In Antwort auf: iassu

Auch wenn ich nicht zu diesem Kreis zähle: das unschuldig-freie Losfahren mit low-budget und Dreigangrad, halb durchgebremsten Felgen, vergessenem Kochgeschirr und ohne geografisch präzise Planung stellt für mich einen hohen Wert dar. Es wäre traurig, wenn das zukünftig Illusion bleiben müßte.


Zukünftig? Ich war ja auch mal jung und hatte kein Geld. Camping hat mich lange Zeit trotzdem abgeschreckt, wir haben immer Jugendherbergen genutzt. Als ich anfing, mich doch mit dem Gedanken an Zelten zu beschäftigen (Mitte der Neunziger) war ich schon damals entsetzt, dass Zelten auf deutschen Campingplätzen nur sehr selten signifikant günstiger als das Übernachten in einer Jugendherberge ist. Wenn man dann noch dazurechnet, dass man eine Zeltausrüstung auch erstmal anschaffen muss und dass die Campingplatzdichte außerhalb der klassischen Feriengebiete klein ist, dann war das zumindest für Deutschland noch nie ein Deal. In anderen Ländern mag das anders sein, in Skandinavien habe ich immer gerne gezeltet, auch in Canada hat es Spaß gemacht. Allerdings galt in beiden Ländern schon immer das Parzellen- bzw. Pauschalpreisprinzip und gerade in Skandinavien konnte man oft für wenig mehr Geld eine einfach Hütte mieten.

Was Italien angeht, kann ich nicht recht mitreden, dort habe ich noch nie gezeltet, in Frankreich hatte ich wohl immer das Pech, auf für dortige Verhältnisse teuren Plätzen zu landen. Alles in allem sind wir schon vor vielen Jahren zu dem Ergebnis gekommen, das der TE im Ausgangsbeitrag präsentiert: Camping ist sehr überwiegend nicht der Preisknaller, als der er gerne verkauft wird, zumindest nicht in den Gegenden, die wir überwiegend bereisen.

Meine Vermutung ist eine andere: wie immer wenn Dinge teurer werden, trifft es die unterste Preisgruppe prozentual am stärksten. Während das Übernachten in festen Unterkünften in den letzten 20 Jahren erstaunlicherweise *für uns* kaum teurer geworden ist (was auch daran liegt, dass man sich heute sehr viel leichter einen Preisüberblick verschaffen kann), bin ich immer wieder entsetzt, wenn ich sehe was heute Jugendherbergen kosten. Klar hat das auch damit zu tun, dass der Komfort deutlich gestiegen ist. Das macht die Jugendherbergen zwar für ein Klientel attraktiv, das früher nicht dort übernachtet hätte, aber wenn es um einen absolut niedrigen Preis geht, ist diese Entwicklung natürlich fatal. Etwas ähnliches passiert wahrscheinlich auch bei den Campingplätzen. Die ganz einfachen und damit günstigen Plätze werden weniger. Oder durch Wohnmobilstellplätze ersetzt, weil dafür keine Infrastruktur nötig ist.