Re: Fragen zu: von den Alpen an die Ostsee

von: Toxxi

Re: Fragen zu: von den Alpen an die Ostsee - 29.04.21 19:24

Hallo,

vieles ist schon gesagt worden, nur nicht von jedem. lach

In Antwort auf: dissul
Hallo zusammen,

vorab - ich bin neu hier im Forum, falls ich über etwaige Etikette hinwegflegeln sollte, dann sagt mir doch bitte Bescheid. zwinker


Willkommen im Forum. party Du hast schon die richtige Einstiegsfrage gewählt, und gleich die kontroversen Meinungen hier mitbekommen. grins Das ist völlig normal.

Als Etikette wäre es noch nett, wenn du dich mit Namen vorstellen würdest.

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Grundsätzlich halte ich dein Tour für möglich. Insofern kann ich nur sagen - versuche es. Ich habe mal bei Brouter geschaut - von Bad Tölz nach Wismar im Rennradmodus sind es ca. 900 km mit ca. 3000 Höhenmetern (also vergleichsweise wenig auf die lange Strecke).

Ich kann aus meiner eigenen Erfahrung berichten, welche Punkte ich am Anfang total unterschätzt habe. Da habe ich einfach Lehrgeld zahlen müssen.

1. Orientierung und Logistik. 250 km oder mehr im Flachland eine unbekannte Strecke zu fahren klappt nur dann richtig, wenn man nicht ständig nach dem Weg sucht. Kurze Rechnung - wenn du alle 10 km die Karte rausholst und 3 Minuten schaust, dann verbringst du schon deutlich mehr als eine Stunde nur mit Sucherei, und der Flow geht verloren (was auch noch mal Zeit kostet). Auf einer unbekannten Strecke halte ich das nur mit elektronischer Navigation für machbar.

2. Essen. Man verbraucht wirklich sehr viele Kalorien bei solchen Touren, insbesondere wenn es mehrere Tage lang geht. Einfach nur mit Streuselschnecken und Schokoriegeln schafft man es nicht, dauerhaft so viel zuzuführen. Gekochtes Essen rutscht leichter und führt schneller mehr Kalorien zu. Also öfter mal beim Dönermann oder Asiaimbiss anhalten. Essen braucht auch Zeit, die du irgendwie einplanen musst.

3. Erholung. Ich bin auch schon 450 km an einem Wochenende gefahren. Das geht, wenn ich in der Woche danach nicht fahren muss (oder höchstens zur Arbeit). Die gleiche Leistung über mehrere Tage dauerhaft abzurufen, ist noch mal eine ganz andere Nummer. Da bin ich bei langen Reisen schon nach wenigen Tagen eingebrochen.

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Das soll ausdrücklich kein Abraten sein. schmunzel Nun noch ein paar konkrete Sachen:

In Antwort auf: dissul
1. Inwieweit sind Bergetappen mit Flachlandetappen vergleichbar?

Du hast keine Rollpausen bergab. Im Flachland gibts viel mehr Straßen, die du finden musst. Im Hochgebirge gibt es meistens sowieso nur eine Strecke, die durch die Topographie vorgegeben ist. Gegenwind kann zum echten Ärgernis werden -> ausweichen auf Waldstrecken, sofern möglich. Und du brauchst mehr Sitzfleisch. Möglicherweise fehlt dir die Zeit dann für Essen/Erholung/Unterkunftssuche etc. Ein plötzliches Motivationstief ist auch bei langer eintöniger Fahrt nie ausgeschlossen.

In Antwort auf: dissul
2. Kann ich davon ausgehen, 250km im Flachen zu schaffen, wenn 150km im Gebirge mit steilen Hängen möglich sind? Oder werden da möglicherweise ganz andere Muskelgruppen angesprochen, die bei mir jetzt untertrainiert sind?

Schwer zu sagen. Bei einer richtigen Bergetappe von 150 km fährst du effektiv nur 75 km, und auf den anderen 75 km bergab erholst du dich (vereinfacht und übertrieben dargestellt, aber Wahrheit steckt definitiv drin). Das fällt im Flachland weg.

Mittelgebirge und Hügelland sind oft noch gemeiner als Hochgebirge. Die Anstiege sind kürzer und steiler. Sie bremsen dich sehr ab. Die Abfahrten sind so kurz, dass du weder Zeit rausholst, noch dich nennenswert erholst. Wenn du den Fehler machst, die kurzen Anstiege einfach hochzubolzen, brichst du irgendwann ein. Einen Alpenpass bolzt du ja auch nicht im Sprint hoch.

In Antwort auf: dissul
Es wird mutmaßlich auf ein Trial & Error hinauslaufen aber eine Einschätzung eurerseits würde mir bestimmt schon helfen - vor allem mit der Planung der Urlaubstage.

Im Zweifelsfalle ist das Eisenbahnnetz in Deutschland so dicht, dass du immer eine Option zum Abbruch hast. schmunzel

Gruß
Thoralf