Es gab ja schon lange nichts mehr zu GPS … schmunzel

Da hier immer wieder Anfragen von Anfängern zur GPS-Nutzung mit dem Fahrrad kommen und ich diese Phase gerade „durchlebe“, möchte ich mal meine Erfahrungen beim Einstieg schildern.

Einsatzbedingungen: Mein Ansatz sind z.B. Radrouten innerhalb Berlins mit bbbike.de erstellen, als gpx-Datei auf ein GPS-Gerät laden und dann durch die Stadt navigieren. Habe die Möglichkeit, bestimmte Termine mit dem Rad abzufahren. Komme dadurch auf Tagestouren von ca. 30 bis 65 km innerhalb der Stadt. Die Ausdrucke von bbbike.de sind aber mitunter zu klein, um damit unterwegs vernünftig zu navigieren, also anhalten und schauen. Mit dem Auto würde ich mich oft ohne Karte hinfinden, aber bbbike.de liefert ja schöne Nebenstrecken, Einbahnstraßen in falscher Richtung, durch Sackgassen, Radwege am Ufer entlang, durch Fußgängerzonen oder durch Parkanlagen.

Dazu kommen ausgedehnten Radreisen. Diese möchte ich am Rechner planen und evtl. Varianten erstellen. Außerdem interessante Wegpunkte markieren, die man selbst eingeben sollte oder aus fremden Listen abrufen kann.

Der Berliner Radhändler Ostrad stellte mir für einen Test 2 Geräte zur Verfügung, über die ich jeweils ca. 1 Woche verfügen konnte.


1. Oregon 300

Wetterbedingt nur 2 Testfahrten innerhalb der Stadt, Topo Deutschland auf dem Gerät aktiviert (außerdem war noch eine Basiskarte drauf, war aber nicht verwertbar),

Als erstes Track mit bbbike.de erzeugt und als gpx-Datei mittels USB-Kabel ins Gerät übertragen.

Eindrücke: Die Genauigkeit, d.h. die Übereinstimmung zwischen Track und Straße, ist sehr gut. Die Lesbarkeit (ohne Vergleich zu anderen Geräten bisher) ist ausreichend. Das Problem ist meine Lesebrille (Fernsicht ohne Brille sehr gut). Muss auch bei Navigation mittels bikeline (auf der Lenkertasche) immer mal anhalten, die Brille aufsetzen, um Feinheiten zu erkennen. Deshalb sehe ich noch keinen Unterschied zum Berührungsbildschirm. Nebenbei: Die Kartenhülle beeinträchtigt mitunter auch die Lesbarkeit.

Bei -3 °C und Handschuhen war das Display (3,8 x 6,3 cm; 240 x 400 Pixel) zumindest über die Zoom-Flächen gut steuerbar. Ohne Handschuhe ist die Bedienung sicher, ohne Fehltreffer.
Die Befestigung der Fahrradhalterung mittels Adapter und Kabelbinder ist einfach, aber robust.

Die Bedienungsoberfläche ist sehr einfach. Probieren geht über Studieren. Trotzdem sollte man die Gebrauchsanweisung wenigstens einmal gelesen haben. Die gibt es auf CD oder bei garmin.com als pdf. Die meisten Bedienelemente erschließen sich intuitiv mit guter Logik. Wenn man ungefähr weiß, was das Gerät können sollte, findet man auch den passenden Menüpunkt.

Für den Anfang müssen die „Einstellungen“ angepasst, die Karten geladen und ausgewählt werden. Dann die Tracks/Routen vom Rechner übertragen und schon geht’s los.


2. edge 605

Zunächst fällt auf, dass das Display wesentlich kleiner ist (3,48 x 4,36 cm; 176 x 220 Pixel), aber auch infolge Klarglas-Oberfläche gut lesbar. Der Einstieg in die Bedienung ist nach den Vor-Erfahrungen nicht sehr problematisch, aber wenn man sich weiter vertieft, doch etwas holpriger und manchmal auch unverständlich.

Das Aufladen von Tracks geht problemlos. Nach Anschluss mittels USB an den Computer werden 2 Laufwerke dargestellt. Auf Rückfrage sind dies der interne Speicher und die microSD-Karte. Auf der Speicher-Karte des Testgeräts befindet sich die City Navigator 2008. Für den Stadtverkehr ist sie übersichtlicher als die Topo D. Allerdings muss ich noch ausprobieren, welche Detail-Genauigkeit vernünftig ist. Bei höheren Stufen überdecken die vielen Straßennamen die Straßen selbst.

Nach ein paar kleineren Touren durch die Stadt gab es eine gute Gelegenheit, für einen richtigen Test, die Grünkohltour. Thomas hatte den geplanten Track ins Forum gestellt, und zwar als Link bei gpsies.de. Der wurde als GPX-Datei auf den Rechner übertragen („Herunterladen“) und danach per USB auf das edge. Beim Aktivieren schaltete sich das Gerät aber sofort aus. Nach Rückfrage bei einem Experten (Speicherkapazität wahrscheinlich überschritten) wurde alles außer „Grünkohl“ gelöscht und schon funktionierte es.

