Da WolfgangK. und José mich danach fragten und weil ich´s gern weitergebe, hier einige Infos zu meiner Route in Portugal (+ Recherche zu Unterkuenften in Porto):

Von Ciudad Rodrigo aus geht´s immer nach Westen, denn dort liegt Portugal. Aber bitte nicht schon wieder auf einer autobahnaehnlichen LKW-Bretterpiste (N620), sondern schoen gemuetlich uebers Land auf einer Strasse, die auf der Michelin-Karte weiss verzeichnet ist...Tja, das ist so eine Sache bei Michelin -Karten im Format 1:400 000, wie ich feststellen musste. Der tatsaechliche Zustand dessen, was da so verlauft, schwankt zwischen etwas wie einer Bundesstrasse und einer von Felsbrocken uebersaeten Piste fuer den Viehabtrieb. Im diesem Fall fand ich zwischen Conejera und Gallegos de Argañan das zweite vor. Danach gings aber gut und ich konnte noch bis ueber die Grenze zu Portugal hinaus die Tags zuvor ueberquerte Peña de la Francia sehen und dahinter sogar noch die ueber 2000m hohen verschneiten Gipfel der dahinter im Osten liegenden Berge. Die Fernsicht ueber die teils karge Hochebene war grandios und muss etwa 70km betragen haben. Es hatte etwas von Wildwest, zumal die Rindviecher per Pferd ueber die Strasse getrieben wurden.

Auf spanischer Seite Fuentes de Oñoro, auf portugiesischer Vilar Formoso. Vondort aus hielt ich mich an die alte N16, die nun fast Autofrei war, weil die neue Trasse der IP5 (Autobahn) den Verkehr abgezogen hat. Man schlaengelt sich so, ohne dass es sonderlich stoeren wuerde immer mal wieder drunterdurch und drueberweg entlang der Autobahn richtung Guarda.
Die Landschaft ist bald eine von rundgeschliffenen Felsbrocken und schroffen Taleinschnitten durchzogene, trockene Region. Ich hatte kaum Bemerkt, dass ich mich noch zwischen 600 und 700m Hoehe befand und nach Guarda hinein, ins Zentrum, um ein Nachtquartier zu finden waren es noch einige Hoehenmeter, die ich mir antun musste.
Guarda liegt am Nordrand der Serra da Estrella im Sueden liegt Covilhã. So etwas wie Serra, dachte ich, muss hoeher sein - vergessen, ich war schon auf einer hochebene und kaum bergab gefahren. (Ciudád Rodrigo - Guarda: 89 km)
Guarda ist ein nettes Staedtchen, dessen Altstadt auf einer fuer Radler nicht wenig anstrengenden Anhoehe liegt. Einepension liegt gleich am Platz an der Kathedrale mittendrin, der zurzeit, wie viele Strassen und Plaetze in Portugal, von Grund auf saniert wird. Guarda ist grosszuegig angelegt, auf der Anhoehe nett gelegen, aber nicht sonderlich spektakulaer. Am naechsten Morgen gings aber dann an´s Frieren auf dem Rad. Kein Wunder, knapp 1000m Hoehe und ich hatte es voellig vergessen, wie kalt es morgens in dieser Hoehe ist.

Auf meiner Abfahrt streifte ich dann den Nordrand der Sierra da Estrella weiter entlang der alten N16 nach Nordwesten, wo der Douro lag. Ich hatte mir die Sierra da Estrella - naja - vielleicht etwas pittoresker vorgestellt. Es ist daoch meist karger grauer Fels, aber dennoch eine sehr schoene Abfahrt bis sich die Landschaft dann wieder aendert.
Ueber die Serra in ihrem Suedteil kann ich jedoch nichts sagen. Vielleicht ist es richtung Covilhã etwas anheimelnder.
Die Strecke fuehrte dann von der N16 ab ueber Baraçal auf die N226. Ein wirklich schoenes Stueck Weg, aber man merkt schnell, dass Portugiesische Strassen zumindest auf Nebenstrecken anders als spanische die Gueteklasse Streuselkuchen ohne knusprigen Rand haben. Der Rollwiderstand ist betraechtlich und das Tempo sinkt rapide.

Ueber die N226 ging´s dann schnurstracks bis Lamego. Keine Strecke, ueber die ich noch viel Sagen koennte, ausser,dass sie nicht unangenehm war und dass ich ein Nachmittagsschlaefchen am Wegesrand machen konnte. 10km vor Lamego hat es sich dann aber doch arg in die Laenge gezogen. (Guarda-Lamego: 129,5km)
Die Pensão war direkt an der Kathedrale gefunden und ich durfte den Charme einer wetgehen stilechten Einrichtung der 30er oder 40er Jahre geniessen (Radlfreak hab acht!). Die Senhora da Casa war ein aehnliches Baujahr und ich durfte portugiesische Aufmerksamkeit geniessen als ich nach einem Abstecher in die Stadt am Morgen meine Funktionsklamotten sauber auf der Waescheleine vorfand. Alles im Preis von immerhin 25 Euro inbegriffen (nicht immer gibt es Einzelzimmer und dann zahlt man eben etwas drauf).

