Die absolute MEhrheit - und davon sprach Andreas, nehme ich an - tut das nicht. Hier gibt es auch viele Menschen, die sich Fahrräder selbst aufbauen. Und die werden selbst hier nur ein Bruchteil der Nutzer sein ...
Ich gehöre zu den "Exoten", die praktisch alles an ihren Fahrrädern selber machen und diese auch selber zusammenbauen. Lediglich das Schweißen oder Hartlöten der Rahmen würde ich Experten überlassen und - was noch nicht vorgekommen ist - die tiefsten Innereien der Rohloff-Schaltung würde ich wohl auch nicht selber reparieren wollen (Dichtung, Ansteuerung usw. wechseln und warten fällt aber in meine Zuständigkeit). Der überwiegende Teil meiner Bekannten (und Verwandten) macht aber an den Fahrrädern praktisch nichts selber. Selbst ein Platten wird von vielen zum Anlass genommen, eine Werkstatt aufzusuchen (oder mich ). Bei Pedelec-Fahrern mag dieser Mangel an "Eigeninitiative" nochmals ausgeprägter sein, aber nicht nur dort findet man dieses Phänomen.
Wir sind hier ja ein Radreiseforum. Ich persönlich vertrete die Meinung, dass für Radreisen, die auch einmal eine Schiebedistanz weg von Radhändlern oder öffentlichen Verkehrsmitteln führen, ein Mindestmaß an eigenen Reparaturfähigkeiten zwingend nötig ist. Platten sollte man selbstverständlich selber flicken oder durch einen Schlauchwechsel beheben können, aber auch eine gerissene Kette oder der Wechsel der Bremsbeläge oder von Schaltzügen sollte ohne Hilfe durchführbar sein. Ein gewisses Improvisationstalent kann einen hier auch aus so mancher Pannensituation retten, aber das ist vielleicht nicht jedem in die Wiege gelegt.
Bislang habe ich auf meinen wirklich abgelegenen Streckenabschnitten nur äußerst selten Pedelec-Fahrer getroffen. Wenn ich dort überhaupt Radfahrern begegnet bin, dann waren das alle Nutzer "normaler Fahrräder". Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass der typische Pedelec-Nutzer eher die "Komfortzone" nicht verlässt? Aber auch für den Pedelec-Radreisenden gilt das, was ich oben geschrieben habe. Grundfertigkeiten sollten unbedingt vorhanden sein, wenn man sich auch einmal in Bereiche der "Servicewüste" begibt. Übrigens würde ich es schon als äußerst ärgerlich empfinden, wenn ich am Samstagnachmittag einen Platten hätte und deshalb die Tour unterbrechen müsste, um am Montagmorgen einen Radhändler aufzusuchen.
Gruß, Arnulf
"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)