Die Fahrt selbst verlief etwa so, dass ich anhand des Tracks „kontrollieren“ konnte, ob sich unser „Reiseleiter“ an die vorgegebene Route hielt grins . Der Erkenntnisgewinn bestand darin, dass es noch Optimierungsbedarf in Bezug auf Maßstab und Detailgenauigkeit gibt. Ich weiß auch noch nicht, ob es vernünftiger ist, die Karte einzunorden oder in Fahrtrichtung auszurichten. In Nordrichtung weiß man besser wo man ist, in Fahrtrichtung weiß man besser, wie als nächstes abgebogen wird.

Ein wesentlicher Aspekt ist die Stromversorgung. Der edge hat nur einen internen Akku, der mittels USB am Rechner aufgeladen werden kann. Wenn er sich unterwegs entlädt, ist ein Weiterbetrieb erst nach Anschluss an eine externe Stromquelle möglich. Wer das mittels Nabendynamo kann, hat das Problem zumindest beim Radfahren gelöst, aber was ist beim Wandern? Für mich ist die Art der Stromversorgung eigentlich ein K-O-Kriterium.


3. eTRex ventureHC

Den eTrex konnte ich beim GPS-Seminar bei Globetrotter testen. Nach einer kurzen Einweisung in das Thema GPS (Satellitensysteme, Historie, Koordinatensysteme, usw.) wurden Wegpunkte als UTM-Koordinaten eingegeben, dann zu einer Route verknüpft. Diese Route wurde anschließend in der Realität abgelaufen. Da in den Geräten entweder keine Karten oder keine routingfähigen Karten hinterlegt waren, ließ uns das Gerät erst einmal in eine „Falle“ laufen, d.h. der Weg zwischen zwei Wegpunkten war versperrt. Also zurück zum letzten Abzweig, weiträumig (nächste Straße) das Hindernis umlaufen und kontrollieren, ob man sich von der Route entfernt oder dem nächsten Wegpunkt näher kommt.

Anschließend gab es noch Hinweise zum Zusammenspiel mit dem Computer, Software, Internet. Ich fand die 6 Stunden für 30 € absolut effektiv, obwohl ich ca. 40 % des dargebotenen Lehrinhalts bereits vorher drauf hatte.

Nebenbei interessant die unterschiedlichen Motivationen der Kursteilnehmer: Reiseleiter, die ihre Kunden mit GPS-Daten versorgen wollen; ein Fotograf, der sich beim Fotografieren absichtlich verläuft und dann ganz gern wieder zurückfinden möchte oder „meine Freundin hat mir so’n Ding zu Weihnachten geschenkt und nun weiß ich nicht wie’s geht“ – nur 2 Radler!

Mein Gesamteindruck: Bedienbarkeit der „eTrexe“ ungefähr wie beim Oregon (logisch, intuitiv), Display aber relativ klein (3,3 x 4,3 cm bzw. 176 x 220 Pixel), aber gut ablesbar.


4. GPSmap60

Das Gerät hatte ich mal für zwei Tage zum „Rumspielen“ von einem Kollegen geliehen bekommen. Außerdem konnte ich es beim Grünkohlmampfen mal vergleichend mit dem Oregon betrachten. Die Bedienbarkeit ist, soweit ich das nach kurzer Zeit einschätzen kann, auch ganz vernünftig, eben tastenorientiert. Das Display ist angenehm groß (3,8 x 5,6 cm; 160 x 240 Pixel), also absolut geringfügig kleiner als das Oregon, aber wesentlich weniger Pixel.


So, das sind meine vorläufigen Erfahrungen. Alles völlig subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Für die hilfreiche Begleitung während der Testphase danke ich Wolfgang und Markus!

Vielleicht helfen meine Erfahrungen manchem Einsteiger, sich an das Thema heranzutasten. Für Anfänger ist es oft schwierig, das Fachchinesisch der Experten (auch hier im Forum) zu verstehen. Oft wird nach Anfängerfragen zu schnell zu Spezialproblemen übergegangen. Deshalb kommt manch gut gemeinter Rat nicht an.

Oftmals sind auch die Einsatzbedingungen unterschiedlich. Wenn jemand mit 100 Sachen mit dem Berg-Runter-Rad nach jeder Baumwurzel eine Richtungsentscheidung treffen und nur den Nahbereich überschauen muss, stellt er andere Bedingungen an die Lesbarkeit des Displays, als ein Reiseradler, der im Schnitt vielleicht alle 5 km vor einer Richtungsentscheidung steht und gern ein größeres Umfeld überschauen möchte.

Vor einem Kauf sollte man sich also immer zuerst über die Einsatzbedingungen klar werden und Aufgaben definieren, die das Gerät beherrschen soll. Ich glaube, dass man im „täglichen Gebrauch“ (wie beim Mobiltelefon) immer dieselben Funktionen benutzt.

Meine Entscheidung steht noch nicht ganz fest. Wichtigste Kriterien sind aber Display-Größe und –Lesbarkeit und vor allem die Bedienbarkeit. Das edge fällt deshalb zuerst raus. Das etrex ist mir eigentlich auch zu klein. Mal sehen, wie es weitergeht. Vielleicht kommen von Euch noch ein paar Ideen.

Bin auf Eure Anregungen gespannt. Wer GPS grundsätzlich ablehnt, möge sein altersmildes Lächeln aufsetzen und einfach etwas anderes lesen schmunzel . Wer sich als Anfänger nicht traut, „dumme“ Fragen zu stellen, kann sich ja per PN melden. Die Experten freuen sich natürlich auch über Anfragen.

Gruß Dietmar