Re: Zustand Elberadweg in Sachsen

von: Ringo

Re: Zustand Elberadweg in Sachsen - 03.09.02 14:35

Hallo Matti, vielen Dank für den Anstoß. Zwinki, ein passionierter RR'ler aus DD ist hats am vergangenen WE mal bis Decin versucht, hier sein Bericht:

Am Laubegaster Ufer, das schwer betroffen war, allerhand Schilder: Wir
machen trotzdem weiter. Sehr fein.

Hier also die Infos zur Tour:

1. Man kommt auf dem Radweg wirklich bis Decin, nur die Müglitzbrücke hinter der Birkwitz-Fähre ist seit heute ganz weg. Man muss durch Heidenau bis zur Straße. Ist aber belastend, nicht nur wegen des Pflasters - es sieht teilweise schlimm aus.

2. Die Tour ist was für starke Nerven, auch Geruchsnerven. Bis wenigstens Pillnitz (ich glaube, Heidenau) auch viel Glas, ich wartete schon auf den Platten (trotz Kevlareinlage, die gegen normale Splitter sehr gut schützt). Ab Pirna macht es Spaß, größtenteils jedenfalls.

Erschreckend die vielen Seen, die weit über der Elbe liegen (z.B. Wiesen vor Klärwerk Wehlen, Kleingartensiedlung Wostra): Das Grundwasser steht und steht ...

An der Pillnitzer Elbinsel eine zerstörte Fähre, sieht aus wie nach einem Bombenangriff.

3. Der Radweg von Obervogelgesang nach Wehlen an der Elbe sieht aus, als wäre er erst gestern fertiggeworden - nur eine kleine abgebrochene Stelle erinnert an das Hochwasser. Wenn man vom Lenker hochblickt, sieht man allerdings linkerhand die Lampen, die sämtlich in ca. 3m Höhe weggeknickt sind und mit der Birne auf dem Boden liegen. Alle in gleicher Höhe und gleicher Richtung, als hätte da ein Künstler wieder mal eine Installation verzapft (das sollte man wirklich besser den Klempnern überlassen).
Die Häuser haben natürlich auch einiges abbekommen, aber diesen Anblick ist man zu diesem Zeitpunkt schon gewohnt.

4. Wer in Rathen nicht aufpasst, bekommt gar nichts vom Hochwasser mit: Ettrich am Bahnhof hat auf, wohl sogar das Cafe Stöhn (Namensverbiegung mit Absicht!), und dass der wertvolle Klanggarten nicht klingt, sieht man auch nicht. Alles schon geputzt. Kann sogar sein, die Fähre fährt, habe nicht aufgepasst.

5. Radfahrer schon wieder zahlreich unterwegs.

6. Eindruck von Königstein? Starker Geruch nasser Ziegelwände in einer
toten Stadt.
Aber: Die Fähre fährt!! Sah jedenfalls ganz danach aus, angeblich ein Notbetrieb. Die RTF wird sie wohl mitnutzen.

7. Krippen: Allgemeines Aufräumen, die Ziegelscheune hat's auch böse
erwischt. Nach Postelwitz habe ich leider vergessen zu schauen. Die
Straße soll gesperrt sein. Bei genauem Hinsehen entdeckt man, dass
weiter elbaufwärts mal ein Campingplatz war ...
Der Radweg war nach Sturm schon in schlechterem Zustand.

8. Schmilka: Fähre fährt, Fährmann wartete auf Gäste (aber es war der bitterböse, deswegen riskierte ich keinen Plausch).

9. Grenzübergang: Welche Grenze? Die schwarzen Tafeln mit dem nur durch Rückübersetzung ins Tschechische zu verstehenden Deutsch stehen noch da. Also, man darf. Viele andere sind auch durch.

10. Hrensko scheint eine Geisterstadt zu sein (evakuiert?). Nur Einsatz-
kräfte und Arbeitsgeräusche. Die Straße nach Decin ist angeblich
unterspült (www.sz-online.de, Pirna) und gesperrt.

Gleich danach ein gekenterter und zerstörter Frachtkahn. Unglaubliche
Kräfte müssen hier gewirkt haben. Ist immerhin ein großer Schubpramen, keine übliche Zille.

Aber Rio Relax steht noch. Das war der erste Puff an der Strecke.
Auch das Mephisto (oder wie es jetzt heißt) scheint überlebt zu
haben. Junge Damen erkannte ich keine. Gesperrt für jede Art Verkehr.

11. Vor Dolny Zleb ein kleiner Erdrutsch am Bahndamm, Rennfahrer müssen mal 5m tragen. Das war der einzige für mich sichtbare Schaden an der Bahnstrecke seit Pirna.
Die Fähre ist komplett verschwunden. Hoffentlich vorsorglich abgebaut.

12. Überraschung! Die Deciner Innenstadt ist komplett verschont geblieben, alles im grünen Bereich (und nicht im graubraunen). Nur häßliche Uferhäuser (inklusive Zigeunerhäuser zwischen alter Brücke und Eisenbahnbrücke) hat's erwischt. Wieder mal die Ärmsten.

Bin dann hoch nach Maxicky (eigentlich der Anfang des Erzgebirges, diese Straße) - 3.5km mit 8-10% ohne Flachstück (7% Durchschnitts-steigung).
War schwül und dunstig, aber seit einer Woche erstmals nicht mehr dieser krankmachende Elbdunst. Sneznik - Tisa - Petrovice, alles ohne Fernblick.

Markersbach - Bahratal - Gottleubatal problemlos! Interessant die Bahra
ab Markersbach: Anfangs gar nichts zu sehen, weiter unten vielleicht
1m brauner Streifen an den Ufern (völlig unkritisch), auch die Gottleuba
offenbar "OK", aber ab Neundorf nehmen die Schäden rapide zu. Musste
durch Pirna: Es gibt noch blühende Schrebergärten, ebenso ganz schlimme Ecken, wie in Heidenau.

14km vor dem Ziel Regen, und nach 2km sah ich aus wie Paris-Roubaix im Regen (oder Crosser im Schlamm). Die Kette knirschte und sang, es war verheerend. 4km vor dem Ziel endlich der erwartete Platten, den ich mit zweimaligem Aufpumpen und 500m Schieben am Ende austrickste. Waren so 144km *gefahrene* km.

Summa summarum: Bis auf weiteres ist das DIE Variante, nach Decin zu kommen. Empfehlenswert ist allerdings eine Bahnfahrt bis Pirna (immer um umUhr und 6 ab Hbf).