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#462538 - 23.08.08 12:05 Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées [Re: natash]
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So, jetzt kommen u.a. Viecher, die du nicht in Spanien vermuten würdest (Bildergalerie wieder am Ende):

Teil 5: Cantabria II

Sa, 5.7., Playa Oyambre - Rioturbio - Ruisenada - Comillas - Cabezon - Sopena - Pto. d. Palombera (1260m) - Reinosa
H: San Roque 42 € m.Fr.
AE: Gegrilltes Gemüse, Entrecôte, Rw, Schokotorte 25 €
82 km, 11,9 km/h, 1.460 Hm

Der Morgen beginnt mit dem, was die Wolken des Vortages über den Bergen andeuteten: Mit Regen und einer Küste Grau in Grau. Zeltabbau mit einer Stunde Verspätung. Der Naturpark Oyambre schweigt andächtig still mit Brackwassern, aus denen seltsame Baumstümpfe herausschauen, ruhige, schilfgesäumte Seen folgen mit reicher Fauna. Die Fischreiher haben wohl gut frühstücken bei solchem Wetter… - Mein Versuch, auf Nebenstraßen nach Cabezón zu gelangen, scheitert an mangelnder Auszeichnung. Ich ende nach einigen steilen Auf und Abs in einer Sackgasse auf einem Bauernhof. Der Regen teils heftig, stehe ein wenig unter. Eine Dame rät mir ab, die von mir geplante Route zu fahren, weil zu schwer und zu kompliziert. So kehre ich quasi im Kreis herum wieder nach Comillas zurück, ohne jedoch die Stadt durchquert zu haben.

Die CA 135 ist stark befahren, wenig romantisch, aber auch einigermaßen leicht im Anstieg. Mäßig auch das Gefälle hinunter nach Cabezón. Seit zwei Tagen deutet sich der Bruch meines Ständers an, so ist es gerade recht, als ich stadteingangs einen Radhändler entdecke, der zu meiner wie auch seiner eigenen Verwunderung ein passendes Exemplar findet (15 €). Trotz kurzer Regenpause bleibt die Witterung garstig – kalter Wind nährt das Rheumagefühl in den Knochen. Es herrscht gerade Markttreiben in der Stadt. Leider lässt sich auch der hier frisch erworbene Proviant nicht mit Genuss verzehren, zu ungenehm die Wetterfront.

Wenig weiter, eine Flusspark. Mache ein Regenfoto, ein Auto hält an. Ein Mann steigt aus – will ermich was fragen? – Nein, er gratuliert mir zu meiner Radtour, und bedeutet mir, dass er mich schon in der Gegend von Santiago de Compostela gesehen hat. Nach dieser kurzen Aufmunterung drückt wieder die Sicht in die anstehenden Berge auf das Gemüt. Tiefhängende Wolken lassen eine Wasserfahrt befürchten, die den jetzigen Niesel noch übertreffen wird. Das Val Cabuérnigo am Rio Saja entwickelt sich selbst noch im trüben Schleier zu einem landschaftlichen Highlight. Dichter, teils sehr schattiger Wald hängt bis über die Straße – erst alleenartig, Eichen, dann wilder, im oberen Teil dann fast ausschließlich Buchen – viele davon uralt, aufs seltsamste verwachsen – jeder Baum für sich ein Kunstwerk der Natur. Auf den Weiden fällt ein besondere Rinderrasse auf, die dieser Region ihre spezielle, geschätzte Fleischqualität liefert: Graurinder mit stark gewundenen Hörnern.

