Re: Radreise im Winter.... in Deutschland?

von: irg

Re: Radreise im Winter.... in Deutschland? - 05.11.20 12:11

Hallo!

Der Wärmeverlust durch die Matte wird nach meinem Dafürhalten eher überschätzt. Nicht, dass er nicht statt finden würde, aber mehr verlierst du anderswo.

Die meiste Wärme verlierst du, das wurde schon gemessen, über deinen Kopf. Deshalb steckt man, wenn es sehr kalt ist, den Kopf möglichst tief in den Sack und lässt möglichst wenig raus schauen. Die Norweger in den 1880-er, die das südliche Grönlandeis überquert haben (Nansen als Leiter), wussten das schon, lagen zu mehrt in einem Sack, und haben eine Klappe über den Kopfteil gezogen. Ich glaube, die waren geruchsmäßig weniger empfindlich wie wir.

Der Kragen im Sack um den Hals hat den selben Zweck: Wärme möglichst wenig ins Freie geraten zu lassen. Dämmt der Sack dann noch rundherum genug, ist dir drinnen gemütlich warm, obwohl es draußen kalt ist. Zwei im doppelten Sack sind dabei klar im Vorteil.

Ich habe mit einer einfachen Leichtluftmatratze im Zelt bei bis zu -8° Außentemperatur geschlafen, innen war es etwas wärmer. Die Luftmatratze ohne Füllung war nicht das Problem dabei, das war der Schlafsack, der für diese Temperaturen nicht ausgelegt war. In Lappland haben wir teils in Koten, teils in besseren Schneelöchern geschlafen. Dabei haben wir ganz einfache geschlossenzellige Isomatten verwendet, wie sie heute noch als Gymnastik- oder Yogamatten verwendet werden. Da ist von unten nichts kalt herauf gezogen und die Matten hatten nur eine Stärke von 10-12mm. Grauslig war dabei eigentlich nur, die Füße in der Früh mit den nassen Socken in die gefrorenen Schuhe zu quälen. Aber manche Erlebnisse haben eben ihren Preis, und den habe ich in diesem Fall gerne bezahlt.

Feucht geschwitzt in den Daunensack zu steigen wird nicht besonders günstig sein. Wenn Daune feucht wird, klumpt sie. Du könntest, wenn du am Abend vom Rad steigst, den Anorak, so du einen anhast, sofort aus ziehen und die kurze Zeit, die dir noch warm ist, möglichst viel Feuchtigkeit aus dunsten lassen. Besser wäre, die letzten Kilometer ruhig an gehen zu lassen und bewusst den Leistungslevel runter zu fahren. Dann kann mehr Feuchtigkeit dort abtrocknen, wo sie abtrocknen soll: Im Freien.

Ich kann nur sagen: Macht es einfach! Ihr müsst ja nicht gleich einen ganzen Monat in die Einöde ziehen. Fürs Erste reichen schon eine oder ein paar Nächte!

lg!
georg