Re: Radreise Südosteuropa

von: irg

Re: Radreise Südosteuropa - 01.02.18 07:47

Hallo!

Zu den offenen Grenzübergängen: Unsere Freytag & Berndt-Papierkarten zeigen den Unterschied zwischen den verschiedenen Grenzübergängen zwar nicht hundertprozentig sicher, aber so gut wie sicher. In einem Fall habe ich wegen eines kroatisch-bosnischen Überganges beim ÖAMTC (dem österreichischen Pendant zum ADAC) nachgefragt, die konnten die Unsicherheit ausräumen. Wenn du im Forum nach fragst, wirst du von fast allen Übergängen Erfahrungen finden.

Minen: Unterschätze bitte das Risiko nicht. V.a. Bosnien und Kroatien sind da nicht unriskant. Das Thema stellt sich auch, wenn jemand hinter einen Busch gehen will, um ein dringendes Geschäft zu erledigen. Erkennbar benützte landwirtschaftlich genützte Flächen werden minenfrei sein, der Feldrain daneben kann schon riskant sein. Und bitte nie vergessen: Nur, weil kein Warnschild da steht, sagt das nichts über eine etwaige Minenfreiheit aus. Sichtlich benütztes Weidegebiet sollte minenfrei sein, muss es aber nicht unbedingt. Manchmal wurden schon Tiere als "Minenräumer" verwendet. Die "finden" vielleicht nicht alle Minen.
Grausig dabei ist: Die Minen sind weniger zum Töten, mehr zum schwerstens Verletzen da. Die Haltung "wenns mich erwischt, bin ich halt weg" endet im Einzelfall leicht auf Dauer im Pflegebett. Die Einheimischen sind aber üblicher weise sehr hilfsbereit. Wenn ihr in minenverdächtigen Gegenden zelten müsst, funktioniert Fragen auch mit Händen und Füßen recht gut.

Geld: Dort, wo mehr Touristen hin kommen, werdet ihr in Bosnien und Albanien ziemlich leicht Euros verwenden können. Die Leute freuen sich auf Euros, auch wenn sie nicht legal als Zahlungsmittel verwendet werden dürfen. In einsameren Gegenden könnt ihr Schwierigkeiten damit haben. Wichtig ist, genügend kleinere Scheine und Münzen mit zu nehmen, es kann kaum jemand wechseln. Meine bosnisch-stämmige Bankmitarbeiterin hat mir ausdrücklich geraten, immer überschlägig mit zu rechnen, falls einen jemand ums Ohr hauen will. Das ist mir aber nur einmal passiert. Eine gewisse Schlitzohrigkeit lässt sich einer verschwindend geringen Minderheit in Ex-Jugoslawien (ausgenommen Slowenien) nicht absprechen. Die Touristen ärgert das, die sehr große anständige Mehrheit mindestens genauso, da sie den schlechten Ruf ausbaden müssen. Mit etwas Abschätzen, ob ein Preis plausibel erscheint, ist das aber kein Problem und hilft der Mehrheit.
Die albanischen Lek sind, so weit ich weiß, außerhalb des Landes so gut wie wertlos bis nicht offiziell umtauschbar.

Nebenstraßen benützen ist in allen Ländern gescheit. Da sinkt der Stress wegen kreativen Fahrverhaltens deutlich.

In Albanien kann das Wasser aus der Leitung in vielen Gebieten nicht getrunken werden. Die Einheimischen sagen das aber offen. Da müsst ihr auf Flaschen und Kanister umsteigen, sie kosten nicht viel.

Die Navis werden immer besser, auch am Balkan. Darauf verlassen könnt ihr euch aber nach wie vor nicht ganz. Ich würde Papierkarten immer mitnehmen. Auch schon einmal gefahrenen Tracks bieten nur relative Sicherheit: Wenn eine Straße einmal gesperrt ist, steht ihr mit einem Track ohne Karte eher ratlos in der Gegend herum.

lg!
georg