Im unteren Teil kleine Orte mit einigen Unterkunftsmöglichkeiten. Zu dem stärker werdenden Regen kommt nun auch noch Müdigkeit. Ich suche kurzen Unterstand an einer Bushaltestelle, zu unbequem jedoch für einen Kurzschlaf. Ich denke sogar an Etappenabbruch, geradeweil eine nette Pension hier einläd. Doch wird’s was kosten – und schon jetzt so früh aufgeben? – Sage nein, und treibe weiter aufwärts. Nach dem Dokumentationszentrum des Naturparks Saja-Besaya endet jede Besiedlung, schier endlos erscheinen mir die Kurven hinauf in der triefenden Wolke. Trotz aller Unbill halte ich inne an der Dreifachkaskade – eine zauberhafte Anordnung von fallendem Wasser – bin zutiefst beeindruckt und spendiere für den Baumeister Natur spontan Applaus. Nur schwer lassen sich unter den Bedingungen überhaupt Fotos machen. Wie schön muss dieser Puerto de Palombera bei Sommerwetter sein!?

Ich hoffe auf der Südseite schnell unter die Wolke zu kommen. In der Tat ist hier die Wolkenuntergrenze höher, es wird bald trocken. Doch keine Spur von Wärme. Es ist auch hier herbstkalt, grauer Himmel. Selbst weithin im Süden, soweit das Auge blicken kann, keine Wolkenlücke. Ganz Spanien in Grau? – (Der Schein trügt, zu gleicher Zeit erlebt der Süden und die Mitte große Trockenheit bei großer Hitze.) – Eine offene Hochebene breitet sich aus. Nach der kurzen Abfahrt springe ich vom Rad, von gewichtigem Schüttelfrost erfasst. Ich versuche es mit neuen Handschuhen, da die alten tropfnass sind. Doch bleibt das Kältezittern, kann kaum den Lenker gerade halten. Wohl erhalte ich heute den ersten harten Schlag gegen mein Immunsystem, was möglicherweise verschleppt Tage später noch nachwirkt.

Mir ist nun alles am Wegesrand egal, kein Interesse in Fontibre die Ebro-Quelle per pedes zu besuchen. Dabei verpasse ich eine wohl noch günstige Pension in Fontibre, weil die wenigen Kilometer bis Reinosa leicht fallen. Dort aber nur wenig Unterkünfte. Ob es den in der Karte eingetragenen Camping gibt, kann ich nicht sagen, ich habe ihn erst gar nicht gesucht. Sehe eingangs nur eine 3-Sterne-Hotel am Hang zur Linken, eine größeres casa rurales zur Rechten, wo niemand aufmacht, in der Stadt ein 1-Sterne-Hotel, das belegt ist und lande schließlich im Rahmen meiner Informationsmöglichkeiten im einzig verbleibenden Hotel San Roque (auch 3 Sterne) stadtausgangs entlang meiner weiteren Route mit leider für mich teuren 42 € - das Zimmer immerhin sehr geräumig, das Frühstück bescheiden. Zum Essen laufe ich noch in die Stadt, eine Sidreria scheint sehr begehrt, kein Platz mehr, in der schließlich gefundenen Alternative speise ich aber auch gut.


So, 6.7., Reinosa - Corconte - Pto. del Escudo (1011m) - Vargas - Barcenilla - Playa de Valdearenas - Liencres - Cabo Mayor (Santander)
C: Cabo Mayor 10,70 €
AE: Paella Meeresfrüchte, Kotelett, Rw, Eis 11,50 €
110 km, 17,1 km/h, 735 Hm

Gut ausgeschlafen reise ich erst gegen 9 Uhr 45 ab, dicht bedeckter Himmel, 11 °C, kräftiger Wind – Spätherbststimmung. Gerade sattelt in der Straße auch eine spanische Radreisegruppe auf, kurzer Austausch über den einzig Englischsprechenden. Fotomotive finden sich in Reinosa kaum, ein Brücke über den noch jungen Ebro wohl das markanteste Symbol. Auch die folgende Landschaft am Ebro-Stausee liefert nur wenig gute Fotomotive, die Ebene und See zeigen wenig Konturen, das trübe Licht tut ein Übriges.

