Re: südspanienhitzeradreiseerfahrungen?

von: Anonym

Re: südspanienhitzeradreiseerfahrungen? - 13.02.03 19:43

Grüß dich!

Ich bin einmal genau zur heißesten Zeit von Portugal aus durchs Landesinnere Spaniens geradelt, das war ohne weiteres möglich, soweit die gute Nachricht. Freunde, die mir vorher prophezeit haben, ich "würde spätestens nach zwei Stunden gesotten vom Radl fallen", hatten sich definitiv geirrt.
Die schlechte Nachricht: So ganz ohne ist das Ganze doch nicht. Z.B. hat ein Hitzschlag einen (übrigens gut trainierten) Freund von mir in der Po-Ebene erwischt. Außerdem haben mir Radler von Amerikanern erzählt, die Anfang August in Madrid aus dem Flieger gestiegen sind, in der heißen Tageszeit losgeradelt sind und wirklich nach wenigen Stunden krankenhausreif waren.

Ohne Arzt zu sein, vermute ich:
Da ich kein Wundertier bin, auch kein besonders "starker" Radler, wird der Unterschied eher im Vorgehen liegen:
Ich hatte Zeit, mich an die Hitze zu gewöhnen, da ich vom kühlen Atlantik in zwei Tagen in die Hitze radelte. Dabei habe ich auch bei einem langen Anstieg in der Mittagshitze (selber schuld!) etwas zuviel Hitze abbekommen und habe mich mit Kopfweh für 2 Stunden in den schattigen Wald verzogen. Dann war ich wieder o.k. und gewarnt.
Auch deshalb habe ich einfach auf meinen Körper mehr Rücksicht (und mehr Aufmerksamkeit) verwendet als sonst.
Ich habe (weiß der Himmel warum) die Eigenheit, ein sozusagen "fauler" und schnell einmal "schlapper" Radfahrer und Bergsteiger zu sein. Wenn nötig, kann ich aber noch eine Menge zulegen, ohne mich zu überanstrengen. Ich vermute, dass mir mein Körper dadurch sehr früh meldet, was ihm gut tut und was nicht.
Ich habe immer Wasser mitgehabt und, wenn ich immer Lust hatte, viel getrunken. (einige Liter am Tag!)

Deshalb denke ich:
Wenn du eine gewisse Fähigkeit entwickelst, in dich hineinzufühlen, was geht, und was nicht, spricht nichts gegen eine Radtour im Hochsommer. (Dazu muss niemand, siehe oben, ein Wundertier sein.)
Zu Mittag empfehlen sich Rastpausen im Schatten. (Wichtig: Auch das Rad braucht Schatten, sonst lösen sich die Vulkanisierflicken von den Schläuchen, wenn es in der Hitze steht! Beim Fahren ist mir das interessanterweise nicht passiert) Mir haben ca 1,5 bis 2 Stunden Pause (immer im Schatten) leicht genügt.
Weniger wollen und mehr akzeptieren, was gerade gut geht, hilft, die Grenzen nicht zu überschreiten. Dabei hat mir die Zeltausrüstung geholfen: Ich musste nirgends unbedingt ankommen.
Ein Liter Wasservorrat hat mir damals leicht genügt (jetzt würde ich mehr mitnehmen, um beim wild campen mehr weitertrinken zu können.).
Kritisch können Anstiege in der heißen Zeit werden: Der Fahrtwind fällt weg, damit sinkt die Kühlung durch das Schwitzen drastisch. Also notfalls schieben statt treten, oder die Mittagspause vorziehen.
Unbedingt Helm oder Hut tragen! Wieweit mir meine damals langen Haare den Nacken geschützt haben, kann ich nicht sagen. Vielleicht schützt ein Tuch, im Nacken unter den Helm gesteckt. Der Nacken ist genauso gefährdet wie der Kopf.
lg irg