Re: Polen Nordosten

von: derSammy

Re: Polen Nordosten - 06.12.18 21:39

Hallo RoWa,

hatte deinen Post hier schon vergessen und wollte eigentlich schon eher antworten. Allerdings muss ich gleich vorwegschicken, dass ich nur etwas allgemein helfen kann, den Green Velo kenne ich quasi gar nicht, Massuren schon. Wir sind seinerseits so ziemlich die gesamte im Massuren-Bikeline-Heftchen beschriebene Strecke abgefahren.

(1) Polen ist wirklich schön und hat echt viel zu bieten. Was du aber eher nicht erwarten solltest, sind völlig vom MIV getrennt geführte Radrouten über 100er km auf bestem Untergrund wie bei Veloland in der Schweiz oder viele D-Routen in Deutschland. Du solltest weder mit dem Befahren von handelsüblichen Straßen, noch mit recht schlechten Untergründen Probleme haben. Wenn du ausgewiesenen Radrouten folgst, kann dir sowas alles begegnen. Ich finde, dass es sich insbesondere auf vielen Nebenstraßen niederer Ordnung ganz hervorragend fahren lässt. Die Straßen niedrigster Ordnung sind hingegen kritisch, das können üble Rüttel- und Schlammpisten sein. Das im Hinterkopf, kann man von "vorgegebenen Routen" gut abweichen.

(2) Radausleihe kann ich schlecht sagen, auf einem Leihrad würde ich wohl keine Radreise machen wollen. Polnische Radreisende, die wir getroffen haben, waren zu 95% mit Mountainbikes unterwegs, meist mit Rucksack (wäre für mich ein NoGo) und wenn mit Gepäckträger, dann meist mit nichtwasserdichten Taschen (auch ein NoGo). Ich kann mir genau das vorstellen, was du schon schrubst: Man kann Räder leihen, dann aber MTBs, an Tourihotspots und muss sie dort wieder abgeben. Touren-, Reise- oder Trekkingräder wirst du wohl mitbringen müssen. Prinzipiell geht das schon mit der Bahn, aber fast kein Bahnhof in Polen ist barrierefrei. Sprich Treppensteigen steht wohl überall an.

(3) Wie weit du pro Tag fahren kannst und willst, kannst du eigentlich nur selbst wissen. Deine Tagesetappenvorstellungen klingen m.E. aber realistisch.

(4) Zu Massuren könnte ich etwas mehr schreiben, da findet sich im Forum aber auch einiges (-> Suche). So allgemein gilt, dass die Kleinstädte (allen voran Mikołajki) sehenswert sind und die Seen vor allem von neureichen Polen teilweise recht intensiv besucht werden. Touristisch also erschlossen. Marlbork (Marienburg) würde ich mir auch ansehen. Wie sehenswert die Naturschutzgebiete sind, kann ich schlecht einschätzen. Könnte teilweise auch einfach kilometerlang Durchfahren von Kiefernwald sein...

(5) Es ist hilfreich ein paar Brocken Polnisch zu können, viele Polen gerade auf dem Land können weder mit Deutsch, noch mit Englisch etwas anfangen. In jedem noch so kleinen Kaff gibt es einen Sklep (Tante-Emma-Laden), wo du in der Regel sagen musst, was du von hinter der Theke haben willst. Natürlich gibts auch Supermärkte, aber in der dünn besiedelten Region können die Abstände groß sein. Bahntickets kaufst du in der Regel am Schalter, den es in jedem noch so kleinen Provinznest gibt. Und auch dort wird oft nur Polnisch gesprochen.

(6) So eine Radreise kann man wohl viel entspannter angehen, wenn man zumindest die häufigsten Pannen selbst beheben kann. Insbesondere ein Platten sollte einen nicht vor Probleme stellen. Ansonsten rechtzeitig vorher noch mal alle relevanten Verschleißteile tauschen (lassen), dann wird das schon. (Wäre für mich auch ein Grund gegen Mieträder, wenn man nicht versiert ist, kann man schlecht einschätzen, was man da bekommt.) Auf Pannen kann man (gelassen) reagieren, wenn sie anstehen. Gesundheit, Wetter, familiäre Dinge sind wohl relevantere Reiserisiken.

Viele Grüße,
Sammy