Re: Britisches Pfund - ab wann billiger

von: Dergg

Re: Britisches Pfund - ab wann billiger - 28.06.16 19:50

In Antwort auf: Peter Lpz
... dass mich nicht der europäische Gedanke, der zur Gründung der EU geführt hat, mit ihr entzweit. Nein, das ist das, was bis heute daraus geworden ist.

Sehe ich genauso. Um nochmal beim Beispiel Euro zu bleiben: Hier hat man eine funktionierende, demokratisch legitimierte und kontrollierte Organisation, die Bundesbank, durch EZB + ESM ersetzt, die alles andere als demokratisch legitimiert und kontrolliert sind. Im Falle des ESM wurde ein Gremium geschaffen, das "einfach so" Geld von den Staaten anfordern kann und damit massiv in das Haushaltsrecht der Parlamente eingreift. Man kann das mit Fug und Recht "Ermächtigungsgesetz" nennen, denn das Parlament hat mit seiner Zustimmung zum ESM seine eigenen Rechte partiell abgetreten. Nicht so schlimm wie 1934, aber immerhin. Und alle 4 etablierten Parteien (Grün, Rot, Schwarz, Gelb) haben dafür gestimmt. Alle! Kein Widerspruch mehr, außer von Gauweiler und Ströbele. Einheitsfront. Ich dachte, ich fasse es nicht. Aber dann über das Entstehen der AfD schimpfen.

Früher hieß es einmal: Nicht alle Deutschen glauben an Gott, aber alle glauben an die Bundesbank. Wer glaubt noch an die EZB, die beinahe täglich ihre Regeln bricht? Geld drucken schafft Asset-Inflation (Aktien, Gold, Grundbesitz wird teuer) und belohnt damit die Reichen. Der Rest guckt in die Röhre und zahlt ein paar Jahre später höhere Mieten.

Ähnliches beim Grenzregime/Schengen. Niemand wollte durch Schengen alle Grenzen komplett abschaffen. Aber weil wir uns alle so gut verstehen, lassen wir das die EU machen und gucken nur außen, nicht mehr innen. Prinzipiell eine gute Idee. Funktioniert aber offenbar auch nicht, haben wir ja letztes Jahr eindrucksvoll gesehen.

Offenbar sind die Völker Europas nicht reif und zu zerstritten für eine wahre Einigung. Ich hätte persönlich nichts gegen die "Vereinigten Staaten von Europa", so wie die USA. Aber bitte nicht mit einem Parlament, das kaum was zu sagen hat. Bitte nicht mit dubiosen Gremien, die in Hinterzimmern tagen und von denen keiner weiß, aufgrund welcher Kungelei sie eingesetzt werden, und die uns alle betreffende Verträge wie TTIP vor den Öffentlichkeit verbergen, statt sie zu diskutieren. Bitte nicht mit Regeln, die wie beim Euro nach Belieben gebogen und gebrochen werden. Bitte nicht mit einem Ministerrat, der einfach Gesetze beschließen kann, ohne daß je eine parlamentarische Debatte darüber stattfindet.

Dann doch lieber die EG, die wir früher hatten, und ansonsten demokratische Kleinstaaterei, statt Brüssels Bürokratur. So schlecht war das Leben in den 90ern nicht. Und den Ausweis vorzeigen, wenn es zu den Tschechen ging, oder ein paar franz. Franc eintauschen war nun wirklich nichts, was mir in dem Maße Sorgen macht, wie die heutigen Probleme.

PS: Und falls mir jetzt wieder jemand mit der gelobten Freizügigkeit kommt: Auch in den 90ern sind schon Freunde von mir in die Schweiz oder nach GB gegangen. Wenn man halbwegs qualifiziert ist, geht das immer. Und heute habe ich massenhaft Kollegen, aus China, Indien, USA, etc... Also mal keine Panik. Es gibt ein Zukunft auch ohne EU - vielleicht gar keine schlechte.