Re: Fragen Chile + Argentinien im Dezember/Januar

von: indomex

Re: Fragen Chile + Argentinien im Dezember/Januar - 01.01.19 09:42

Hallo Thomas,
das tut mir echt leid für euch, du bist ganz in der Nähe eines großen landschaftlichen Highlights (Ventisquero Colgante), aber bei Starkregen macht das natürlich keinen Sinn, gerade auch wenn die Zeit begrenzt ist. Sollte es auf dem Weg nach Puerto Cisnes doch noch kurz aufklaren: Der Abstecher zum Gletschersee mit Wasserfall lohnt sich auf jeden Fall.

Recht gute Karten für ganz Chile gibts beim chilenischen Automobilclub, mit Touritipps (falls als Paket gekauft).

Chiloé:
Ich fand die Insel Chiloé nicht umwerfend, aber doch ganz nett, nahm mir aber damals nicht viel Zeit. Meine Erinnerungen und Tipps in Kurzform:
- Quellón netter Hafen, falls Wetter wieder besser
- Straße nach Norden fast durchgehend asphaltiert, bin die Hauptroute gefahren, trotz Verkehr
- Abstecher nach Punta Cuevas hatte sich nicht wirklich gelohnt (auch der NP Chiloé nicht, aber dort hatte ich eben mein eigenes spezielles Dauerregenloch...)
- Sehenswert die vielen Holzkirchen, mehrere direkt am Weg (Weltkulturerbe)
- Uferstraße von Castro (alter Hafen) mit den vielen Holzhäusern sehr sehenswert
- im Norden der Insel: anstrengender Abstecher von Ancud zur Bahia Cocotué hatte sich gelohnt wegen tollen Steilküstenabschnitten, der Pinguinkolonie und den Wandermöglichkeiten an der Steilküste. Erkundige dich aber vorher, bis wann die (Humboldt-)-Pinguine dort bleiben. Wegen Sackgasse gleicher Rückweg.

Seenregion:
Beeindruckt war ich von der Seenregion, dort findet man unglaublich viele landschaftliche Highlights. Allerdings war das nicht die kürzeste Route, und über mangelnde Steigungen braucht man sich dort nicht beklagen... (und doch: es hält sich in Grenzen).
- Besorgt euch vorher ein hochwirksames Mittel gegen die großen schwarz-roten Bremsen; mich hatten die zum Fressen (eher Beißen) gern...
- Nördlich Puerto Montt fand ich bei Llanquihue einen direkt am See gelegenen Campingplatz (Westseite) mit bestem Ausblick auf See, Vulkane mit Spiegelbild bei herrlichen Sonnenauf- und Untergängen. Ich brauchte zwei Tage, mich davon wieder loszureißen...
- Meine Route ging über Frutilla (zu "deutsch"), Puerto Octay (hübsche Häuschen, netter deutscher Friedhof über dem See), Entre Lagos und Puyehue Richtung Lago Ranco, den ich auf der Ostseite umrundet hatte (2014 noch mit unasphaltierten Streckenabschnitten am Südostufer), besonders am See landschaftlich abwechslungsreich. Nicht spektakulär, hier kann man bei Zeitnot leicht abkürzen, indem man direkt nach Norden weiterfährt und die Seeumrundung auslässt (man ist eh recht wenig direkt am See)
- Der Weiterweg führt über Dollinco, Los Lagos, Malihue und Panguipulli durch ein eher uninteressantes Zwischenstück, bevor man an weitere Seen kommt.
- Den Abstecher an das Seeende Panguipulli hätte ich mir sparen können, aber der Weiterweg rund um den Calafquén war schön.
- Danach wird es sehr touristisch: In Villarrica und Pucón tanzt der Bär, aber der Aufstieg zum Vulkan Villarrica (falls nicht mehr aktiv) war beeindruckend.
- Weniger spannend der Weiterweg nach Norden, recht gut jedoch gefiel mir die (Zeit fressende, aber durch trockenes und daher anders aussehendes Gelände führende) Runde Cunco - Liucura - Caracautin. Man kann sie abkürzen durch den vulkanisch geprägten Nationalpark Conguillío, mit großer Steigung, einem See mit toten Bäumen (Filmszenerie für Jurassic Parc), tollem Bergwald, beeindruckendem Kratersee und ausgiebigen Wandermöglichkeiten (Ich blieb 3 Tage - bis zum großen Regen). - Ergänzen kann man die Runde im Norden durch einen extrem anstrengenden Aufstieg zum Vulkan Lonquimay (Cratero de Navidád), beeindruckende Landschaft, aber nicht enden-wollender vulkansandiger Aufstieg, der auch auf dem Rückweg nicht wirklich Spaß macht. Gute Wandergegend.
- Wer abkürzen will, fährt statt dieser Runde direkt nach Norden oder gar nach Temuco, um sich dort einen Transport nach Norden zu organisieren.

Die Seenroute hat mir so gut gefallen, dass ich allein dafür gerne einmal wiederkommen würde.

Meine weitere Route von Temuco bis Chillán kann ich wirklich nicht empfehlen ("ödes" Zwischenstück), vielleicht gibt dir da jemand anders gute Tipps.

Küste:
Ich bin von Valparaiso nach Chillán damals die Küstenroute geradelt, die landschaftlich wirklich toll ist, auch weil sie oft ins seenreiche Hinterland führt. Aber es gibt hammerhafte Steigungen - das sollte man sich also vorher schon überlegen. Generell fand ich den Südteil davon schöner, abwechslungsreicher, mehr landschaftliche Highlights, Vogelreichtum (nicht nur Schwarzhalsschwäne), der Norden wird dann immer touristischer; Valparaiso allerdings ist eine sehenswerte Stadt.
In Kürze (vom Süden her, also ab Cobquecura, von Chillán kommend):
- Cobquecura : Kathedralfelsen und Strände dort
- Pelluhue & Curanipe: schwarze Vulkanstrände; surfen
- Constitución: hässliche große Stadt, aber ab hier nordwärts zunehmend bessere Versorgungslage
- Putú: Sanddünenregion
- Abschnitt Iloca-Llico-Bucalemu-Atajo-Pichilemu sehr schöne Ecken, auch zum Wandern, viele Vögel, Seelöwen (bei Punta los Lobos), plant genug Zeit ein zum Fotografieren...
- Pichilemu touristisches Surferparadies, aber sehr nette Atmosphäre (Eventuell hier einen Bus nach Valparaiso oder Santiago organisieren).
- nördlich davon ein "Zwischenstück" weg von der Küste, mit Seen, Wäldern, viel Landwirtschaft
- ab Großraum San Antonio Großhotelburgen entlang der Küste, Ferienverkehr mit am Nachmittag kilometerlangen Staus, wenn die Sonnenanbeter-Strandbesucher wieder heimkehren...
- Davon nach Norden hin wieder weniger, dafür dann Steigungen, die Muskeln und Material ernsthaft testen...

Eine Freundin von mir ist damals nicht die Küste, sondern durch die Weinregionen zu Füßen der Anden geradelt - und war ebenfalls begeistert - ihr habt also gleich mehrere gute Optionen.

Wenn das Wetter wirklich so schlecht ist, dann machst du / macht ihr das Richtige: Chile ist weiter nördlich dermaßen schön, dass man auch dort eine unvergleichlich schöne Zeit erleben kann - und für gutes Wetter drücke ich kräftig alle meine beiden Daumen!

Liebe Grüße, Peter