Re: Addis Abbeba-Nairobi

von: iassu

Re: Addis Abbeba-Nairobi - 20.01.17 00:28

In Antwort auf: Thomas1976
Hier geht es um "mörderische" Attacken und Ihr macht das Opfer zum Täter.
Das ist nun sicher nicht zutreffend, weil ganz erheblich zu einfach formuliert.

Was sich in Peter aufgestaut hat, seine Liebe zu diesem Land mit Füßen getreten hat, dem gegenüber seine Wut und seine Ohnmacht den Hinterhalten gegenüber, die permanente unterschwellige Angst, daß es gleich wieder los geht, auch wenn man so eine Schaar von Kindern oder Leuten schon von fern sieht:

Ich möchte den sehen, der da nicht an seine Grenzen kommt und mit dem sie dann durchgehen. Wenn man das berücksichtigt, und das tut auch Arnulf, wenn ich das richtig verstehe, sind Peters Reaktionen nachvollziehbar.

Aber sie sind trotzdem nicht richtig gewesen. Ich denke, zu soviel Differenzierung kann sich jeder aufschwingen. Es gibt wohl eben keine Art der Reaktion, die dem ganzen Dilemma gerecht wird:

- die Boshaftigkeit und Gefährlichkeit der Angriffe,
- gleichwohl oft die fehlende Strafmündigkeit, sei es bei Kindern, sei es bei Minderbemittelten,
- das Elend und Chaos der Bevölkerung, deren Armut und Perspektivlosigkeit,
- Bildungsferne,
- der natürliche Anspruch eines Reisenden, angemessen, zumindest neutral behandelt zu werden,
- die von ihm permanent und unfreiwillig-unvermeidlich zur Schau getragene wirtschaftliche Abgehobenheit in solchen Gegenden,
- Gruppendynamik, Spieltrieb

- all das kann man durch welch ein Verhalten auch immer nicht unter einen Hut bringen. Man kann in der Tat nur wegbleiben und das ist weder logisch noch motivisch eine Lösung.

Ich werde mich also hüten, sein Verhalten, geschweige denn ihn selber zu verurteilen. Man kann aus manchen Situationen nicht schadlos hervorgehen. Denn meiner Ansicht nach ist nicht nur Gewalt niemals eine Lösung und schaukelt sich gegenseitig hoch.

Ich zumindest habe jedesmal, wenn ich mich irgendwann einmal in Wut habe zu etwas hinreißen lassen, hinterher, mit Abstand, das Gefühl gehabt, daß ich mich dadurch selber ein Stück weit entwürdigt habe. Und bei dieser Empfindung spielt der Blick auf das Gegenüber, das mich angestachelt hat, provoziert hat oder sonstwie angegangen ist, genau gar keine Rolle. Aber das muß wirklich jeder für sich selber wissen.