Es ist Sonntag, entsprechend viele Rennradler unterwegs. Vom See sind es nur 200 Hm zum Puerto de Escudo, wo zahlreiche Greifvögel kreisen, auf den gegenüberliegenden Bergrücken sind Windmühlen aufgereiht. Die Abfahrt nicht kontinuierlich fallend, sondern auf und ab und damit zeitraubend. In Ontaneda Rast in einem netten Park, u. a. mit der regionalen Spezialität Quesada, eine Art Milchkuchen, schmeckt anfangs gut, aber bald doch sehr fade und in größeren Mengen gar ziemlich penetrant. Trotz gelegentlicher Sonnenstrahlen bleibt es kühl. Der Rio Pas zeigt auch im unteren Teil ein paar idyllische Seiten. Einen denkbaren Höhlenbesuch (Cueva del Castillo) schlage ich aus (1-2 km Anfahrt). Es folgen auf der Nebenstrecke CA 233 kleine Siedlungen und z. T. einzeln stehende Villen. Die Gegend scheint wohlhabend.

Man riecht und ahnt es: die Küste naht. Nochmal ein kurzer steiler Anstieg, Reihenhaussiedlungen, dann fällt der Blick auf die Mündung des Pas-Flusses und die Dünenstrände. Im letzten Flussmäander noch ein Golfplatz. Es geht wieder leicht hoch, dann eine Stichstraße hinunter zum Parque Natural Dunes de Liencres – Eukalyptus- und Kiefernwald, Dünenstrände, teils flach, aber auch schroffe Felsen nach Osten, die hinteren Dünen mit einer ihr eigenen Flora. Wegen Sonntag trotz Nicht-Badewetter ziemlich Betrieb für Picknick oder Spazierengehen. Über dem Meer gibt es nach Norden hin Sonne, sie erreicht aber nicht die Küste. – Zu kühl zum ruhigen Verweilen. – Es ist noch recht früh zum Beenden der Etappe, aber zu spät für Ziele an meiner nächsten Bergroute – ganz abgesehne von dem noch dazwischen liegenden Naturpark Carbárceno. Der geplante Ruhetag in Liencres ward dem Verlauf des Vortages heute geopfert, der möglich Exkurs zur Hähle Altamira damit auch. Ich beschließe, der Karte zu vertrauen und den Camping in Santander zu suchen, obwohl ich die Stadt nicht in meinem Tourplan habe.

Die Einfahrt auf einer nördlichen Route ist ziemlich übersichtlich, mehrere breiten Straßen laufen parallel entlang großer Wohnblöcke Richtung Meer. Ich schaue auf einen Busplan – und siehe da: der Camping liegt außerhalb am Cabo Mayor, günstig zu meiner Einfallroute gelegen. Am Stadion vorbei stoße ich auf den Strand El Sardinero im Norden der Stadt, mit gepflegter Promenade, Kunst und blumenreicher Parkanlage, noch weiter in Richtung Cabo Mayor folgen größere Grünanlagen, mehr zum Sporttreiben und Spazierengehen gedacht als zum Flanieren, Golfplatz vorhanden. Dazwischen nochmal Strand. Dann das Cabo Mayor mit schönem Leuchtturm auf großem Felsen, ein kleine Zufahrtsstraße wird abends abgesperrt. Ich besuche im Leuchtturm eine Ausstellung zum Thema Leuchttürme – Bilder verschiedener Künstler, in einem anderen Teil auch allerhand Utensilien mit dem Leuchtturmmotiv – von der Streichholzschachtel bis zum Schmuckwerk (das Fotografieren war nicht erlaubt, aber der Einlass gratis).

Der Camping liegt direkt vor dem Tor der Leuchtturmzufahrt. Leider ist man weit weg von der Stadt, zu Fuß zu weit. Ich bleibe daher im Campingareal, um nicht wieder zu spät die Nachtruhe anzutreten. Im Restaurant gereicht das preiswerte Menu del Dia zum Sattwerden, aber nicht zum großen Genuss. Die dichten Wolken über den Bergen und die hier doch noch recht milden Temperaturen zeigen mir, dass es für diese Nacht keinen besseren Ort gegeben hätte. Leider verursacht eine grelle Straßenleuchte (ausgerechnet an der nachts ohnehin gesperrten Leuchtturmzufahrt) direkt anbei unruhigen Schlaf.


