Re: Radreise von Deutschland aus ,....ab Mitte Feb

von: bk1

Re: Radreise von Deutschland aus ,....ab Mitte Feb - 24.10.22 05:50

In Antwort auf: Falk
Nein, mit der Besiedlungsstruktur. Außerhalb der Großstädte ist Frankreich sehr dünn besiedelt und das machte es vergleichsweise einfach, bogenarme Schnellfahrstrecken über große Entfernungen anzulegen. Im dichtbesiedelten Mitteleuropa, wo schon ein Stundentakt als mager empfunden wird, ist schon das Bestandsnetz deutlich dichter und man würde mit noch mehr Schnellfahrstrecken nach TGV-Vorbild am Bedarf vorbeifahren. Davon abgesehen, wo in Mitteleuropa Taktverkehr die Regel ist, ist das TGV-Angebot der SNCF schon etwas dünn.

Was man in CH sieht: Mit etwas mehr Anteil der Bahn am Verkehrsaufkommen kann man Züge fahren lassen, die eine längere Strecke ohne Halt fahren und das alle 30 min. Und genug Züge, die die Unterwegshalte bedienen. Z.B. Zürich Bern fährt alle 30 min ein Zug ohne Halt, dazu dann Züge, die bis Olten (halber Weg) öfter halten und den Rest ohne Halt und Züge, die von Zürich bis Olten ohne Halt fahren und dann öfter halten. Und dazu Züge die noch öfter halten oder die nur einen Teil des Wege auf der Route Zürich Bern unterwegs sind. Das sind natürlich noch relativ kleine Entfernungen, aber das Prinzip funktioniert auch für größere Entfernungen. Halte kosten sehr viel Zeit.

Auf DE bezogen hieße das, dass man z.B. stündliche (besser halbstündliche) ICEs hätte, die Frankfurt - Hannover ohne Halt fahren oder nur in Kassel halten. Und außerdem mindestens genauso oft welche, die Göttingen, Fulda und ggf. Kassel mit Berlin, Braunschweig, Hannover, Würzburg und Frankfurt verbinden. Man kann man meisten daraus machen, wenn die Infrastruktur hergibt, dass die meisten Züge mit relativ kleinem Zeitverlust große Knoten wie Frankfurt und Hannover bedienen. Und dann wäre es auch sinnvoll, z.B. eine Umgehungsstrecke für Göttingen zu haben, die auch noch kürzer wäre als der Umweg über den Göttinger Bahnhof. Der Witz ist, dass bei uns in DE der Ausbau des Schienenverkehrs immer noch zu tiefe Priorität hat. Und es ist schlicht eine bizarre Absurdität, 2022 noch neue Autobahnen und Kraftfahrstraßen zu bauen.

Ich gebe Dir aber insofern recht, dass man auch einen erheblichen Teil des Schienenausbaubudgets in "unwichtigere" Strecken investieren sollte. Also Elektrifizierung und Erhöhung der "Standardgeschwindigkeit" von Hauptstrecken auf 200 km/h, was natürlich erstmal nur heißt, dass Hauptstrecken, die nicht für 200 ausgebaut sind, eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 160 bekommen oder die bestehende tiefere behalten. Aber Strecken mit langen geraden Abschnitten wie Hamburg - Kiel, Hamburg - Flensburg, Frankfurt - Heidelberg - Karlsruhe, Bremen - Cuxhaven, Bremen - Uelzen - Stendal, Berlin - Rostock, Hamburg - Rostock etc. kann man mit relativ moderatem Aufwand auf diesen geraden Abschnitten für 200 ausbauen. Bahnübergänge beseitigen ist sowieso sinnvoll.

So kann man ein größeres Netz für höhere Geschwindigkeit ertüchtigen...

Das Konzept des "Deutschlandtakts", das ja offiziell wirklich verfolgt wird, ist vielversprechend...