Re: Britisches Pfund - ab wann billiger

von: JaH

Re: Britisches Pfund - ab wann billiger - 29.06.16 18:11

In Antwort auf: Sammy
Seine damalige Begründung leuchtete mir aber ein: Volksabstimmungen haben nur dann Sinn, wenn das Volk wirklich beurteilen kann, worüber es abstimmt.
Jo. Und das für sich ist schon wieder ein weites Feld und es wird noch weiter, wenn man sich eben versucht klar zu machen, wie umfangreich ein großes Ganzes sein kann, was also alles an Details und Randaspekten in eine Entscheidung mit einfließen bzw. von einer Entscheidung mit betroffen sind. Und exakt das kann man hier bei der Brexit Abstimmung extrem gut erkennen.
Beide Lager haben sich vornehmlich plakativ vortragbarer Argumente bedient, um die Frage nach einem Ja oder Nein bzw. dem Bleiben oder Rausgehen zu beantworten. Und erst danach haben sich dann ALLE "mal" die Mühe gemacht zu versuchen wirklich ALLES was nun von der Entscheidung mitbetroffen ist, auf den Tisch zu legen. Vorher hat das keine Sau wirkilch interessiert, weil es ging ja nur um plakative Beeinflusserei, vulgo Wahlschlacht.

Dasselbe konnte man auch bei der sog. Abstimmung zu Stuttgart 21 beobachten.

Viele, vielleicht sogar die meisten Menschen (behaupte ich jetzt einfach mal) nehmen nicht den teils erheblichen Aufwand auf sich und verschaffen sich den echten Überblick und arbeiten sich dann die wirklich wichtigen Punkte heraus, die von alles andere überragender Bedeutung sind. Sowas kann auch kaum jemand leisten und deswegen sind unabhängige und sauber arbeitende Informationsmedien so extrem wichtig, oder besser gesagt wären sie wichtig, denn unsere sich selbst Qualitätsmedien titulierenden Meinungsverbreiter funktionieren eben nicht unabhängig und arbeiten eben nicht sauber. Und auch dies war für den Brexit ein wichtiger Aspekt, denn das Medienimperium des Rupert Murdoch hat ja nun mit seiner erdrückenden Marktmacht bei der Yellow Press (BILD-Kategorie) alles getan, um für den Brexit zu werben. Da sollte man sich fragen was Rupert Murdoch sich hiervon genau verspricht...

Sowas kann aber auch nach hinten losgehen. Ich erwähne dann gerne was 2007 in meiner Heimatstadt ablief, als sich der Stadtrat so sicher war, die Bürger ausreichend eingelullt zu haben und einen freiwilligen Ratsbürgerentscheid für ein Mammutprojekt veranstaltete.
In kurz: eine ausreichende Mehrheit lehnte das Projekt ab! Alle Befürworter waren wie vor den Kopf geschlagen und sie verballerten nochmal eine sechstsellige Summe für eine professionelle Befragung um den Grund zu erfahren. Es war: Das Projekt war den Leuten zu teuer (211 Mio und bestimmt nicht das Ende der Fahnenstange). Weshalb wurde in allen Befragungen vorher aber immer breite Zustimmung geerntet? Weil man die Menschen nie gefragt hat, was sie von den Kosten halten! Aber gerade die immer weiter ansteigenden Kosten waren zum Schluß vor der Abstimmung am Häufigsten im Gerede und das hat wohl zunehmend für mulmiges Gefühle beim Stimmvieh gesorgt.

Die Ablehung hat die Stadt aber letztlich gerettet, denn dann kam ja die Weltbankenkrise (wollte vorher niemand von den großen Mufties etwas von hören) und die Stadt schrammte nur mit Buchungstricks und Verkauf von Tafelsilber an der Zwangsverwaltung (= quasi Pleite) vorbei und das ohne die Millionen Eigenanteil für das Wahnsinnsprojekt ausgegeben zu haben...