Lamego, nichts Dolles, liegt nicht direkt an Duero und da ich mich am Abend zuvor im Restaurant von der etwas ueberschwaenglichen Begeisterung eines Familienvaters habe verleiten lassen, der mir die beste Strecke mit dem Rad auf die Tischdecke kritzelte, verfuhr ich mich am naechsten Morgen um fast 10 km. Es war sicher der beste Weg, um ihn, Bernardo, in seinem Dorf zu besuchen, jedoch nicht der an den Douro.
Ueberhaupt ist man scheinbar in Portugal auf einem Fahrrad, das bis ueber die Lenkerhoernchen mit Krempel bepackt ist, ein echtes Unikum - fliegende Fische sind nichts dagegen. Und wenn ihr die Fuhre ueber eine 10%ige Kuppe wuchtet, gibt´s ein Hupkonzert und ein grosses Hallo.
Was soll´s, fuhr ich eben auf den Bergruecken zwischen Lamego und Duoro, hoch auf mal wieder 1200m - das gibste dir jetzt - auf Sand und Schotterpiste, dort wo in einem riesigen Windpark die Rotoren unheimlich surren.
Es war kein Fehler, denn nach einigen Kilometern Asterei war die Aussicht ins Dourotal ueberwaeltigend. Die darauf folgende Abfahrt ein Haertetest fuer´s Material. Auf gewundener, schmaler Schotterpiste zeigte die Julia Disco aus der Gattung Hydraulica Magurensis erstmals Schwaechen und forderte immer mehr Druck auf die Griffe.

Was dann kam, war einfach nur noch schoen. Muss mal mal gefahren sein, die Suedseite des Duorotals. Zunaechst ist der Fluss selbst noch gar nicht sichtbar, weil die Strasse sehr hoch in den Bergen verlaeuft, aber Kilometer um Kilometer gelangt man naeher an den Fluss. Nach 60 km war ich jedoch in der Luftlinie noch nicht weit gekommen und konnte den Windpark noch lange sehen. Die Strasse windet sich in die Taleinschnitte rein und wieder raus, faehrt man ein Stueck bergab, muss man gleich wieder hinauf - Ausdauer ist gefragt.
Dass das Dourotal fast ununterbrochen bebaut und dicht besiedelt ist macht nichts, es ist dennoch eine irre Tour dort entlang. Der einzige Nachteil dabei sind Hunde....Herrje, welches dusselige Vieh haette nicht schon 200m vor und einen Kilometer nach meinem Anblick noch geklaefft. Zudem sind diese Koeter allesamt nicht an der Leine, sie wuerden sich sonst auch daran aufhaengen. So liefe dann auch ein Hund solange keifend hinter mir her bis er kotzend liegen blieb (inútiles).

Keine Herberge, kein Campingplatz. trotz dichter Besiedlung hatte ich am Abend nach Einbruch der Dunkelheit 55km vor Porto ein kleines Problem. Ich war zwischen Castelo de Paiva und Raiva schon auf einer kleinen Strasse hinunter zum Ufer unterwegs um mich im 1000Sterne-Hotel einzuquartieren, als mich eine kleine Familie mit ihrem Auto anhielt und mir anbot unten im Dorf bei ihnen die Nacht zu verbringen. Und ich sage euch, ich habe koeniglich logiert, ein bisschen lala vom Vinho Verde und dem vielen Portugiesisch um mich herum. Wie hat er sich denn verstaendlich gemacht?, werden einige fragen. Falk und noch welche werden wissen: Zwerginger kann fliessend Europanto, das geht.
Das Bauerhaus am Douro wurde am Abend noch voll und das erstaunen gross, dass jemand so beklopft sein kann mit dem Fahrrad von Málaga nach Porto zu fahren (unter Einbeziehung mannigfaltiger Umwege, Berge eingeschlossen; Tagestour bis dahin mit Umweg 96km)

Den Rest habe ich ja schon zum Besten gegeben (61km bis Porto Innenstadt). Der Radsportverein von Poto spendete Windschatten, die Shimanokette stuerzte sich in den Tod und nun will ich José nicht weiter auf die Folter spannen.
Nun José, wo solltest du dir dein Quartier in Porto suchen?
Ich wuerde mir zuerst die Umgebung an der Universitaet ansehen - sehr zentral, wie von dir gewuenscht: Direkt an der Nordseite zwischen vielen Studicafés Pensão Douro
Residencal an der Praça de Parada Leitão. Grad um die Ecke am Park als Alternative am Campo das Mártires da Patria das Pensão Jardim oder etwas gehobener die Hospedaria Reis. Ein paar hundert Meter auf der anhoehe nach Osten an der Praça de Carlos Alberto das Residencial S.Marino. Von dort aus geht links eine FuZo ab, in der du nach weiteren 200m zwei weiterew Etablissements finden koenntest.
Weiter im Angebot haette ich noch zwei Pensãos in der verwinkelten Altstadt. Da bezweifle ich aber, ob sich hinter diesen Fassaden seher gemuetliches verbirgt.

Ich hoffe es war informativ

Euer Zwerginger