Re: Neuseeland im Spätherbst

von: Michaela

Re: Neuseeland im Spätherbst - 05.04.21 13:15

Hallo Uwe & Margit,

wir waren 2019 im Januar und Februar auf beiden Inseln unterwegs.

Ein paar der genannten Punkte, die eher gegen Neuseeland sprechen, kann ich unterstreichen und auch teilweise ergänzen und kommentieren.

Zum einen der mühsame Autoverkehr, aber auch die Landschaft, der man in vielen Teilen doch arg ansieht, wie sie durch den Menschen verändert wurde (keine Ahnung warum uns das so gut aufgefallen ist, denn in Europa ist ja im Prinzip mit der Natur das Gleiche passiert, nur schon viel früher).

Was uns zudem nicht so gefallen hat, war das es teils sehr touristisch war und gerade die sonst eigentlich sehr schönen DOC-Zeltplätze oft sehr voll waren. Dazu fanden wir die eingeschränkten Möglichkeiten zum Wildzelten etwas schade. Nicht nur wegen der oft eingezäunten Straßen, sondern auch wegen der panischen Angst der Neuseeländer, dass Wildcamper ihre wertvolle Natur (soll nicht ironisch gemeint sein!) durch Ihre Hinterlassenschaften zum Umkippen bringen. Wildzelten ist nur dann ausdrücklich erlaubt, wenn man ein zertifiziertes-selfcontained-vehice hat. Fahrräder kann man leider nicht zertifizieren lassen, selbst wenn man brav in Hundetüten – na ja, Ihr wisst schon – machen würde ;-)

Verkehrstechnisch am schlimmsten fanden wir die Westküste der Südinsel, auch wenn sonst eigentlich landschaftlich schön. Neuseeländer überholen einfach leider oft unglaublich schnell und dicht, selbst wenn die Strasse breit und die Sicht gut ist. Wir haben unsere Räder dann teils mit Hilfe von Gestrüpp etwas „breiter“ gemacht und bilden uns ein, dass es etwas gebracht hat.

Jetzt möchte ich aber noch etwas weiter kommentieren und relativieren, damit das Ganze nicht zu negativ rüber kommt. Denn eigentlich hat es uns gut gefallen in Neuseeland und wir möchten die Reise nicht missen!

Insgesamt haben wir den Autoverkehr auf der Nordinsel als weniger störend empfunden als auf der Südinsel, wahrscheinlich da es mehr Strassen gibt, die dadurch oft deutlich ruhiger sind. Auch auf der Südinsel gibt es ein paar solcher Strassen, vor allem im Norden und Nordosten der Insel. Aber Achtung: viele der ruhigen und landschaftlich besonders schönen Strassen sind geschottert und teils sehr hügelig! Uns hat das nicht gestört, aber man sollte es wissen und ob ein Tandem hier die beste Wahl ist, bezweifle ich etwas, wobei ich falsch liegen mag, da mir praktische Erfahrungen dazu fehlen.

Was wir landschaftlich und mit dem Rad mit am schönsten fanden, waren die Radwege: https://www.nzcycletrail.com/find-your-ride/22-great-rides

Ich kann nur empfehlen möglichst viele davon „einzubauen“, auch wenn sie meist nicht dazu konzipiert sind von A nach B zu kommen. Sie lohnen sich aber wirklich, vor allem wenn man Ruhe, Natur und Tiere mag. Hier jedoch auch wieder unter der Anmerkung, dass es sich meist eher um MTB-Wege handelt. Teils sind sie sicher auch mit einem Treckingrad machbar, vielleicht auch mit einem Tandem (z.B. Otago Rail Trail), aber sicher nicht alle und meist war es landschaftlich schöner, je schwieriger die Trails waren (z.B. Timber Trail, Queen-Charlotte Trail, St. James Trail).

Zum Thema touristisch: Anfang des Jahres ist zwar Hochsaison, aber vielleicht ist es ja etwas ruhiger, wenn das Land gerade erst wieder frisch aufgemacht hat. Ist aber nur eine Mutmaßung.

Fazit: ich kann Neuseeland grundsätzlich empfehlen. Wenn man jedoch Natur und Ruhe bevorzugt und nervigen Autoverkehr meiden möchte, muss man sich auf teils ruppige und anstrengende Wege gefasst machen. Wenn Euch das jedoch nichts ausmacht, würde ich nach Neuseeland reisen.

Liebe Grüsse

Michaela