Re: Hunde in Südamerica

von: Rolly54

Re: Hunde in Südamerica - 11.01.16 17:53


Die vielen Views und Antworten zu dem Thema haben uns echt überrascht!
Hier ein abschließendes Statement der Geschädigten:
Der Angriff des großen, fiesen Köters kam etwa 30 km nördlich von Quito an einer Steigung. Ohne Vorwarnung schoß er von einer Böschung auf die Straße und biss mich in die rechte Wade. Ich hatte keine Zeit zu reagieren, in welcher Form auch immer. Zum Glück trug ich eine lange Hose, die drei Bissmale bluteten, waren aber nicht allzu tief. Desinfiziert, Pflaster drauf und auf die Wirksamkeit von Tetanus- und Tollwutimpfung vertraut. Am nächsten Tag ein zweiter Angriff, ein kleiner Kläffer sprang her und biss in meinen Fuß, zum Glück nur in den dicken Wanderschuh.
Der Schmerz und die Verletzung waren weniger schlimm als die psychischen Folgen, da ich seitdem bei jedem Hund der bellend angerannt kommt, unwillkürlich Angst bekomme und es viel mentale Anstrengung braucht, damit umzugehen.
In den ersten Tagen habe ich beim Fahren ständig die Straßenränder und die Umgebung nach menschlichen Ansiedlungen und tierischen Bewegungen abgescannt und mich manchmal schon vor harmlosem Federvieh oder Schafen erschrocken, bei Gebell sofort das rechte Hosenbein runtergekrempelt.
An "Waffen" trugen wir fortan bei uns: 1. Stein in der Westentasche, 2. Stock griffbereit hinten auf der Packtasche, 3. Trillerpfeife um den Hals, 4. zusätzliche Wasserflasche mit Sprayfunktion, 5. Pfefferspray in der Lenkertasche, 6. Zwylle. Letztlich warfen wir nur manchmal einen Stein (bzw. taten so als ob) oder drohten mit dem Stock. Alles andere erwies sich als uneffektiv oder zu umständlich. Das Pfefferspray würde ich nie wirklich benutzen, aus Sorge, dass es nach hinten losgeht.
Am wirkungsvollsten war es, bei Angreifern anzuhalten oder die Fahrt zu verlangsamen und ein tiefes, kurzes "Ho!" Oder "Hau ab!" zu brüllen, ähnlich einem Gebell!
Nach meiner Erfahrung waren die Hunde in Ecuador mit Abstand am agressivsten. An manchen Strecken kamen aus jedem Grundstück mehrere Angreifer, die die Verfolgung aufnahmen. Die Hunde in Peru und Bolivien haben meist nur gebellt und ihr Territorium bis zum Straßenrand bewacht. Auffallend war, dass die Hunde in den bäuerlichen Indiogebieten absolut friedlich waren. In Argentinien und Chile gibt es - nach bisheriger Beobachtung - kaum freilaufende Hunde, so haben wir nach und nach alle Waffen abgelegt und fahren (vorläufig?) wieder angstfrei! grins