28. Tag: Die letzte Etappe

von: JohnyW

28. Tag: Die letzte Etappe - 28.06.07 21:35

28. Tag: Die letzte Etappe
La Habana – Matanzas (105 km)
Freitag, 1. Dezember (bewölkt)

Um 7.30 Uhr stand ich auf und hatte durch das Zusammenpacken die Vermieterin geweckt. Sie hat sich entschuldigt, dass es heute keine Eier fürs Frühstück gab. Diese hätte sie gestern einkaufen können, denn sie wusste ja, dass ich zwei Nächte blieb. Wenigstens wurde ich bei ihr das restliche Benzin los. Um 8.00 Uhr fuhr ich entlang des Malecón bis zur Personenfähre über die Bucht von La Habana. Es gibt drei Möglichkeiten die Bucht zu überqueren. Erstens per speziellen Radlerbus durch einen Tunnel, zweitens per Fähre und drittens weiträumig umfahren. Ich entschied mich für die Fähre. Die Sicherheitskontrolle wurde sehr genau genommen. Jede Tasche musste komplett ausgepackt werden und dann fingen die Diskussionen an. Keine Klingen und kein Glas auf der Fähre. Den Rum, den ich mir gestern als Souvenir gekauft hatte, wollte ich hier nicht trinken und das Taschenmesser brauchte ich noch. Wir einigten uns darauf, dass ich die Sachen ganz tief in eine Satteltasche packte. Nach einer geschlagenen halben Stunde passierte ich die Sicherheitskontrolle. Die Fähre fuhr mir vor der Nase weg und es dauerte eine weitere halbe Stunde, bis ich auf die andere Seite gelangte.
Danach fuhr ich zur Christus-Statue. Von dort oben hat man einen schönen Blick auf La Habana. Das Wetter spielte heute allerdings nicht so richtig mit, denn es war bewölkt. Nach wenigen Metern gelangte ich zur Festung „Fortaleza de San Carlos de la Cabaña“. Diese große Festungsanlage konnte nicht besichtigt werden. Die Festung „Castillo de los Reyes Magnos del Morro“ war ebenfalls geschlossen. Mittlerweile war es schon nach 10.00 Uhr. An der Zeit konnte es nicht gelegen haben. Vielleicht waren die Sehenswürdigkeiten, wegen des morgigen Feiertages geschlossen. Denn morgen wurde Fidel Castros Geburtstag und das Jubiläum der Revolution nachträglich gefeiert. Die Zeit, die ich durch die Überfahrt verloren hatte, holte ich so natürlich wieder herein.
Nach einer Frustzigarette fuhr ich nach Playas del Este. Auf der Autobahn überholte mich eine jugendliche Rennradgruppe. Mit einem von ihnen unterhielt ich mich während der Fahrt. Er gehört zur Triathlon-Jugendnationalmannschaft und lebt in einem Sportinternat. Morgens und abends wird trainiert, nachmittags geht es in die Schule. Ein schönes Leben. Er wunderte sich, warum ich den Helm auf dem Gepäckträger transportierte, anstatt ihn auf dem Kopf zu tragen, denn auf der Autobahn wäre doch viel Verkehr. Ansichtssache, viel Verkehr kenne ich anders. Nach acht Kilometern gemeinsamen Fahrens verabschiedete er sich. Plötzlich hörte ich ein ziemlich lautes Knacken am Hinterrad. Ich hielt sofort an, denn ich dachte eine Speiche war gebrochen, aber ich konnte keinen Speichenbruch feststellen. Aber das Rad fuhr sich jetzt irgendwie schwammig. In Playas del Este radelte ich entlang der Strände. Diese gefielen mir hier auch nicht besonders. Interessant fand ich die Begegnung mit einem US-Amerikaner. Er reiste über Cancun nach Kuba und scherte sich einen Teufel um das US-Embargo. Immerhin kann er für die Einreise nach Kuba zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt werden.
Nachdem ich eine Pizza verzehrt hatte, ging es weiter. Immerhin waren es noch 75 Kilometer bis Matanzas. Die folgende Strecke war recht flach, aber ich hatte wieder Gegenwind. Trotzdem trat ich heute richtig rein. Ein Mal kann man auf einer Tour auch sportlich fahren. Entlang der felsigen Küste ging es durch das einzige Erdölvorkommen von Kuba. Rechts und links der Straße standen viele kleine Ölpumpen. Irgendwann musste das Gelände hügeliger werden, denn schließlich sollte ich heute noch über die längste Brücke in Kuba fahren. Aufgrund des Wetters machte ich keinen Zwischenstopp am Strand „Playa Jibacoa“, sondern blieb auf der Hauptstraße. Jetzt ging es eine moderate Steigung hinauf. Nicht mehr das ewige steile Auf und Ab, wie ich es oft zuvor erlebt hatte. Das Land wird hier wieder landwirtschaftlich genutzt, so dass noch eine Bananenplantage fotografieren konnte. Während einer Pause hielt ein Auto an und die freundlichen Kubaner boten mir etwas zum Essen an. Mittlerweile hatte ich mich auf das Land eingestellt und zu diesem Zeitpunkt überhaupt keinen Hunger. In der ersten Woche wäre ich Ihnen wahrscheinlich um den Hals gefallen.
Wieder back on the road fragte mich eine Frau aus einem entgegenkommenden Auto, ob ich ein Zimmer benötigte. Ich bestätigte. Wenig später stoppte das Auto neben mir und wir handelten den Preis für die Casa Particular in Matanzas aus. Von einem Aussichtspunkt hat man einen guten Überblick über Kubas längste Brücke. Nach einem Bier trat ich richtig in die Pedale und kurz vor Matanzas ließ ich es auf der langen Abfahrt laufen. Kaum war ich im Zentrum, hatte ich wieder einen Jinetero an der Backe. Ich machte ihm klar, dass er heute keine Provision erhält, aber er wollte nicht hören. Also ließ ich ihn das Rad bewachen, während ich in einem Geschäft Getränke kaufte. Drei Kunden waren vor mir. Ein Kunde wusste was er wollte und war schnell bedient. Zwei junge Mädels wollten Parfum kaufen. Sie probierten verschiedene Dufte, die Verkäuferin stand gelangweilt neben ihnen und wartete bis sie sich für ein Parfüm entscheiden konnten. Der nächste Kunde wusste ebenfalls was er wollte. Sein Einkauf kostete 3,15 CUC. Jetzt fragte er die Verkäuferin, welche Produkte er noch für 1,85 CUC erstehen konnte. Nach 20 Minuten hielt ich endlich die Getränke in den Händen. Das übt zumindest in Geduld. Anschließend steuerte ich die Unterkunft an. Wie vorhergesagt ging der Jinetero leer aus. Abends gab es einen sehr schmackhaften Fisch zum Abendessen. In La Habana aß ich preisbewusst. Dafür entschädigte dieses Mahl, das eines der besten Gerichte während der gesamten Reise war. Beim abendlichen Kassensturz stellte ich fest, dass mir das Geld ausgeht. Gut, dass ich die 30 CUC für das Zimmer in Euro bezahlen konnte, damit blieben mir noch 35 CUC für den letzten Tag.