Re: Slowakei: Vorsicht Bär!

von: irg

Re: Slowakei: Vorsicht Bär! - 29.03.23 06:56

Ich bin kein Bären- oder Wolf-Experte, treibe mich aber selbst manchmal dort herum, wo sie wohnen. Sie leben ja praktisch hinter meiner Haustüre, in Slowenien. Deshalb hat mich das Thema immer beschäftigt.

Grundsätzlich gilt: Bären wie Wölfe sind, wenn sie sich normal benehmen (das tun fast alle), nicht aggressiv gegenüber Menschen. Wenn sie können, gehen sie uns aus dem Weg.

Es gibt aber 3 Ausnahmen:
Bärinnen mit Jungen. Die können leicht Angst bekommen, dass ihren Jungen etwas passieren könnte. Dann greifen sie an.

Bären, die etwas zum Fressen gejagt haben. So einen haben wir einmal getroffen. Ich bin um die Kurve gekommen, vor mir sind die Innereien des Tieres auf der schmalen Schotterstraße gelegen. Ich konnte nicht in gebührendem Abstand wenden. Da der Bär mit dem Rest im Gestrüpp daneben war, habe ich mich schnell entschieden vorbei geschlichen und hinter der nächsten Kurve auf meinen Freund gewartet. Der hat das selbe wie ich gemacht, und gut war es. Wenn der Bär gerade auf der Straße mit seiner Beute gestanden hätte, wäre das kritisch gewesen. Das mit Abstand halten ist also nicht immer einfach.

Verhaltenskreative Bären und Wölfe:
In Süddeutschland wurde einmal ein Bär erschossen, der gar keine Distanz zu Menschen hielt. Ich verstehe die erbitterte Diskussion darüber nur teilweise, denn so ein Bär ist einfach gefährlich. Denn jedes Tier, das sich wehren kann, hat sozusagen einen kritischen Umkreis: Bleiben wir außerhalb, flüchtet das Tier (es ist ja nicht blöd und wählt den einfachsten Weg), geraten wir in die kritische Zone, greift das Tier wahrscheinlich an. Diese Zone ist nie klar zu definieren, deshalb ist viel Abstand an zu raten. Ein Bär, der keinen Abstand einhält, stellt selbst sehr kritische Situationen her, und stellt daher ein unkalkulierbares Risiko dar. Dieser deutsche Bär war übrigens der Sohn einer Mutter, die selbst schon zu wenig Anstand gehalten hat.
Ich habe einmal eine Doku über Wolfsrudel in Deutschland gesehen. Durch ihren uneingeschränkten Schutzstatus hatten sich manche Rudel viel zu wenig Scheu vor Menschen angewöhnt. Dadurch ist es zu zu viel zu nahen Kontakten gekommen. Da Wölfe intelligente Tiere sind, die voneinander lernen, halte ich es für sehr gefährlich, auf so ein Verhalten nicht zu reagieren. Das wird, wenn es gelingt, z.B. mit Gummigeschoßen gemacht, die weh tun, aber nicht ernsthaft verletzen.

Bären oder Wölfe im Flegelalter: Einem entsprechenden Kontakt hat einmal ein österreichischer Bärenexperte als Lausbubenstreich eines Jungbären ein gestuft. Mit dem Nachsatz, dass man diesen Bären im Auge behalten sollte. Kriegt er sich ein, ist alles ok., wenn nicht, muss man sich was überlegen.
Mir haben Motorradfahrer eine solche Begegnung erzählt. Sie sitzen mitten im Wald und essen, da kommt ein Bär bis auf ca. 1m heran. Sie haben ein Motorrad angestartet und kräftig am Gasgriff gedreht, da ist der Bär abgehauen.

Das können wir mit dem Rad nicht. Aber auch diese Begegnung zeigt, dass Bären und Wölfe mit Respekt zu betrachten sind. Sie kommen manchmal auch überraschend nah an Siedlungen. Ich habe einmal gleich nach Passieren eines Dorfes einen Bärendreck gesehen, in dem schlecht verdaute Kirschen waren. Kirschen gibt es dort nur auf den Streuobstwiesen, und die sind direkt hinter den Häusern.

In Slowenien habe ich nie etwas von problematischen Wölfen mit bekommen, spreche aber nicht slowenisch. Sie sind dort meistens so scheu, dass man sie gar nicht wahr nimmt. Ein Grund, nicht durch die abenteuerlichen Wälder zu radeln, sind die Tiere für mich nicht. Aber sicher ein Grund, das sehr respektvoll zu machen.

lg!
georg