Mo, 7.7., Cabo Mayor - Santander - Villanueva - Parque de la Naturaleza de Cabárcena - Carbárceno - San Roque de Riomiera - Portillo de Lunada (1350m) - Las Nieves - Espinosa
H: casa rural …? 33 € m.Fr.
AE: Kotelett, Rw, Käse 15 €
104 km, 11,7 km/h, 1.840 Hm

Neuer Tag, neues Glück? – Zumindest hier an der Küste Sonnenschein am Morgen. Viele alte Bürgerhäuser sind fein herausgeputzt, der Prunk vergangen Adels ist gut erhalten. Nicht zuletzt wegen dem Wohnsitz Alfons XIII. im Magdalena-Palast fühlten sich Schöne und Reiche im 19. und 20. Jahrhundert von der geschützten Bucht Santanders angezogen und auch heute gilt Santander als noble Einkaufsstadt mit Boutiquen und kleinen Läden, ganz ohne große Einkaufsmärkte, die außerhalb der Stadt liegen.

Mit traumhaften Blick auf das Meer und die Halbinsel Magdalena posiert eine Statue des Seefahrers, Journalisten und Dichters José del Río Saínz „Pick“. Seine Gedichte sind dem Meer verpflichtet wie könnte es anders sein. Doch ist er nicht der einzige Dichter und Literat der Stadt, ebenso wie die Reichen kamen auch die schöngeistigen Wortmaler gerne nach Santander, deren Geist auch heute noch in der Internationalen Universität Menéndez Pelayo weiterlebt und durch zahlreiche Büsten in den schönsten Gärten gewürdigt wird. Weiter südlich (bereits nach der Magdalena-Insel) sitzt Gerardo Diego auf einer Bank, den Blick auf seine „Bucht der Heimat“ verewigt – so heißt es in diesem Werk:

Spiegel meiner mürrischen Kindheit,
meine klassische, meine romantische Bucht,
Trost voller Pracht,
Schönste aller Schönen des spanischen Harems.
Der Mond badet seine tausend Strahlen in dir
– deine Flut, die ich liebe Tag für Tag -,
Berge, Himmel und Licht spiegeln sich und huldigen dir.
Meine Seele, all deine Stunden, eine nach der anderen, weiß, erkennt, nennt und bindet.
Du warst die Wiege, die Amme meines umherirrenden Lebens und Mutter meiner Träume. Der Tod, oh Mutter, vereint mich mit dir,
Wasser zu deinem Wasser,
Sand zu deinem Sand.


Ein besonderer Ort, der städtischen Hektik zu entfliehen, ist die Halbinsel Magdalena, großzügige Parkanlagen, ein Sandstrand mit Holzsteg, ein Leuchtturm nach Osten, ein weiterer auf einer kleinen Insel vorgelagert, der Blick weithin zu den gegenüberliegenden Buchten zwischen Somo und Langre und auf einem kleine Hügel mittendrin der markante Palacio Magdalena, heute Ort für internationale Seminare der Universität. Unterhalb nördlich gelegen alt wirkende Holzbarken – Nachbauten der Schiffe von Vital Alsar (Alzar), der damit den Weg südamerikanischer Einwanderer aus dem Pazifikraum nachweisen wollte. Zu meiner Begeisterung ist die Meerjungfrau zu einem Flirt bereit…

So vergeht die Zeit wie im Fluge und bei Mittagshitze fahre ich stadtauswärts. Die Orientierung über die N 623 fällt nicht schwer, doch herrscht übler Lastenverkehr und kleine giftige Steigungen sowie ein austrocknender Gegenwind machen die Sache widerspenstig. (Man kann alternativ den Weg nach El Astillero suchen, von dort gibt dann einen Radweg direkt bis zum Eingang des folgenden Naturparks – ist aber ein Umweg.) Mit Verlassen der Nationalstraße dann weniger Verkehr, bleibt aber weitgehend schattenlos. Der Haupteingang zum Parque Naturaleza de Cabárceno befindet sich in Villanueva (Obregón) im Norden, zwei weitere Ein- bzw. Ausgänge gibt es nach Süden (Sobarzo, Cabárceno).

