Neuseeland im Spätherbst

von: uwee

Neuseeland im Spätherbst - 03.06.19 07:27

Liebe Freunde,
wir sind jetzt seit Mitte April unterwegs in Neuseeland.
Das heißt auf der Südhalbkugel Spätherbst bzw. jetzt im Juni zumindest im meteorologischen Winter.
Es ist unsere erste Reise nach Neuseeland.
Bisher hatten wir extremes Glück mit dem Wetter. Seit sechs Wochen unterwegs und noch nie in Regenklamotten gefahren.
Die wenigen Regenfälle kamen nachts und an einem Ruhetag. Sonst meist strahlend blauer Himmel und Sonnenschein. Anfangs bei Tagestemperaturen bis über 20 Grad.
Aber! Die Nächte sind kalt. Die Tage kurz. Momentan keine 9 Stunden mehr von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Das schmälert deutlich die durchschnittliche tägliche Kilometerzahl.
Und die Anzahl anderer Reiseradler. In den ganzen sechs Wochen trafen wir bisher ä gerade sechs.
Der Grund, warum wir bislang noch nie in Neuseeland unterwegs waren lag zum großen Teil an der Warnung vor dem gefährlichen Verkehr.
Und diese Warnungen sind absolut berechtigt.
Außer in Russland und Teilen von Argentinien fühlten wir uns nie so gefährdet wie hier.
Und jeder Neuseeländer warnt Dich eindringlich vor dem Verkehr. In den Städten ist es deutlich besser. Mit vielen Radwegen. Und bis 2030 soll alles viel besser werden...
Aber bis dahin...
Es ist bislang oft nicht möglich die gefährlichsten Abschnitte auszulassen.
Das Straßennetz ist nicht vergleichbar mit dem europäischen. Es gibt häufig keine Alternative.
Die Neuseeländer selbst sind extrem nett und hilfsbereit- solange sie nicht hinter einem Lenkrad sitzen...
Im Vorfeld lasen wir, die Räder in den Bus zu verstauen sei kein Problem.
Das stimmt nur bedingt.
Viele Busse haben nicht die Möglichkeit die Räder zu verstauen. Manche Fahrer mögen nicht. Haben wir allerdings niemals erlebt.
Zugverkehr gibt es kaum. Und auf der Südinsel im Winter gar nicht.
Wir trafen ein paar Neuseeländer, die Monate durch Asien und / oder Europa geradelt sind, sich aber überhaupt nicht vorstellen können eine Neuseelandtour zu machen.
Die Weite des Landes fasziniert uns schon.
Fast so groß wie Deutschland leben hier nur 5 Millionen Menschen.
Aber ungezähmte Natur ist selten. Hier an der Westküste der Südinsel ausnahmsweise doch.
Normalerweise fahren wir durch Farmland. Weit, offen, aber Zäune links und rechts der Straße. Ab und an zweigt eine Straße ab. Meist nur wenige Kilometer zu einer Farm, worauf das No Exit Schild hinweist. Natürlich ist auch diese Straße eingezäunt.
Das Zelt aufschlagen?
Fragt man einen Farmer sagt er selten: Nein.
Nur wo findest Du den Farmer wenn es um 17:00 Uhr ldunkel wird?
Praktisch alle Wälder fielen der Landwirtschaft zum Opfer.
Wiederaufforstungen sahen wir selten.
Viele Landschaften sind wunderschön. Aber die haben wir in Europa im Überfluss.
Mittlerweile sind wir in einen Camper umgestiegen. Es war einfach zu kalt und zu lange Nächte.
Noch ein Vorteil in dieser Jahreszeit. Man bekommt diese jetzt zu extrem günstigen Preisen.
Auch Unterkünfte und Touren werden viel günstiger angeboten.
Trotzdem bleibt Neuseeland ein teures Pflaster.
Ich weiß, es gibt sehr viele Neuseeland Fans. Sorry für den Bericht!
Es ist auch nicht so, dass wir es bereuen hier zu sein.
Das Licht, die Weite, die freundlichen Menschen, der Sternenhimmel, die Sonnenuntergänge, Pinguinen und Wale.
Es gibt viele tolle Sachen zu entdecken.
Trotzdem würden wir keine weiteren Radreisen hierhin unternehmen.

Wer aber trotzdem hierhin reisen möchte sollte unbedingt auf folgende Website gehen:
http://www.cycletour.org.nz/
So etwas wie das Radforum für Neuseeland.


David, der sie erstellt hat, ist ein außerordentlich lieber, interessanter, gebildeter, hilfsbereiter und netter Mensch.
Und er liebt es andere Radler in seinem Haus in Dunedin auf der Südinsel aufzunehmen und zu verwöhnen.

Liebe Grüße aus Queenstown, umgeben von Gletschern und schneebedeckten Bergen. Wunderschön. Zum Glück aber im warmen Camper.
Uwe