Re: Norditalien September 2021

von: veloträumer

Re: Norditalien September 2021 - 31.08.21 14:10

In Antwort auf: Patrick.unterwegs

Ich möchte mich an Fernradwege halten, damit ich einfach die GPX aufs Garmin ziehen kann (Basecamp o.ä. hab ich nicht).

Meine aktuell geplante Strecke sieht folgendermaßen aus:
2024 Gesamtstrecke
414 km Alpe Adria Radweg bis Grado
400 km Adria-Radweg von Grado nach Ravenna
260 km Rom-Venedig-Radweg von Ravenna nach Florenz
125 km Ciclopista del Sole von Florenz nach Bologna
175 km Ciclopista del Sole von Bologna nach Verona
200 km ggf. Option Umrundung Gardasee (ggf. Fähre??? , Steigung über 20% laut Komoot)
150 km Ciclopista del Sole von Verona nach Bozen
300 km ggf. Option ab Venedig Rundkurs Anello del Veneto

Inkl. beider Optionen komme ich auf ca. 75km/Tag.

Nun zu meinen Fragen:
1. Laut Komoot finde ich beim Rundradweg um den Gardasee (Garda by Bike Projekt) Steigungen von über 20% kann das jemand bestägigen? Meine Recherche hat ergeben, dass der Rundradweg noch nicht komplett fertiggestellt ist. Ist den schon jemand gefahren und kann sagen, ob sich der Rundradweg um den Gardasee lohnt?
...

4. Gibt bzgl. Reisen mit Rad oder Camping in Italien irgendwas besonderes zu beachten? Ich war noch nie in Italien...
5. Was sind eure Gedanken ihr bzgl. meiner geplanten Route?

Inwieweit deine gelisteten Radwege existieren, weiß ich nicht. Viele Radwege in Italien sind immer noch Phantome, die seit vielen Jahren auf eine eher vergebliche Vollendung hoffen. Radweg, ausgeschilderte Radroute auf Straßen oder Radroute gemäß Papieridee, aber nicht vor Ort ausgewiesen, sind relevante Unterschiede. Das gilt insbsondere für die Ciclopista del Sole. Leider kann ich mir auch die Routen nicht merken, ohne geografische Angaben kann ich dann auch nichts beitragen, ich möchte nicht dauernd nachblättern.

Der Ciclo Via Alpe Adria Radweg endet in Grado. Inwieweit Radwege/Radrouten nach Ravenna bestehen, weiß ich nicht. Den Bogen küstennah auszufahren kann ich aber landschaftlich nicht empfehlen. Zwischen dem besuchenswerten Chiogga und Ravenna gibt es ein paar schöne Passagen mit Naturgebieten (z.B. Laguna di Caleri). Allerdings wirst du aufgrund des verwinkelten Po-Deltas nicht umhin kommen, auch phasenweise auf die Hauptader SS309 zu fahren. Da herrscht starker Verkehr, auch LKWs.

Ravenna lohnt nur, wenn du auch in die "Museen" gehen willst. Bekannt sind die Mosaiken dort und auch sehr sehenswert. Für die einzelnen Sehenswürdigkeiten, für die es einen Museumspass gibt, lohnt auch, wenn du nur einen Teil besichtigst.

Ravenna - Firenze: Ich kenne nur den Übergang von Forlimpopolo nach Stia über den Passo della Calla. Der langestreckte Pass ist durchaus eine Empfehlung, eher unten/Mitte gibts u.a. eine schöne Badestelle mit alter Brücke, Gumpe und Wasserfall, oben fährt man durch viel Wald eines Naturparks. In Stia bist du zwar bereits am Arno, aber der Fluss macht einen weiten Bogen nach Süden, bevor er Kurs Firenze nimmt. Entsprechend musst du für einen direkten Weg noch einen Pass dranhängen - sinnvollerwesie den Passo della Consuma. Den wollte ich auch mal als Stichstraße von der Florenz-Seite fahren, scheiterte aber an zuviel Gegenwind im Arno-Tal.