Der Naturpark Carbárceno ist eine ziemlich einmalige Einrichtung in Europa, wohl sogar weltweit. In einem Gelände aus seltsamen Felsnadeln und Steinsäulen, die die Folge des Karstphänomens sind und aufgrund des Eisenerzes ein rötliche Farbe aufweisen, bewegen sich wilde Tiere aus Afrika, Asien und Amerika – gewissermaßen eine Mischung aus Safari-Park und Zoo. Die Schienenwege für die Loren der ehemaligen Eisenerzmine wurden zu Straßen ausgebaut, die sich mit Auto und auch Velo befahren lassen. Die Tiere bewegen sich in natürlichen Landschaften, von hohen Felsen und ergänzt durch Zäune abgegrenzt und für die Besucher gesichert. Für alle Tiere gibt es aber auch Stallungen bzw. Käfige als Rückzugsgebiet, wovon offenbar gut Gebrauch gemacht wird, zumal das Futter ja dort hingelangt und zumindest für die Raubtiere nicht im Freigehege zu erjagen ist.

Der Park ohne Tiere wäre schon eine echte Attraktion, mit den Tieren wird er es auch besonders für Kinder und Familien. Es gibt auch Workshops und Lehrprogramme für ganze Schulklassen. Am Haupteingang gibt es neben Bistro und Souvenirladen auch noch ein Reptilienhaus sowie ein Vorführbecken mit Seehunden. Gerade hat u. a. eine Schulklasse auf der Tribüne Platz genommen und es gibt eine Show mit viel Animation zu sehen. Ich verweile aber nicht lange, weil ich ja auch noch weiterfahren sollte. Das Manko der Anlage: der Eintritt ist mit 18 € für Erwachsene und 12 € für Kinder ziemlich teuer – eine CD ist im Preis inbegriffen, leider kein Rabatt für Radler. Wer nicht mit dem eigenen Auto durchfahren will, kann auch offene Buggys ausleihen, Fahrräder lassen sich offenbar auch mieten. Für mich als Fast-nur-Durchgangsradler ein ziemlich ungünstiges Kosten/Nutzen-Verhältnis – ich entscheide mich dann doch für die Durchfahrt (werde noch ob der starken Steigungen gewarnt) und bereue es nicht.

Ich fahre eine gewisse Hauptlinie, verzichte aber alle Tiere zu sehen. Löwen, Kängurus und Affen müssen auf den Anblick des verrückten Reiseradlers verzichten, die neu eingerichteten Gorillas noch am Parkanfang lassen sich nicht blicken, die Elefanten und Büffel am Parkende sind soweit entfernt, dass sie winzig erscheinen und kein Fotomotiv ergeben. Es sind etliche steile Rampen zu bezwingen, jedoch keine langen Anstiege. Auch die einmal beschilderten 27 % fallen nicht auf, weil nur ein Minihügel, der sich mit einem gewissen Abschwung vorher problemlos fahren lässt, andere Steigungen mit um die 15 % sind schwieriger zu meistern.

Ausgangs in Cábarceno ein kleines, aber umfassendes touristisches Angebot, danach eine offene Weidelandschaft, die nur dünn besiedelt ist, fast kein Verkehr, auf und ab. Man gelangt in Liérganes am Rio Miera wieder fast auf Meereshöhe-Niveau – also kein Höhengewinn durch die Parkdurchfahrt. Es bedarf jedoch nur weniger Kilometer und Höhenmeter bis sich die Wolken wieder festgesetzt haben und fortan es zunehmend kühler werdend in die Berge geht, gleichwohl die Küste sonnig bleibt. Zunächst auch hier auf und ab, bevor das Tal schluchtartig wird und ein ziemlich anstrengender Anstieg folgt – immerhin sind es ja über 1000 Hm. Nur kleine Dörfer, in San Roque de Riomiera tatsächlich ein Camping, wenn auch sonst kaum Infrastruktur, kuriose Gesteinsfalten, dann schon bald offenes Weideland mit cabanas – schließlich die allfällige Wolke am Berg, weniger als 50 Meter Sichtweite – noch vergleichsweise „trocken“, nur leichter Niesel.

