Re: Taiwan April/Mai 2018

von: fema

Re: Taiwan April/Mai 2018 - 02.06.18 14:02

Ich bin nun wieder zurück aus Taiwan und möchte noch ein paar Infos weitergeben, falls sich mal jemand dafür interessieren sollte.

Ich habe mein Rad nun nicht mitgenommen und bin auch ganz froh darüber. Allerdings habe ich mir Räder gemietet, was in Taiwan wirklich unkompliziert möglich ist.

In Taipei kann man praktisch "an jeder Ecke" YouBikes mieten, was einerseits günstig ist (die erste halbe Stunde kostet nur $ 5, das sind aktuell rund 14 Eurocent) und andererseits unkompliziert, weil man die Räder beispielsweise bei Besichtigungen einfach an irgendeiner Station in der Nähe abstellen kann und sich keine Gedanken bzgl. Diebstahl oder andere unangeneme Dinge machen muss. Auch wenn die Räder nicht gerade topp sind, fand ich es für die Stadt doch besser als mit dem eigenen Rad. Immerhin haben die Räder eine Dreigang-Nabenschaltung, Luftbereifung und einen Korb am Lenker, was ich - nebenbei erwähnt - mittlerweile ausgesprochen sinnvoll finde und ich mir bei Gelegenheit am eigenen Rad auch anbringen werde.

Man kann in Taipei und in anderen Städten aber auch an vielen anderen Orten Räder mieten, auch für längere Zeiträume. Besonders interessant fand ich das Angebot einiger Läden des Herstellers Giant (z.B. in Hualien), welches ich dann auch genutzt habe. Hier kann man Räder auch one-way mieten, also an einem Laden anmieten und woanders abgeben.

Es hat verschiedene Radtypen zur Auswahl. Das teuerste, im Prinzip ein Rennrad ohne Rennlenker, kostet pro Tag für die ersten drei Tage $ 500 (aktuell gut 14 Euro), jeder weitere Tag kostet dann nur noch $ 200 (aktuell knapp 6 Euro). Ein gefedertes Mountainbike wäre für die ersten drei Tage auf je $ 400 gekommen, was es danach gekostet hätte, weiß ich nicht mehr. Elektromofas hätte es dort auch gehabt, Preise dafür weiß ich allerdings auch nicht. Bei den Rädern sind die Hinterradtaschen dabei (nicht wirklich wasserdicht, aber mit Hülle), außerdem Basiswerkzeug, Luftpumpe, Licht und ein Tacho. Sie sind mit Scheibenbremsen ausgestattet und waren gut in Schuss. Der Sattel war zumindest an meinem Rad allerdings der mit Abstand unbequemste, den ich je gefahren bin.

Das Radfahren geht in Taiwan eigentlich recht gut, es hat oft Zweiradstreifen an den Seiten. In der Stadt, insbesondere in Taipei, war es allerdings oft nervig. Dort hat man als Radfahrer praktisch nirgends Rechte - auf der Straße haben die Autos Vorrecht, auf den Zweiradstreifen die Mopeds, auf den kombinierten Rad-/Fußgängerwegen die Fußgänger und auf den expliziten Radwegen nehmen sich leider auch die Fußgänger das Recht, da diese offensichtlich mit Vorliebe auf Radwegen gehen und auch keinerlei Anstalten machen, zur Seite zu gehen wenn ein Radfahrer kommt. Außerdem steht man alle paar Meter an einer Ampel und wartet ein bis zwei Minuten, bis es weiter geht. Auf den extra angelegten Freizeit-Radwegen beispielsweise entlang der Flüsse war es aber insgesamt recht angenehm zu radeln.

Für jemanden, der sich die Nervereien bei der Radmitnahme mit dem Flugzeug sparen will und eventuell sogar wie ich keinen Direktflug nach Taiwan nutzt und das Gepäck beim Umsteigen selbst wieder neu einchecken muss, finde ich die Möglichkeit der Radmiete eine gute Alternative, auch wenn es nicht ganz billig ist.

Und noch eine Info zum Zug fahren in Taiwan: Wer das Rad nicht verpackt, darf laut der Info, die ich bekommen habe, nur Regionalzüge (ohne Reservierung) nutzen. Die sind meist deutlich länger unterwegs, aber eigentlich auch ganz angenehm zu fahren. Bei Zügen mit möglicher Reservierung ist es mir passiert, dass ich nur noch einen Stehplatz bekommen habe und das bedeutete dann tatsächlich, dass stundenlang stehen angesagt war. Das war eine der unangenehmsten Bahnreisen, die ich je gemacht habe, nicht zuletzt weil ich nichts von der Landschaft sehen konnte. Von daher ist eine frühzeitige Reservierung sehr empfehlenswert.