Firenze - Bologna: Hast du eine umfangreiche Auswahl an passablen Übergängen. Mein postive Erfahrung bezieht sich auf die Route über Pistoia, Piastre-Pass, via Reno-Fluss bzw. Porretta Terme und Marzabotto. Marzabotto war Schauplatz eines Kriegsverbrechens der deutschen Wehrmacht/SS. Lohnenswert wäre ein Abstecher in den Parco Stroico di Monte Sole. Die Passfahrt führt duch singvogelreiche Wälder. Allerdings ist die Anfahrt zwischen Firenze und Pistoia langweilig. Auch der Übergang, der teils entlang der Autobahn führt, ist landschaftlich ansprechend, kenne das aber nur aus der Autoperpektive. Start wäre dann zwischen Firenze und Prato. Der Naturpark Monte Sole läge dann westlich deiner Route.

Direkter aus der Stadt in die Berge kommst du von Firenze, wenn du über den Vetta le Croci (Richtung Olmo) fährst. Schöne Olivenhaine, Aussicht usw. Weiter nach Norden verschiedene Optionen, die ich aber aus eigener Erfahrung nicht kenne.

Gardasee: Nein, es gibt solche Steigung bei Normalnutzung der Straße nicht. Welche Radwegteile fertiggestellt sind, weiß ich nicht, aber am Westufer gibt es nur ein kleines Paradestück über dem See. Dieser Teil ist zwar spektakulär, aber typisch italienisch: viel Show, wenig effektiv. Nebst der Kürze solltest du beachten, dass dieser Bohlenweg über dem See auch als Spazierweg dient und an guten Tagen stark frequentiert sein dürfte. Die schönere Seite ist das Westufer, enthalt aber mehrere, längere Tunnels, die auch kleinere Steigungen haben. Man sollte sie nur morgens früh oder abends befahren, da es sonst erhöhten Lärmterror geben kann.

Verona - Bozen: Der Radweg läuft eher unter der Bezeichung Via Claudia Augusta. Kann dir wohl egal sein. Eine Streckenempfehlung kann ich dafür nicht geben, zu langweilig, aber du wirst viele Radreisende treffen. Rovereto und Trento sind schöne Städte.

Generell: Italiener fahren in den Bergen rücksichtsvoller als Deutsche gegenüber Radlern, gilt allerdings nicht immer für Motorbiker. Un der Eben bist du auf Hauptachsen teils extremen Verkehr ausgeleifert, LKWs fahren zuweilen rasiermesserscharf an dir vorbei. Es gibt meist Nebenwege in der Po-Ebene, aber man muss einige Winkel zussätzlich dafür fahren. In der Po-Ebene ist oft sehr diesig, große Hitze ist wohl dann vorbei (dann drückend schwül), aber es könnte zuweilen auch Nebel geben.

Soweit du das Binnenland bereist, kommst du mit deiner Route noch an genug Campings vorbei, aber eher mit den Städten. Zuweilen aber nachteilig, so liegt der Camping in Bologna weit außerhalb der Stadt - schlecht, wenn man den Abend in der Stadt genießen möchte. Ich war seinerzeit in einem günstigen Hotel nahe des Bahnhofs. In Ravenna war ich am Meer in Lido di Dante auf dem Camping und bin an einem Ruhetag in die Stadt reingefahren. Firenze hat einen Camping, kenn eich aber nicht. Manche ländlichen Campings liegen gerne mal abseits der Strecke auf einem zusätzlichen steilen Hügel, z.B. in Poppi nahe Stia (Stia hat keinen). Ergo nicht eingerechnete Kilometer und Höhenmeter.

Geschlossene Campings dürften noch in der Minderzahl sein bis Ende September. Campings sind im Durchschnitt teurer als in Deutschland, besonders an der Küste und am Gardasee solltest du vorher auf die Preistafeln mal schauen und ggf. zum nächsten wandern. Da außerhalb der Hochsaison, kommst du vielleicht günsitiger davon. An Schönwetterwochenenden kann es aber kurzfristig wieder zu Anhäufungen kommen, wenn Italiener zum Meer fahren. Gardasee dürfte in jedem Fall noch voll sein.