Re: Britisches Pfund - ab wann billiger

von: Peter Lpz

Re: Britisches Pfund - ab wann billiger - 26.06.16 22:07

Es geht den Briten weniger um die derzeitige Flüchtlingskrise, als viel mehr um die bereits erfolgte, beträchtliche Einwanderung von Billiglöhnern aus Osteuropa. Und das ist es ja auch, was das Schengenabkommen ermöglicht hat. Die "Bewältigung" der derzeitigen Flüchtlingskrise ist ja damit eher nicht vereinbar. Davor hat sich GB doch relativ gut bewahren können, einerseits durch die Insellage und andererseits durch eine gesunde oder weniger gesunde Abwehrhaltung. Hier ist die Lesart verschieden.

Das mit Abstand allerschlimmste, was man derzeit im vereinten Europa machen kann, ist es offenbar, das eigene Volk zu befragen. Immer wenn so ein Referendum ein anderes Ergebnis erzielt, als es die sogenannten "Meinungsmacher" gern hätten, geht das Gezeter los. Das Volk ist "in erster Linie emotional", "hat keine rationalen oder nachvollziehbaren Argumente", und "ist durch Slogans und Schlagworte verwirrt" - und eigentlich auch viel zu dämlich, um eigenverantwortlich seine Stimme abzugeben. Daraus ist sehr leicht zu schlussfolgern, dass Europa endlich seine wohlverdiente Diktatur benötigt. Und mir fällt da irgendwie unwillkürlich die zu DDR - Zeiten sehr überstrapazierte "Diktatur des Kapitals" wieder ein.

Kaum ein Mensch wäre von den Themen "Krisenbewältigung" oder "Konfliktbeseitigung" gelangweilt. Gelangweilt oder genervt ist man vom Unterbleiben jeglicher Handlungen dahingehend. Zur Zeit ist das "vereinte" Europa ein durch immer wieder breitgeschmissenes Notenbankgeld zusammengehaltener Haufen, dessen einziges Ziel es ist, die Reichen reicher zu machen. Anschließend wundert man sich gemeinsam darüber, dass diese Unsummen Geld nichts bewirken, als die Macht des Großkapitals zu stärken. Man hat sich Zeit gekauft und diese fahrlässig vertan. Jetzt läuft sie eben langsam ab. Für mich ein ganz logischer Prozess. Und da es der EZB nicht mehr reicht, wertlose Anleihen von Schuldenstaaten aufzukaufen, schmeißt sie jetzt auch noch Geld für Unternehmensanleihen zum Fenster heraus. Der nächste Schritt könnte das sogenannte "Helikoptergeld" sein. Das ist nichts als ein Ausdruck furchtbarer Hilflosigkeit und mit dem selbst propagierten Vorbild der vormaligen Bundesbank unvereinbar. Durch den Wegfall der Stimme Großbritanninens werden sich solche und vielleicht schlimmere Ideen noch leichter Bahn brechen.

Insofern scheint mir die Frage nach dem "billigen britischen Pfund" sehr verfrüht. Das wird vielleicht in den derzeitigen Turbulenzen nach dem "Brexit" zutreffen. Aber wenn die Briten nicht ganz dämlich sind, halte ich es sogar für wahrscheinlich, dass sich Europäer eher in das Pfund retten, als in den zu teuren Schweizer Franken. Ich sehe da absolut Parallelen. Die kleine Schweiz macht den ganzen Pfeffer sowieso nicht mit und trotzdem gelingen ihre Bauprojekte, sogar die Großen! Sie haben ihre Haushalte im Griff und sie fragen das Volk gelegentlich und fühlen sich an diese irrationalen und emotionalen Entscheidungen gebunden. Und wenn die Briten das ähnlich machen - wer weiß?! Ich würde auf ein dauerhaft billiges Pfund nicht wetten. Nicht bei einem "vereinten" Europa in diesem Zustand.

meint der Peter