Re: Reiseempfehlungen für Naturliebhaber?

von: veloträumer

Re: Reiseempfehlungen für Naturliebhaber? - 03.02.21 14:52

In Antwort auf: Martina
In Antwort auf: Uli

Vorstellen kann ich mir eine solche "Notlage" nur, wenn der Übernachtungswunsch unvorhergesehen mit Events wie dem Oktoberfest in München oder einer Großmesse in Düsseldorf kollidiert. Das ist aber generell eher unwahrscheinlich und aktuell quasi ausgeschlossen.


Im Ausland wo man nicht so gut über 'übliche' Großereignisse informiert ist kann das durchaus vorkommen und ist uns auch schon passiert. Seit es das Internet gibt, ist es zugegebenermaßen einfacher geworden, insbesondere lässt sich leichter abschätzen, wie weit der 'Einflussbereich' eines Großereignisses reicht.

"Großereignisse" sind ja relativ zu den Hotelkapazitäten. Ich erinnere mich eines Bluesfestivals in Pistoia (Toskana), aufgrund dessen kein Hotelzimmer mehr verfügbar war (Ankunft aber abends). Das ist jetzt kein Event, dass irgendwie sich ankündigt und sicherlich auch nicht bei zufälligem Blick ins Web. Übernachtet habe ich übrigens ohne Schlaf im Gespräch mit einem geduldeten albanischen Obstverkäufer am Rande der Stadt. (Zelt ging wegen Besiedlung und Topografie auch nicht, zumindest nicht in meiner weiteren Fahrtrichtung, soweit man eine vertretbare Schlafzeit bedenkt. In der Dunkelheit ist es auch oft nicht einfach, unvorbereitet Schlafplätze zu suchen, weil man die Landschaft abseits der Straße nicht gut überblicken kann.)

Ähnliches gilt z.B. auch beliebte Nachtflohmärkte in Italien, ich denke aber auch an diverse lokale Festivitäten (Käsewettbewerb irgendwo in der Auvergne), wo einmal im Jahr der Bär steppt, sonst ist da tote Hose. Manchmal ist das gewünschte Etappenziel Opfer einer ungewöhlichen Konstellation aus Wochenende, Schönwetter, Ferienzeit und einem kleinen Event etc., was sich so auch nicht immer vorher erahnen lässt. Sowas traf mal auf Levanto zu, wo ich dann aber entgegen meinem Wunsch noch auf einen Campingplatz unterkam, aber auch dort nur noch letzte Ecke frei. Beim frz. Nationalfeiertag ist es dann auch mal Lotteriespiel, ob man freie Zimmer bekommt oder nicht. In Korsika und ohne echtes Zelt war ich dann irgendwo im Schilf mit Leichtschlafsack open air.

Wenn ich die Budget- und Nachtradelgrenze beliebig verschiebe, wird es auch irgendwann sinnfrei. Ich kann natürlich auch ein Taxi rufen und mich 30 Kilometer in eine Stadt fahren lassen o.ä. Insofern impliziert die Angabe "findet sich nichts" einen gewissen, aber beschränkten Toleranzrahmen für Preis oder Entfernung. Ggf. ist man auch bereits total erschöpft, um das Ziel mit Unterkunftsmöglichkeiten zu erreichen, in anderen Fällen ist man eben noch recht frisch und radelt nochmal 30 km weiter. Manchen Übernachtungsort habe ich erst nach Mitternacht und platt erreicht, weil es zuvor keine Gelegenheit gab. Und es war auch nicht immer tiefste Pampa wie z.B. in Istrien. Das ist aber keine Immer-so-Option, sich solange durch die Nacht und müde zu quälen. Ich habe mein Zelt auch schon aus Verzweiflung irgendwo riskant aufgestellt, z.B. neben einer Leitplanke und 30 cm bis zum Abgrund zum -bergfluss, weil ich schlicht nicht mehr weiterkonnte.

Mittags schon buchen würde auf vielen meiner Touren gar nicht funktionieren, teils weil ich das Terrain oft nicht ausreichend gut kenne (wie weit komme ich da?) oder es harte Wettereinbrüche gibt, die mich um Stunden zurückwerfen - auch noch nach Mittag und nicht absehbar. Ich frage mich da manchmal, ob ich der einzige bin, der solche Wettersituationen (häufig) erlebt?

Als mittlerweile recht unerschrockener Wildcamper hat die Hotel- oder Campingplatzdichte keine große Bedeutung mehr, aber auch nur, weil ich dann entsprechend "mutige" Plätze nutze oder auch mal erschöpfende Nachtfahrten einlege. Im Gegenzug ist allerdings die Budgetobergrenze für Übernachtungen in Hotels recht arg gesunken, ziemlich gegen Trend der Zeit, sodass sich "nichts gefunden" eher auf fehlende oder nachts verschlossene Campingplätze bezieht, ungeachtet von existierenden Festunterkünften.