Re: Im EU-Ausland gebührenfrei Geld abheben?

von: veloträumer

Re: Im EU-Ausland gebührenfrei Geld abheben? - 01.04.16 13:40

In Antwort auf: Uli
In Antwort auf: Falk
Stimmt. 2000€ Eingang im Monat ist ganz schön sportlich. Ich schätze mal, dass solche (regelmäßigen) Einkommen maximal bei 25% der Erwerbstätigen vorkommen.

Ich nehme mal 1 Haushalt = 1 Girokonto an. Wenn ich http://de.statista.com/ glauben darf (und die beziehen sich hier auf das Statistische Bundesamt), dann liegt in Deutschland das durchschnittliche Nettoeinkommen pro Haushalt und Monat bei über 2700,- Euro. Ungefähr zwei Drittel aller Haushalte haben ein mtl. Nettoeinkommen über 2000,- Euro. Ob diese Werte nur das "Arbeitseinkommen" sind oder ob z.B. das Kindergeld schon enthalten ist, war für mich nicht zweifelsfrei ersichtlich.

Nettoeinkommen der Haushalte kann sich zwangsläufig nicht nur auf Erwerbseinkommen (das ist ja personenbezogen) beziehen, genauso wie viele Haushalte auch nicht aus einer Person bestehen. Man müsste obige Beträge zunächst durch die durchschnittliche Anzahl von Haushaltsmitgliedern teilen. Die liegt in Deutschland derzeit wohl ungefähr bei 2 (wegen der vielen typisch deutschen Single-Haushalte niedrig, wird sich durch Veralterung noch mindern). Das Nasennettoeinkommen liegt dann nur noch bei 1300 € im Schnitt.

Und das impliziert dann noch Sozialleistungen, Zinsen usw. Ein Durchschnittshaushalt kann sich dann zwar noch über die Eingangsgrenze des Girokontos der Bank retten (aber auch nur, wenn regelmäßig und ein Familienkonto), durchschnittliche Einzelhaushalte aber längst nicht mehr. Man denke auch daran, dass gewisse Lohnnebenleistungen nur einmalig anfallen wie etwa Weihnachtsgeld oder Urlaubsgeld (beides kenne ich nicht (mehr)) und diese erst den Durchschnitt über die Grenze der 2000 € heben.

Denkt man weiter, welche Einkommen einige bis recht viele Bessergestellte haben, dann wird erst erschreckend klar, wie krass der Armutssatz der Gesellschaft ist. Einzig die oft unbekannte Einkommensgröße der Reichen (der Reichenbericht verweist auf die Schwäche der Statistik in dieser Gruppe) hält den Schnitt noch etwas weiter unten. Dazu kommen noch viele, die vielleicht genug verdienen, nicht aber mehr für das kommende Alter. Während sich die Alten damit quälen, dass sie weit höhere Nebenkosten haben als früher zu Erwerbszeiten (Pflege, Arneimittel, Bankgebühren), freuen sich die Banken aufgrund der Vereinzelung und Veralterung der Gesellschaft auf mehr Gebührenzahler, die das kostenfreie Eingangslimit nicht halten können. Die aktuelle Niedrigzinsphase wird dann schließlich auch noch über die Gebührenschiene der Banken versucht auszugleichen, weil Negativzinsen auf Guthaben weniger gut durchsetzbar sind. Immerhin wurde mit dem jüngsten EU-Recht für Konten für jedermann die Gebührenzurückhaltung für niedrige Einkommen indirekt verankert. Das musste aber mal wieder der Staat regeln und mit den üblichen Zugständnissen an die Lobby.

Sofern Erwerbseinkommen verglichen werden, muss man wiederum aufpassen, dass dies keine Vermögenseinkommen oder Sozialleistungen impliziert und nicht die Familien-Situation wiedergibt. Schließlich sollte man daran denken, dass Familien (auch Paare) steuerlich im Schnitt günstiger gestellt sind als Alleinstehende, sodass wiederum aus der Statistik für Nettoerwerbseinkommen nur bedingt etwas über die Bruttoeinkommen gesagt wird - also etwa den Vergleich von Berufsgruppen oder innerhalb von Berufsgruppen (wer zahlt gut, wer schlecht). Dazu braucht man dann Bruttowerte.