Re: Zickzack von Sevilla nach Bordeaux im Frühjahr

von: Indalo

Re: Zickzack von Sevilla nach Bordeaux im Frühjahr - 04.01.23 17:07

Hallo Jürgen,

schicke Routenidee!

Jahreszeit: So lange Du auf der südlichen Seite der Sierra Nevada bleibst, ist das im April bis auf 2.000Hm kein Problem, „deine“ Transnevada müsste da eigentlich schon schneefrei sein. Generell sind März und April in Südspanien etwas wechselhafte Monate, da kann es dann auch schon mal paar Tage regnen.

Karten: Die Besten mit Abstand sind die Karten von Michelin, die gibt es flächendeckend im Maßstab 1:400.000 in der orangen Serie, Michelin regional. Der Maßstab reicht völlig aus, da sind auch die kleinen Straßen drinnen und die allermeisten Pisten. Die bekommst auch fürs jeweilige Gebiet nach wie vor an vielen Tankstellen, in den großen Supermärkten (wie in Frankreich) oder im Zeitschriftenladen oder in der Buchhandlung.

Reifen: Sind doch top Reifen. Falls Du noch mehr Grip willst, dann montiere dir die Marathon Tour plus, die sind noch bissiger. Ich fahre mit denen seit Jahren kreuz und quer durch Spanien inklusive übler Mountainbikestrecken und bin hochzufrieden.

Teil 1:
Caminito del Rey: Das ist ein abgefahrener Klettersteig, mit dem Fahrrad schlichtweg unmöglich, zu Fuß hingegen sehr eindrucksvoll, allerdings mit Eintritt, Platzkarten und Vorbuchung.

Teil 2:
Die Straße hoch von Orgiva nach Trevelez zieht sich. Ob die jetzt über 12% ansteigt, kann ich dir nicht sagen, dass wissen die Routenplaner besser. Die Aussicht und das Ambiente sind wunderschön, aber es herrscht schon auch Verkehr, also schon auch der ein oder andere LKW oder Autobus. Ist halt die einzige Straße die die Alpujarras-Dörfer verbindet, ist aber auch keine Durchgangsstraße und schnell befahrbar für Kfz ist sie auch nicht, weil zu kurvig.

Die Piste weiter oben, die Transnevada, ist schon auch sehr schön und natürlich verkehrslos. Da musst Du aber auch erst mal hochkommen, zu fahren ist die allerdings gut.

Lehm: Wenn es regnet hast Du so gut wie überall Lehm, selbst in trockenen Zustand scheinbar bockelharte Pisten verwandeln sich dann in klebrige Matschlöcher.

Teil3:
Ich persönlich finde ja die Wüste von Tabernas etwas überschätzt, viel spektakulärer sind die unbekannteren „Badlands“ (heißen auch auf Spanisch so) nordöstlich von Guadix, dazu gleich noch.
Das Dorf Tabernas ist jedenfalls ein unspektakuläres Dörfchen wie so viele andere auch, da gibt es nichts besonderes was den großen Schlenker lohnt. Kurz vor dem Dorf kommen zwei Westerndörfer, ehemalige Filmkulissen, die inzwischen touristisch bespielt werden, so mit Saloon-Schießereien und ähnlichem. Falls dich das nicht interessiert, lohnt sich der Schlenker bis Tabernas meines Erachtens nicht.
Zumal die Strecke, die Du dir rausgesucht hast, sich im weiteren Verlauf direkt neben der Autobahn entlang zieht und echt schlecht zu befahren ist, steinig, fiese Steigungen. Vor Tabernas musst Du auch paar Kilometer auf die vielbefahrene Nationalstraße, oder Du fährst unten in der Rambla, aber das ist Sand und loser Schotter.
Die schickste Strecke durch die Wüste von Tabernas verläuft neben der Bahnlinie, also von dem kleinen Dorf Santa Fe de Mondújar im Tal des Rio Andarax nach Norden bis zum Bahnhof von Gérgal, ist allerdings eine Piste, aber gut zu fahren.
Von Gérgal könntest Du übrigens einmal am Tag mit dem Zug nach Guadix fahren, zur Zeit 18 Uhr 40. Aber Achtung, im Zug müssen die Räder hochkant gehängt werden.

