Es ist inzwischen so, dass sowohl Pedelecs als auch "normale" Fahrräder für Radreisen genutzt werden.
Ich denke, da gibt es schon grundlegende Unterschiede. In meinen Augen geht es beim Fahrrad und Radfahren ganz zentral um Minimalismus: Einfache, selbst-reparierbare Technik. Es steht einzig und allein der Antrieb aus eigener Muskelkraft im Mittelpunkt. Man ist nach einer Etappe durch hügeliges Gelände oder bei Gegenwind ernsthaft erschöpft - kommt immer wieder an körperliche Grenzen. Wenn das alles wegfällt mit undurchschaubar-irreparabler Technik und Muskelkraft-Zugabe nur als sanfte Deko - dafür aber die Suche nach der nächsten Steckdose essentiell wird - dann hat das wenig mit meinem Verständnis von Radtouren zu tun.
Auch aus Öko- und Gesundheits-Gründen fände ich es gut, wenn alle Menschen auf der Welt sich im wesentlichen per Muskelkraft fortbewegen würden. Alle Menschen hingegen aufs Pedelec zu setzten, halte ich nicht für nachhaltig. In Mitteleuropa sind zudem die meisten Menschen (mich eingeschlossen) körperlich nicht ausgelastet, bewegen sich zu wenig, sind übergewichtig. Da ist es doch per se abwegig, sich nur noch mit elektrischen Prothesen fortzubewegen.
Natürlich ist nichts einzuwenden gegen Anwendungen, wo ein Privat-Kfz dadurch ersetzt wird. Das ist zu bejubeln! Das Pedelec als Methadon für die Motor-Abhängigkeit wäre traumhaft, auf dem Weg dann bald ganz auf Muskelkraft umzusteigen. Leider sehe ich das aber in meinem Bekanntenkreis nirgends. In Masse steigen Menschen von Fahrrad aufs Pedelec um. Kein Fall ist mir bekannt, wo ein Pedelec angeschafft wurde um damit ganz auf den eigenen Pkw zu verzichten. Ich kenne auch wenige Berichte, wo vom Pedelec aufs Fahrrad umgestiegen wurde.