Noch einmal gelange ich kurz nach Castilla y León, eine bäuerliche Gegend, mit aus Steinmauern parzellierter Kulturlandschaft, sogar ein Bauer noch klassisch auf dem Maultier reitend. Ich bin wieder kältegeschädigt, leichter Schüttelfrost, sehne mich nach einer Festunterkunft – zumindest eine warme Dusche. In Las Nieves zwei Bars, an einer steht der Hinweis casa rurales. Ich gehe hinein, der Wirt geht mit mir zu einem 500 m entfernten Haus, zeigt mir die Räume, alles ordentlich im Gegensatz zur Kneipe, wo Zigarettenkippen und Papier einfach auf den Boden vor die Theke geschmissen werden. Doch er kann mir keinen Preis nennen, muss erst den Besitzer anrufen. Dazu zurück zur verräucherten Kneipe, es dauert ungefähr 20 Minuten, bis jemand erreichbar ist, dann sagt er 45 € - mag sein, das man mir das gesamte Haus vermieten möchte, doch was habe ich davon – und hier so abgelegen in der Provinz ein geradezu unverschämter Preis für eine Einzelperson. Ich lehne ab, er rät mir nach Espinosa zu fahren – es gibt auch sonst keine Wahl, schließlich komme ich jetzt in der Dämmerung keine Pass mehr hoch.

Espinosa ist zwar ein größerer Ort, blickt auch auf eine königliche Vergangenheit zurück, doch touristisch ist auch hier Magerkost. Ein Hotel in der Ortsmitte erscheint mir zu teuer zu sein, suche nach Alternativen. Ein junger Mann mit Auto sieht mich Umherirren, frägt nach meinem Ansinnen. Das Hotelzimmer vermutet er um die 50 €. Ich sage ihm, das ich etwas suche für maximal 30 €. Er telefoniert über ein Handy, geleitet mich per Auto noch zu dem casa rural, ebenfalls in der Stadt und wartet mit seiner Freundin, bis die freundliche Besitzerin kommt. Hier bekomme ich ein kleines, nettes Zimmer für 30 €, Frühstück für einen kleinen Betrag extra. Noch schnell in den Ort – mäßig schmackhaftes Abendmahl. Warme Dusche und Bett wirken wie die Nacht im Königspalast.


Di, 8.7., Espinosa - Portillo de la Sia (1240m) - Pto. del Asón (682m) - Arredondo - Ramales - Laredo - Castro-Urdiales - Pobena
H: Al. Pobena (Pilgerh., Zelt ged.), 5 € Sp.
AE: Pollo, Rw, Käsekrok., Eis, Cafe 14,90 €
115 km, 15,0 km/h, 1.290 Hm

Das Frühstück ist zum Selbstbedienen, alles vorbereitet, Kaffeeautomat, frische Orangen zum Auspressen, Früchte, Joghurt, Müsli u. a. – sehr ordentlich für die 3,50 €. So geruht und gestärkt fällt mir die 400 Hm im Anstieg zum Portillo de la Sia einigermaßen leicht, viele verstreute graumaurige cabanas in der offen Kulturlandschaft mit Weiden und Steinmauern, hin und wieder auch Blumen, Farne, Haine. Ein wohl seltsamer Kauz verarbeitet Plastik und anderen Zivilisationsmüll zu farbigen Kunstwerken, die er an sein Haus und Bäume gebunden hat. Unweit der Passhöhe kommt bei einer Fotopause ein Läufer an mir vorbei, hat etwa mein Bergtempo mit Rad. Wenig später ein freundlicher Rennradler, kurze Unterhaltung auf den letzen 100 Hm zum Pass.