Das Sträßchen über die Sierra de Baza kenne ich nicht, sieht aber wirklich wie eine Schrankwand aus und hat immerhin 1300Hm Anstieg, das ist schon ein Wort.
Von Baza aus nach Pozo Alcon ist so spektakulär nicht, da gibt es westlich vom Stausee Negratin die Straße (A-315), die ist recht stark befahren. Östlich vom Stausee verläuft die Transandaluz über Piste, aber da kommst Du ein ganzes Stück nördlich von Pozo Alcon raus.

Die JF-7092 kenne ich nur aus der anderen Richtung, sprich von Nord nach Süd, ich habe die aber als problemlos fahrbar in Erinnerung und landschaftlich ist diese Strecke äußerst spektakulär, furten oder klettern musste ich da nicht und ich würde die sofort wieder fahren. Ganz vielleicht verwechselst Du die Strecke mit der etwas weiter östlich verlaufenden Transandaluz, auf dieser muss man in der Tat beim Aufstieg in die Berge schieben, klettern und furten.

„Badlands“: Ist auch ein Wüstengebiet, aber sogar noch spektakulärer als die Wüste von Tabernas.
Wenn es dir „nur“ um Wüste gehen sollte und nicht speziell um die von Tabernas, dann wäre es auch evtl. eine Überlegung wert von Bayárcal über den Puero de la Ragua und weiter nach Guadix abzufahren und dich dann von dort durch die Badlands Richtung Sierra de Cazorla zu schlängeln. So würdest Du allerdings Baza und Pozo Alcón auslassen, wo Du aber auch nichts groß verpasst. Statt dessen kommst Du in Huesa wieder auf die Straße Richtung Cazorla.
Auf dem Weg gibt es noch frei zugängliche heisse Quellen in einem Örtchen namens Villanueva de las Torres.

Von Cazorla würde ich unbedingt die Strecke durch die Berge und durchs Tal des Guadalquivir fahren bis Du auf die Via Verde triffst, also von Cazorla nach Osten hoch auf der A-319 und am Tranco-Stausee vorbei, später dann über die A-317 und die A-310 (bzw. ein paralleles Sträßchen) bis Puente de Genave. Von Cazorla direkt nach Norden wird es erst sehr olivig und dann musst Du zwangsläufig auf die Nationalstraße.

Das Tal de Rio Júcar ist echt schick, die Straße ist gut fahrbar und hat nur wenig Verkehr.

Track 2:
Die Via Verde de Ojos Negros fängt recht unscheinbar an und wird erst ab Jérica kurz vor Caudiel so richtig schön, wenn Du dort abbiegst, verpasst Du den besten Teil.
Deine Strecke kenne ich nicht, in Montanejos allerdings war ich vor Jahren mal, da gibt es heiße Quellen mitten im Fluss, das ist ziemlich abgefahren.

Zum Camino del Cid kann ich nichts sagen, den kenne ich auch nur aus der Literatur. Ich bin mal von Molina de Aragon kommend etwas westlich von deiner Strecke gefahren, die Gegend ist bergig und waldig und einsam, wunderschön. Planerisch kannst Du in der Gegend fast nichts falsch machen solange Du in den Bergen bleibst.

Bei Gea de Albarazzin baust Du dir eine heftige Bergetappe ein, hoch zum Bouldergebiet von Albarazin, lohnt sich landschaftlich, ist aber auch viel Trubel oben, weil eins der bekannstesten Bouldergebiete von Spanien.

Warum Du dann von Molina de Aragon nicht geradeaus durchfährst bis Catalayud, sondern diesen Riesenbogen nach Osten über die Nationalstraße nehmen willst, erschliesst sich mir nicht.

Weiter nördlich kenne ich mich dann nicht mehr aus.

Soweit...
Indalo