöhe bestellt) und laden nach Ankunft (11.15). Die Straße ist ganz schön lang, die Steigung zumindest zeitweise heftig, die Taxe war eine gute Idee. Etwa zwei Kilometer vor der Grenze endet die befahrbare Straße, wegen Nationalpark und Sinnlosigkeit wird das letzte Stück nicht mehr unterhalten. Zuerst steigen wir auf den Pic des Tentes (2322m - »Zeltgipfel«) mit Ausblick auf die Rolandsscharte, dann transportieren wir unsere Ladungen eine Etage höher (sieht gar nicht so aus) zur Passhöhe Port de Boucharo/Puerto de Bujaruelo. Markiert ist die Grenze nicht. ein Paar aus Berlin kommt vom Rolandsloch, sie machen eine Dreitagerunde (Torla - Refugio de Góriz - Bujaruelo - Torla) und hinter dem Pass erstmal Esspause mit kochen. Der Abstieg ist nicht ganz ohne, statt der versprochenen zwei Schneefelder sind es fünf. Erst im Talgrund sehe ich, es sind Ausläufer eines einzigen Großen. Hätte ich das eher erkannt, wäre es eine Steigeisenabkürzung geworden.
Nach einigen hundert Metern fast ebenem Talgrund wechselt der Pfad auf die linke Talseite, jetzt fällt es saftig auf wenig fußfreundlichem Geröll. Unterwegs setzt eine unschöne Wolkenbildung ein, wir ahnen nichts gutes. An der Waldgrenze wechselt die Oberfläche von »Geröll« in »ausgewaschen«. Es bleibt ein Knochenpfad. Endlioch tasucht nach einem Knick unter und vor uns San Nicolás de Bujaruelo auf. Die romanische Bogenbrücke davor ist gerade in Arbeit, wir dürfen aber rüber. Kurz davor trete ich auch noch in eine Rindermine...
San Nicolás besteht aus ca. vier Gebäuden, eins davon ist eine Kirchenruine, daneben eine Wanderherberge. Davor stehen Tische, hier machen wir erstmal Pause, den Flüssigkeitshaushalt stabilisiert - wie auch bei den Berlinern - ein großes Bier vom Fass, deutlich günstiger als in Gavarnie. Von Nordwesten her wird es jetzt immer dunkler. die beiden Preußen traben weiter, sie wollen am nächsten Zeltplatz (3km weiter) Freunde treffen. Bis Torla ist es noch deutlich weiter, wir warten erstmal ab. Ich frage schonmal vorsichtshalber wegen der Übernachtung nach. A: möglich, B: ohne Essen 10€, mit demselben 23, jeweils im Massenlager, im Vierbettzimmer je einen Euro mehr. Wie erwartet, kommt der Gewitterregen, geblitzt und gedonnert hat es schon eine Weile vorher. Wir verlegen in die Gaststube und widmen uns der Schreiberei. Wie ganz und gar nicht erwartet, entwickelt das Gewitter eine ungeahnte Standkraft. 19.00 tritt der Reserveplan in Kraft, wir bleiben. Rucksäcke (in Latschen) hochschaffen, weiterschreiben. Gegen acht erscheinen noch fünf Wanderfreunde, sie sind schon durch. Ihre Schuhe liegen im Vorraum, daneben steht der Heizlüfter. Ich sage ihnen, stopft die Schuhe mit Zeitung aus, sonst habt Ihr keine Chance auf Trocknung. Sie tun es mit »El País« von vorgestern. Halb neun gibt es Abendbrot, dummerweise Linsensuppe, dann Salat und Fisch. Letzterer erweist sich als überaus lecker. Wir haben einen Kanadier am Tisch, der draußen zeltet. Naja, Kanadier sind eben kältefest, wasserdicht und im Umgang mit Bären erfahren. Halb elf gehe ich unter die Spritze, dann in die Koje. Um elf schalte ich das Licht planmäßig aus (der Schalter ist an meinem Bett).


@iassu, castellano Departamento de Carga pesada

Falk, SchwLAbt