Nebst Windmühlen auf dem Bergrücken nach Norden ebenfalls die Landschaft zunächst offen, weites Panorama, die schrofferen Asón-Berge aber bereits zu sehen und nach Osten dichter besiedelt und sanftere Hügelberge. Hier wie auch später noch die Straße im Bau, hat sie notwendig, denn der Asphalt ist ziemlich schlecht. Dennoch für mich diesmal keine große Behinderung – außer dass zahlreiche LKWs mich weiter unten in Staub einhüllen.

Der Puerto Asón nur ein kleiner Gegenhang nach der Abfahrt, dann folgen schöne Serpentinen hinunter mit Blick auf den gegenüberliegenden Wasserfall, der direkt an der Quelle des Asón in einem dünnen Strahl ein charakteristisches Bild abgibt. Zahlreiche Greifvögel kreisen am Himmel, auch ein Geiergebiet. Auf der Straße Kuhherden – zwei Kühe liegen tot am Straßenrand, werden gerade entsorgt. Sie sind offenbar am Steilhang abgerutscht, was mich nicht wundert ob der häufig ungschickten Bewegungen, die die Kühe machen, wenn sie z. B. vor einem harmlosen Radler wegrennen wollen. Die Kuhherde weiter unten passiere ich dann auch ganz vorsichtig, da ich Angst habe, tatsächlich eine Kuh in den Abgrund zu drängen. Da bleiben dann die Viecher stehen und gucken als hätten sie erstmals einen Radfahrer gesehen (joo, so gucken die Menschen manchmal auch…). Offenbar ist hier aber auch mal ein Radtourist zu Tode gekommen, wie eine Gedenktafel kurz unterhalb des Asón-Passes vermerkt – eine Warnung, die enge, holprige Strecke nicht zu wild hinabzusausen.

Das Gefälle wird bald schwächer, waldreich, der Asón idyllisch nur mit kleinen Sprudeln. Wer sich für das Gebiet Alto Asón mehr Zeit nimmt, sollte sich auch den Höhlen widmen: Über 4000 Höhlen verzeichnet die Region, etliche mit prähistorischen Zeichnungen, andere eindrucksvolle Tropfsteinhöhlen. Ich komme durch die „Hauptstadt der Welt“ – so nennt sich Arredondo im Volksmund, weil von hier viele nach Amerika aufgebrochen sind, was hier indianische Einflüsse auf die Architektur hatte. Von der Straße sehe ich ein paar wohl steinerne Indianerzelte, der Ort abseits Straße, bin dann zu schnell weiter, als das ich nochmal zurück möchte, zumal es zunehmend heißer wird.

Im untersten Teil des Rio Asón dann schon das Meer spürbar, schöne Villen und Bürgerhäuser in Ampuero und Limpias. Kleine Mittagsrast und weiter durch heiße Sonne und bei unangenehmen Gegenwind nach Laredo. Die Wohnblöcke an der riesigen Playa im Nordwesten, die Altstadt ohne Strand im Osten. Dort beginnt gleich eine Schleife nach oben, grandiose Aussicht auf die Bucht. Man fährt nach oben, das Meer wieder entfernt, ein dicht bebautes Hinterland, zweilen die Straße neben der Autobahn. Einige Reiseradler zu sehen, auch Wanderer am Straßenrand – es sind wieder Pilger, denn hier verläuft der El Camino Norte. Bei Nocina hinunter wieder in eine Bucht, leichter dann bis Castro-Urdiales.

Leuchtturm, Kathedrale und Fischerhafen bilden eine pittoreske Einheit in Castro-Urdiales, Postkartenmotiv. Doch sind zahlreiche weitere verzierte Häuserfassaden zu bestaunen, touristisches Treiben in den Gassen und am Hafen – trotz oder gerade wegen der Enge bleibt ein lieblicher Charme. Nach Castro-Urdiales folgen einige heftige Auf und Abs, meist Meerblick und nahe der Autobahn. Der Verkehr wird dichter, der Großraum Bilbao kündigt sich an. Unauffällig ist man dann plötzlich im Baskenland, die Orts- und Hotelnamen werden zu Zungenbrechern. Ich folge einer kleinen Straße Richtung Pobena, kann dann bei Erreichen des Meeres auf einem Rad- und Fußweg der Küste folgen (Umweg). Nach Pobena dann aber eine Treppe hinunter, die ich nur nach Abmontieren der Packtaschen bewältigen kann.

