Re: Slowenien

von: irg

Re: Slowenien - 21.06.17 07:06

Hallo Claudia!

Im damaligen Österreich, also auch in Slowenien, waren die Schwierigkeiten zwischen den Volksgruppen ziemlich vielschichtig, so weit ich es mitbekomme.

Einmal hat der Staat versucht, diese Schwierigkeiten möglichst zu kalmieren. Dann war Österreich für die damalige Zeit in manchen Dingen ein überraschend moderner Staat. So waren schon relativ früh vor dem Recht grundsätzlich alle gleich, das war damals oft nicht üblich. (Was natürlich nicht bedeutete, dass im Fall des Falles alle gleiche Chancen hatten, ihr Recht auch durch zu setzen. Das ist heute auch nicht anders. Wer geschickter argumentieren kann, hat bessere Karten.)

Ein Grund für Spannungen lag in den ungleich verteilten Chancen. Der Smilcic, der gut war, konnte als Handwerker allgemein anerkannter weise eine kleine Firma aufmachen, der Oberberger hatte es leichter. Diese gläserne Decke, von der deutschsprachigen Gruppe wenig wahrgenommen, konnte durchbrochen werden, aber nicht leicht. Der Schlosser Johan Puc (mit Hakerln am "c") kam von Celje nach Graz und baute seinen Industriebetrieb unter seinem slowenischen Namen auf. Er änderte ihn erst ziemlich spät auf "Johann Puch", der als Fahrzeugpionier hier immer noch bekannt ist.

Weil die Gottscheer und die Slowenen um sie gleich arm waren, gab es zwischen ihnen keine nennenswerten Probleme, wie Gauss berichtet. Das änderte sich, als die diversen Nationalisten sich auf zu plustern begannen. Die schlimmsten unter diesen waren natürlich die Nazis im Form des deutschen Reiches im Krieg, begonnen hat das aber viel früher.

Verloren haben in diesem Schlamassel alle. Und manchmal wurden persönliche Gewaltakte zu Auseinandersetzungen zwischen Volksgruppen stilisiert. Mein Schwager hat mir ein wenig von solchen Gegebenheiten aus der Gegend um Eisenkappel erzählt, aus der seine Familie stammt. Man wusste oft genau, was Sache war, hat es aber verschwiegen. Es könnte ja auf persönliche Schuld hinweisen und ate Geschichten aufwärmen.

In Slowenien wirst du ein interessantes Land mit interessanten Leuten finden. Ich mag sie und ich fühle mich dort auch sicher. Hunde sind allenfalls in Dörfern ein Thema, wo kaum Fremde durch kommen. Mit Absteigen und Schieben im schlimmsten Fall ist das auch kein Problem.

lg!
georg