Re: Britisches Pfund - ab wann billiger

von: derSammy

Re: Britisches Pfund - ab wann billiger - 29.06.16 08:13

In Antwort auf: HeinzH.
Letztlich die Lehren aus Srebrenica. Aber o.k., in Srebrenica ging es ja nur um muslimische Jungen und Männer.

Da machst du es dir schön einfach Heinz. Die offizielle Begründung für die militärische Intervention im Kosovo (d.h. die Berufung auf Srebrenica) dürfte allgemein bekannt sein. In dem von dir verlinkten Artikel kommt aber ziemlich klar rüber, dass die niederländische UN-Schutztruppe in Srebrenica an vielen Stellen versagt hat. Die eigentlichen Lehren aus dem Bosnienkrieg hätten eigentlich andere sein sollen...
All das ändert aber nichts daran, dass es für den Kosovokriegseinsatz keine UN-Legitimation gab und die Einsätze hatten ja keineswegs nur den Schutz der Bevölkerung zum Ziel. Wie kann man z.B. sonst erklären, dass in großer Zahl Streubomben eingesetzt wurden?
Das Schema der "Legitimation" neuzeitlicher Kriege ist doch recht offensichtlich: Medial baut man ein Szenario von zivilen Bedrohungslagen oder Katastrophen auf oder dramatisiert echten oder angeblichen (Stichwort: Irakkrieg) Massenvernichtungswaffenbesitz eines Despoten. Offiziell sind die Kriegseinsatzmotive daher immer ganz altruistischer, "humaner" Natur. Das ansich ist doch schon eine himmelschreiende Zerrfassade. Entsprechende Szenarien werden dort aufgebaut, wo sie geostrategisch ins Konzept passen, wenn dergleichen in anderen Teilen der Welt passiert (Afrika z.B. oder Mittelasien) interessiert das keinen die Bohne. Darf man die Frage stellen, ob vielleicht doch geostrategische Interessen bei der Bewertung einer "zivilen Katastrophe" mit hineinspielen?
Außerdem stört mich folgende Argumentation: Man wartet, bis es zur Eskalation lokaler Konflikte kommt und stellt dann eine militärische Intervention als unvermeidbar "aus humanistischen Gründen" dar. Dabei kenne ich kein Beispiel, wo eine solche Intervention ohne weiteres großes Blutvergießen und mit mittelfristiger Stabilisierung und Befriedung der Situation ausgegangen wäre. Ziel sollte es daher doch eigentlich sein, die Eskalation von Konflikten überhaupt erst zu verhindern. Dies bedeutet Entwicklungshilfe, Kooperation, Abbau globaler wirtschaftlicher und sozialer Ungerechtigkeiten. Blöd nur, dass sowas nicht die Militärs leisten können. Das Weiterdenken überlasse ich jedem denkenden Kopf selbst...

Einer "idealpazifistischen Einstellung" habe ich nie angehangen. Aber die Einfallslosigkeit, mit der teilweise internationale Politik betrieben wird und die Selbstverständlichkeit, mit der mittlerweile aus fast allen politischen Lagern militärische Interventionen eingefordert werden, macht mich traurig und macht mir irgendwo auch Angst. Auch wenn dies etwas vor meiner Zeit liegt, so habe ich den Eindruck, dass wir da Anfang der 90er (zu Zeiten eines "Ministers für Abrüstung") schon mal deutlich weiter waren...