Der in der Michelin-Karte eingetragene Camping hier existiert nicht! – So, was nun, vor mir nur das Städtemoloch Portugalete/Bilbao/Getxo, die nächsten Campings zu weit im Nordosten der riesigen Bucht, die ja auch erst überquert werden will. (Wie der nächste Tag zeigt, ein Halbtagesprojekt, zumindest wenn man ein wenig besichtigen will.) Der kleine Ort hier hat zwei Restaurants, Hostal auch vorhanden – am nahegelegen Strand La Arena auch weitere Hotels. Schließlich entdecke ich eine Pilgerherberge. Da wäre ich sowas wie der Wolf im Schafspelz – weder in christlicher Demut unterwegs, und auch noch in der falschen Richtung. Nun, ich frage nach, eine junge Dame verwaltet die Herberge, eine Wiese mit Bäumen drumrum. Es kostet eine freiwillige Spende, ich frage, ob ich das Zelt aufbauen kann, ist mir lieber als in einem überfüllten und überwärmten Schlafsaal. Ja, geht, aber wegen der „Leute“ im Ort soll ich bis zur Dunkelheit mit dem Aufbau warten. Es gäbe sonst „Gerede“. Nun, das wirkt auf mich etwas befremdlich, denn wahrscheinlich sind dann auch die in „seltsamen Klamotten“ wandernden Pilger Anlass für Gerede… Nun, für die Nacht reicht es ja, die Straße übrigens auch des nachts nicht ganz ruhig, das Essen nahe bei ziemlich mager, die meisten Tapas ausverkauft – aber immerhin gibt es selbstgemachtes Eis (ziemlich selten sonst).

Bildergalerie Cantabria II – bitte Bild anklicken:


Fortsetzung folgt.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen
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Betreff von verfasst am
Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 11.04.08 19:06
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées Falk 12.04.08 01:55
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées Bafomed 15.04.08 22:34
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 16.04.08 17:01
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 13.06.08 00:12
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées  Off-topic Dittmar 13.06.08 06:19
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées  Off-topic natash 13.06.08 08:41
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées  Off-topic veloträumer 13.06.08 11:31
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées  Off-topic Bafomed 13.06.08 11:50
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 14.06.08 21:21
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées Bafomed 15.06.08 10:20
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 15.06.08 20:59
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées José María 13.06.08 06:56
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées  Off-topic Uli 13.06.08 07:44
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées Frank-a-D 13.06.08 13:08
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées  Off-topic atk 13.06.08 13:11
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées  Off-topic Frank-a-D 13.06.08 17:33
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées  Off-topic mgabri 13.06.08 17:48
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées  Off-topic Falk 13.06.08 19:35
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées mmi 14.06.08 11:35
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées Falk 14.06.08 12:44
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées mmi 14.06.08 16:38
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées Falk 14.06.08 17:12
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées willi44 23.06.08 18:19
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées m.indurain 23.06.08 20:01
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées Pedalen-Paule 21.07.08 16:39
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 22.07.08 22:44
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées willi44 23.07.08 03:45
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées Martina 23.07.08 06:58
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 04.08.08 20:09
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 11.08.08 16:32
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 13.08.08 18:44
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées natash 15.08.08 08:56
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 15.08.08 11:19
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 19.08.08 17:02
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées natash 19.08.08 18:39
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 23.08.08 12:05
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 28.08.08 20:14
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 10.09.08 23:02
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées José María 11.09.08 06:28
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées José María 23.08.08 06:27
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